Erinnern Sie sich an Aerosana, Avanex, Maxi, Sansan und Progrès? Die gibt es nicht mehr. Sie wurden alle mit ihrer Mutterkasse Helsana zusammengelegt. Oder sie hiessen Arcosana, Intra, Sanagate. Es waren Marken der CSS. Mit der Arcosana ist auf Anfang 2023 auch die letzte CSS-Tochter ins Mutterhaus integriert worden. Groupe Mutuel umfasste einst 16 verschiedene Kassen; heute sind es noch sechs. «Aktuell denken wir über mögliche Zusammenschlüsse nach. Alle Optionen sind offen», heisst es aus Martigny. Dann führt auch Swica mit Provita noch eine separate Kasse. Auch hier sind alle Optionen offen.
All diese Kassen hatten etwas Eigenartiges: Sie gehörten einer und derselben Krankenkassen-Gruppe, lieferten die exakt gleiche Leistung wie die Mutter- und die Schwesterkassen, verlangten aber eine unterschiedlich hohe, häufig tiefere Prämie als die Mutterkasse. Man nannte sie Discountkassen.
Der Grund dieses Kuriosums in einem Satz: Der Risikoausgleich funktionierte nur ungenügend. Ohne Risikoausgleich müssten Krankenkassen mit vielen älteren Versicherten deutlich höhere Prämien verlangen als jene mit jungen Versicherten, die erfahrungsgemäss im Schnitt weniger Kosten verursachen.
Deshalb gibt es diesen Ausgleichsmechanismus. Das heisst, Kassen mit überdurchschnittlich vielen gesunden Versicherten müssen den Kassen mit überdurchschnittlich vielen kranken Versicherten via diesen Risikoausgleich Geld zahlen.
Mehr von Gopfried Stutz
Doch wie werden kranke und gesunde Versicherte erfasst? Je älter, desto grösser die durchschnittlichen Kosten. Anfänglich wurde die Risikostruktur allein aufgrund des Alters und des Geschlechts erfasst. Doch das genügte nicht, und so gab es zwischen den Kassen grosse Prämienunterschiede. Anfang 2012 kam der Aufenthalt in einem Spital oder Pflegeheim mit mindestens drei aufeinanderfolgenden Nächten als drittes Kriterium hinzu. Und seit diesem Jahr wird für die Messung des Risikos auch der Medikamentenkonsum der Kundinnen und Kunden aus dem Vorjahr erfasst.
Wegen des verfeinerten Risikoausgleichs mussten Billigkassen mehr in den Risikoausgleich einzahlen. Das heisst, weil sie höhere Kosten hatten, mussten sie die Prämien nach oben anpassen. Denn bei einem perfekt funktionierenden Risikoausgleich könnten nur noch Verwaltungskosten und Kundendienst unterschiedliche Prämien rechtfertigen.
Für Krankenversicherer macht es daher keinen Sinn mehr, mehrere Schwesterkassen mit ähnlich hohen Prämien zu führen. Und somit sind auch die klassischen Billigkassen passé.
Kaum zu glauben: Im schweizerischen Gesundheits- und Krankenkassenwesen gibt es mitunter auch Entwicklungen, die man durchaus positiv bewerten kann.