Gotthard bleibt ein Nadelöhr
«Mit der Öffnung werden die Engpässe nicht verschwinden»

Eine von zwei Röhren des Gotthard-Basistunnels ist wieder offen. Die Transportkapazitäten ziehen damit wieder deutlich an. Doch auch die Gütermengen werden ab dieser Woche stark steigen.
Publiziert: 23.08.2023 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2023 um 11:04 Uhr
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Ein Unfall im Gotthard-Basistunnel sorgt im Güterverkehr für Engpässe.
Foto: keystone-sda.ch
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Seit dieser Nacht ist die Oströhre im Gotthard-Basistunnel für Güterzüge wieder offen. Die Weströhre bleibt wegen der Arbeiten an der Unfallstelle weiterhin gesperrt. Beim ersten Güterzug, der die Oströhre in der vergangenen Nacht von Süden her befuhr, handelte es sich um eine Komposition von RailCare. Von Norden her folgte später ein Postzug von Härkingen SO nach Cadenazzo TI, wie die SBB mitteilen. Ist damit der drohende Güterstau aus der Welt? 

«Ich rechne nicht damit, dass mit der Öffnung einer Tunnelröhre die Engpässe verschwinden werden, da die ab heute angebotene Kapazität deutlich unter dem Normalangebot bleiben wird», sagt Hans-Jörg Bertschi (66), Chef des gleichnamigen Transportunternehmens. Um wie viel, werde man erst nach ein bis zwei Wochen sehen, wenn man erste Erfahrung mit dem Ein-Röhren-Betrieb habe. 

Im Normalfall werden etwa 50 Prozent des Warenaustauschs zwischen Deutschland/Benelux im Norden und der Lombardei/Piemont/Mittelitalien im Süden durch den Gotthard-Basistunnel abgewickelt. Deshalb «dürfte die Engpasssituation zu europaweit relevanten Störungen von Lieferketten führen», so Bertschi. 

Ferienende in Italien

Bis anhin waren die Auswirkungen der Sperrung des Gotthard-Basistunnels noch verkraftbar. «Aufgrund der August-Ferien in Italien war die Nachfrage im Verkehr von und nach Italien bisher begrenzt. Ab dieser Woche wird sie deutlich ansteigen», sagt Bertschi, der auch Präsident von Hupac ist.

Die Gruppe ist führend im kombinierten Verkehr, der für weite Strecken die Lastwagen auf die Schiene verfracht. Aktuell seien bereits viele Züge des kombinierten Verkehrs auf der Nord-Süd-Achse abgestellt, weil die Lötschberg-Simplon-Kapazität nicht ausreichte, um die Zeit der Totalsperrung zu überbrücken. 

Das derzeitige Einspurkonzept sieht vor, dass vier Güterzüge nacheinander durch den Basistunnel verkehren. Anschliessend wird die Oströhre von vier Güterzügen in der Gegenrichtung befahren. Insgesamt können somit knapp 100 Güterzüge pro Tag durch den Basistunnel fahren. Rund 30 werden über die Panoramastrecke umgeleitet. Zu Umleitungen über die Lötschberg-Simplon-Achse wird es dennoch weiterhin kommen. 

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