Grossaktionär fordert Konsequenzen
CS-Präsident Urs Rohner soll auf Lohn verzichten

Nach dem Debakel um den US-Hedgefonds Archegos machen Aktionäre Druck auf die Spitze der Credit Suisse: Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (61) soll auf seinen Lohn verzichten, Konzernchef Thomas Gottstein (57) könnte seinen Job bald los sein.
Publiziert: 30.03.2021 um 10:40 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2021 um 23:19 Uhr
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Die Credit Suisse kommt nicht aus den Schlagzeilen. Wegen dem Debakel um den US-Hedgefonds Archegos droht ein Milliardenschaden.
Foto: AFP
Christian Kolbe

Der Unmut der Aktionäre ist verständlich, hat die CS-Aktie gestern doch 14 Prozent an Wert verloren. Das bedeutet, der CS-Grossaktionär Harris Associates hat mit seinem Investment in die Schweizer Grossbank viel Geld verloren.

Entsprechend sauer reagiert Anlagechef David Herro (60), er fordert gegenüber der Nachrichten-Agentur Bloomberg, dass CS-Präsident Rohner auf seinen Lohn für 2020 verzichtet: «Angesichts der jüngsten Ereignisse und der vergangenen Leistungen, bin ich der Überzeugung, es wäre angemessen, Herr Rohner verzichtete auf weitere Vergütungen durch Credit Suisse.»

Aktie legt leicht zu

Gemäss Vergütungsbericht soll CS-Präsident Urs Rohner (61) für 2020 4,7 Millionen Franken für sein letztes Jahr an der Spitze der CS erhalten. Ende April wird Rohner an der Generalversammlung sein Amt an António Horta-Osório abtreten.

Immerhin: Im frühen Handel legt die CS-Aktie um etwas mehr als ein Prozent. Das heisst, die Talfahrt ist gestoppt, vereinzelt scheinen Schnäppchenjäger zuzugreifen.

CS vor schwieriger GV

Vermögensverwalter Herro ist so etwas wie der Intimfeind von Rohner. Der Amerikaner hatte bereits rund um den Fall Thiam/Khan den Abgang von Rohner gefordert. In den letzten Monaten der Präsidentschaft Rohner hat die Bank mit der Pleite des Greensill-Fonds und des Hedgefonds Archegos Milliarden Franken in den Sand gesetzt. Deshalb hat der Stimmrechtsberater Ethos angekündigt, an der kommenden GV gegen die Entlastung der Verwaltungsrates und gegen die Boni für die Chefetage zu stimmen.

Zehn Jahre lang war Rohner als Präsident am Drücker. Er hat die Amtszeit voll ausgeschöpft. Allerdings haben die Aktien der CS in dieser Dekade rund 70 Prozent an Wert verloren. Rohner hat die Spionage-Affäre um Ex-CEO Tidjane Thiam (58) und dessen einstigen Schützling Iqbal Khan (45) ausgestanden und neben Thiam über zwei weitere Männer an der CS-Spitze gewacht: Brady Dougan (61) und nun Thomas Gottstein.

Kann sich Gottstein halten?

Im Steuerstreit mit den USA musste die CS eine Busse von 2,5 Milliarden Franken bezahlen. In einem Interview mit Radio SRF betonte Rohner 2014, dass er persönlich eine weisse Weste habe, ihn also keine direkte Schuld treffe.

Rohner ist an der Spitze der CS zwar bald Geschichte, doch vielleicht muss er noch eine gewichtige Personalentscheidung treffen. Verschiedene Finanzportale sehen den Stuhl von Konzernchef Gottstein wackeln, ziehen Parallelen zum Fall Adoboli bei der UBS. Damals musste Konzernchef als oberster Verantwortlicher seinen Hut nehmen.


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