Rekordumsatz, Mega-Kosten, unter dem Strich ein satter Gewinneinbruch. Die Migros verdiente nur noch 459 Millionen Franken im vergangenen Geschäftsjahr. Das sind 209 Millionen Franken oder 31 Prozent weniger Gewinn als im Vorjahr. Was läuft da schief? «Die Migros ist kerngesund», sagt Fabrice Zumbrunnen (53) im Gespräch, das Blick mit dem Migros-Chef am Vortag der heutigen Jahrespressekonferenz führen konnte. «Aber wir mussten im letzten Jahr einen noch nie dagewesenen Kostenanstieg verkraften.»
Kosten in Höhe von 400 Millionen Franken! «Ein solcher Kostenschub in so kurzer Zeit ist historisch für die Migros», weiss Zumbrunnen. Allein 250 Millionen Franken davon entfallen auf Preissteigerungen bei Rohstoffen, Verpackungen und Energie in der Migros-Industrie. Weil der orange Riese auf einem «soliden Fundament» stehe, gebe es keinen Personalabbau, versichert Zumbrunnen. «Wir haben den Gewinnrückgang in Kauf genommen und die Supermarktpreise für Kundinnen und Kunden weniger stark angehoben, als wir das aufgrund der starken Teuerung hätten tun müssen.»
Nicht nur der Kostenanstieg schlägt sich in der Bilanz nieder, sondern auch «ein nicht so gutes Jahr an der Börse», sagt Zumbrunnen. Die Migros wird allerdings nicht an der Börse gehandelt, sondern es sind die Wechselkurse der Fremdwährungen, die das Migros-Finanzergebnis zusätzlich belasteten.
Migros | Coop | |
Umsatz | 30,1 Mrd. | 34,2 Mrd. |
Gewinn | 459 Mio. | 562 Mio. |
Filialen | 658 | 955 |
Angestellte | 97'727 | 94'790 |
Der Migros-Chef, der Ende April das Zepter an Nachfolger Mario Irminger (57) abgibt, betont, dass «keine der zehn regionalen Genossenschaften rote Zahlen geschrieben hat». Im vergangenen Jahr gab es Medienberichte, die von Verlusten in gewissen Migros-Regionen sprachen. «Alles reine Spekulationen, Gerüchte, die wir nie kommentiert hatten», bezeichnet Zumbrunnen diese im Gespräch mit Blick.
Klumpenrisiko Migros Bank?
Mit steigenden Kosten ist die Migros auch im laufenden Jahr konfrontiert, sagt Zumbrunnen. «Aber wir hoffen sehr, dass wir im Verlauf des Jahres mit einem tieferen Kostenanstieg arbeiten und unseren Kunden wieder tiefere Preise bieten können», sagt der Migros-Chef. In den vergangenen Wochen habe man bereits erste Preissenkungen an die Kundschaft weiter geben können. Insgesamt rechnet Zumbrunnen mit einer «Jahresteuerung im Supermarktgeschäft der Migros von zwei bis drei Prozent».
Allerdings sei klar: «Die Migros muss weiter an ihrer Effizienz arbeiten.» Und sie muss darauf zählen können, dass die Migros Bank weiterhin stolze Gewinne abwirft.
Das Finanzinstitut der Migros steuerte 240 Millionen Franken zum Gewinn der Migros-Gruppe bei. Sprich: 52 Prozent des Gewinns stammt von der Migros Bank. Ein Klumpenrisiko? «Unsere Bank ist tatsächlich sehr wichtig für uns und wächst weiter», sagt Zumbrunnen.
Aber auch andere Bereiche wie das Gesundheits- und Reisegeschäft hätten eine «tolle Leistung» erbracht. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass es im laufenden Jahr ein Stück einfacher wird und der Gewinn wieder steigt.» Ob es auch dann wieder zu einem Umsatzrekord reicht, ist offen. Im vergangenen Jahr übertraf der Gruppenumsatz der Migros erstmals die Marke von 30 Milliarden Franken (+4,2 Prozent).
Coop mit mehr Gewinn – und weniger Kosten?
Migros-Rivale Coop hat im letzten Jahr einen Gewinn von 562 Millionen Franken eingefahren. Das sind 3 Millionen mehr als im Vorjahr. Bei der Publikation der Zahlen im Februar sprach Coop von einem «herausforderndem wirtschaftlichen Umfeld». Auch der Umsatz konnte gesteigert werden. Dass nicht mehr Gewinn übrig geblieben ist, erklärte Coop wie auch die Migros mit einem Kostenanstieg.
Laut dem Basler Detailhandelsriesen wurden rund 250 Millionen Franken Kostensteigerungen selber getragen, seien folglich zu Lasten des Gewinns gegangen.