Auf einen Blick
- Migros startet Tiefpreis-Offensive gegen Aldi und Lidl
- Denner bleibt trotz Preiskampf gelassen und unabhängig
- Denner hat 2023 Preise von über 500 Produkten gesenkt
Mit 1000 Tiefpreisen in ihren Supermärkten will die Migros verlorenen Boden gut machen. Ihre Offensive richtet sich gegen Discounter. Allen voran gegen die beiden deutschen Aldi und Lidl. Die Migros nimmt dabei auch in Kauf, dass der eigene Denner in der Preisschlacht den Kürzeren zieht.
Die Tiefpreis-Offensive sorgt auf den Gängen der Migros-Tochter für Gesprächsstoff. Sie entlockt der Denner-Führung aber nur ein müdes Lächeln. «Bei uns müssen Kundinnen und Kunden die Tiefpreise nicht im Laden suchen, sondern können überall zugreifen», sagt Sprecher Thomas Kaderli auf Anfrage. Das Discount-Sortiment beträgt zwischen 2000 und 3000 Produkte. Jenes eines durchschnittlichen Migros-Supermarkts dagegen rund 13'000. Laut Kaderli kommen wöchentlich über 200 Aktionsangebote hinzu, «bei denen noch mehr gespart werden kann».
Das Unternehmen mache sich darum auch mittel- bis langfristig keine Sorgen ob der Tiefpreis-Strategie des Mutterhauses. Die eigenen Preise in der Discount-Filiale setze man übrigens eigenständig und unabhängig von der Migros fest, versichert Kaderli.
Interessant: Der heutige Migros-Chef Mario Irminger (59) war zuvor Chef von Denner. Er hat damals den Discounter schlank aufgestellt und «durchgängig auf Effektivität und Effizienz getrimmt», wie Sprecher Kaderli bestätigt. Irminger hat dazumal auch Umbau und Modernisierung des Filialnetzes angestossen, die seit Anfang 2024 laufen.
Vorprogrammierter Preiskampf im Detailhandel
Sollten die Discounter ihrerseits die Preise senken, werde man nachziehen und die Tiefpreise nochmals senken, garantiert die Migros. Ein Preiskampf ist vorprogrammiert. Denner hat gemäss eigenen Angaben im laufenden Jahr die Preise von über 500 Produkten gesenkt, was rund 20 Prozent des Sortiments betrifft. Weitere Senkungen folgen.
Auch Aldi gibt seiner Kundschaft eine Tiefpreis-Garantie ab. Auf die Migros angesprochen heisst es: «Statt nur Versprechen zu glauben, lohnt es sich, den Detailhändler zu wechseln und sich bei Aldi Suisse selbst ein Bild davon zu machen, wie viel sich beim Einkauf sparen lässt.» Gerade bei Obst und Gemüse, wo Migros Tiefpreise verspricht, gebe Aldi den Ton an, so die Pressestelle. Dasselbe gelte beim Frischfleisch. Wie viele Preise der Discounter im laufenden Jahr dauerhaft gesenkt hat, will das Unternehmen nicht preisgeben.
Offener gibt sich der dritte Lebensmitteldiscounter im Bunde. «Lidl hat im laufenden Jahr bei Lebensmitteln 1000 Preissenkungen durchgeführt. Im Non-Food Bereich sogar bei über 1500 Produkten», so Sprecherin Nicole Graf. Die Preissenkungen betreffen Alltagsprodukte, darunter auch 200 Bio-Lebensmittel. Die Preisreduktionen reichen bis zu 55 Prozent – und liegen im Schnitt bei 10 Prozent.
In einer kürzlich erschienenen Werbeanzeige spricht Lidl-Schweiz-Chef Nicholas Pennanen (39) «von der grössten Preissenkungswelle in der Firmengeschichte von Lidl Schweiz». Sowohl Lidl als auch Aldi und Denner beanspruchen für sich, «die Günstigsten» im Lebensmitteldetailhandel zu sein. Tiefpreise der Migros hin oder her.