Grosser Discounter-Vergleich mit Aldi, Lidl und Denner
Bei 35 Migros-Produkten hält das Tiefpreisversprechen, aber Hunderte Produkte noch gar nicht günstiger!

Noch braucht die Migros Zeit, ihre 1000 Preise in den Supermärkten zu senken. Spätestens im Sommer sollen alle betreffenden Produkte gleich teuer oder billig sein wie die entsprechenden Artikel der Discounter. Blick hat nun die Preise von 35 Produkten verglichen.
Publiziert: 00:01 Uhr
1/6
Migros-Chef Mario Irminger: Hält er sein Tiefpreisversprechen?
Foto: Philippe Rossier
RMS_Portrait_AUTOR_1058.JPG
Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Im Oktober kündigte Migros-Chef Mario Irminger (59) an, den Preis von 1000 Alltagsprodukten auf «Discount-Niveau» zu senken. «Es gibt definitiv keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen», hiess es damals an der Medienkonferenz auf eine Frage von Blick. Ein grosses Versprechen an die Kundinnen und Kunden! Diese Produkte spielen beim täglichen Einkauf eine wichtige Rolle. Zudem sollen sie in der Qualität jenen von Aldi und Lidl in nichts nachstehen. Besonders bei Denner haben einige Angestellte leer geschluckt. Denn die Tiefpreisoffensive schliesst die Migros-Tochter ein.

Bei wie vielen Produkten hat Irminger sein Versprechen bereits umgesetzt? Bewegt sich die Migros nun wirklich preislich auf Augenhöhe mit den Billigheimern? Und kurbeln die Tiefpreise tatsächlich bereits die Nachfrage an, wie Migros-Präsidentin Ursula Nold (56) vor einigen Wochen behauptet hat? Davon wollte sich Blick selbst überzeugen und hat einen Tag lang Tiefpreise in einer grossen Zürcher Migros-Filiale erhoben und sie mit jenen in Stadtfilialen von Denner, Aldi und Lidl verglichen.

Erster Befund: Von den überprüften 35 Alltagsprodukten ist praktisch keines mehr teurer als das Pendant beim Discounter (Ausnahme: Clementinen). Das gilt sowohl für Marken aus den Betrieben der Migros-Industrie als auch für Produkte internationaler Markenhersteller. Die Migros hat ihr Versprechen eingehalten. Sie hat es seit Oktober bis heute aber erst geschafft, rund 70 Früchte, Gemüse und ein paar weitere Produkte mit den Tiefpreisen auszuzeichnen, wie Migros-Sprecherin Estelle Hain bestätigt. Ende Januar sollen es bereits national 500 Produkte aus dem Foodbereich auf gelbem Tiefpreisniveau sein.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Zweiter Befund: Noch muss lange suchen, wer in einer grossen Migros eines der bislang wenigen Tiefpreisprodukte ergattern will. Auffällige gelbe Schilder sollen im Laden auf die Tiefpreise aufmerksam machen. Bei den kleinen, elektronischen Preisschildern am Regal übersieht man diese allerdings leicht. Migros-Sprecherin Hain sagt, die Verfügbarkeit und damit Sichtbarkeit werde in den nächsten Monaten steigen: «Wir gehen davon aus, dass im Laufe des Jahres 1000 Tiefpreisprodukte verfügbar sein werden.» Unterdessen geben sich die Discounter kampflustig. «Bei uns sind alle Preise tief, niemand muss suchen», heisst es.

Dritter Befund: Für die Kundschaft ist der Preisvergleich zum Teil mühsam. So stehen einige Tiefpreisartikel bei den Discountern in grösseren Packungen im Regal. Kundinnen und Kunden müssen für einen Vergleich aufs Kilo oder auf 100 Gramm hinunterrechnen. Stichwort Labelvielfalt: Ein geschultes Auge ist auch nötig, um bei Qualität und Herkunft ein ebenbürtiges Produkt zu erwischen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Steigen die Verkäufe der Tiefpreisprodukte tatsächlich?

Nicht nur die Kundschaft soll etwas von den Tiefpreisprodukten haben, sondern auch der orange Riese selbst. Kurbeln die Preissenkungen tatsächlich bereits die Nachfrage von Obst und Gemüse um sieben Prozent an, wie Migros-Präsidentin Ursula Nold vor einigen Wochen in einem Interview behauptet hat? Auf Nachfrage nennt die Migros diese Zahl nicht mehr. «Die Verkäufe entwickeln sich überdurchschnittlich», sagt Sprecherin Hain. Konkrete Zahlen stelle man nicht zur Verfügung.

«
«Sollten die Preise steigen, werden wir die Situation individuell prüfen und Fall für Fall über unser Vorgehen entscheiden»
Migros-Sprecherin Estelle Hain
»

Bis jetzt ist immer von Preissenkungen die Rede. Was aber ist, wenn die Discounter Tiefpreisartikel wie etwa die Malbuner Party Sticks oder Gemüse verteuern, das Preisniveau mit der Migros nicht mehr auf gleicher Höhe und diese dann sogar günstiger ist? «Bei der Preisparität geht es immer darum, einen Artikel, der in Bezug auf die Leistung vergleichbar ist, dauerhaft zum gleichen Preis anzubieten wie ein Mitbewerber im Discountbereich», sagt Estelle Hain. «Sollten die Preise steigen, werden wir die Situation individuell prüfen und Fall für Fall über unser Vorgehen entscheiden.» Senke der Discount dauerhaft die Preise für diese Artikel, werde die Migros dies ebenfalls tun.

Helfen wird der Migros im Preiskampf ein Plus an Einkaufsmacht. «Ab 2025 wird die Beschaffung von gruppenübergreifenden Lieferanten im Food- und im Near-/Non-Food-Bereich schrittweise zentralisiert», kündigt Hain an. Die Vorteile eines gemeinsamen Einkaufs von Migros, Denner, Migrolino und Migros online neben besseren Einkaufskonditionen seien ein einheitliches Auftreten gegenüber Partnern und Lieferanten und eine gesteigerte Effizienz. Erste Priorität habe dabei die gemeinsame Beschaffung von internationalen Fremdmarken.

«Es gibt keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen»
1:10
Migros-CEO Peter Diethelm:«Es gibt keinen Grund mehr, zum Discounter zu gehen»
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.