In der Migros bahnt sich hinter den Kulissen eine Revolution an. Wie die «Bilanz» in den letzten zwei Wochen von mehreren voneinander unabhängigen Quellen erfahren hat, sollen die Supermärkte aus dem Migros-Genossenschaftsbund (MGB) ausgegliedert und in einer neuen Einheit vereint werden. Auch die «Schweiz am Wochenende» berichtete heute darüber.
Angedacht ist eine Aktiengesellschaft, eine Supermarkt AG; wobei die Rechtsform letztlich nicht entscheidend sei. Der stärkste Widerstand gegen die Ausgliederung der Supermärkte kommt gemäss «Bilanz»-Recherchen vom MGB, der rund 90 Prozent des Einkaufs verantwortet und in der Werbung federführend ist. Er soll in die Rolle des reinen Dienstleisters zurückgedrängt werden.
«Wir könnten viele Doppelspurigkeiten verhindern», sagt eine involvierte Person. Das Problem der Migros ist vor allem die komplexe Kostenstruktur mit MGB einerseits und den zehn Genossenschaften andererseits. Jede Genossenschaft betreibt eine eigene Logistik und hat eigene Abteilungen für Finanzen, Marketing, HR und teils IT. Das mindert die Effizienz und drückt auf die Margen. «Es wird immer schwieriger zu argumentieren, dass die ganzen Overheads in den Regionen so weiterbestehen sollen», sagt eine Person aus dem Management. «Die Schweiz ist zu klein, um sich mehrere Mikroregionen zu leisten.»
Kampf um Machtverteilung
Intern läuft das Ringen um die künftige Machtverteilung zwischen Genossenschaften und Zentrale schon länger. Nun zeichnet sich ein Sieg der Regionen ab. Das Supermärkte-Projekt läuft inzwischen unter dem Namen «Fit pour le Futur» und stammt ursprünglich nicht aus dem MGB.
Der Plan zur Bündelung der Supermärkte wurde Mitte 2020 als Erstes von einer regionalen Genossenschaft angestossen, die das Papier zusammen mit McKinsey erarbeitet hatte. Bald einmal sprangen alle mächtigen Genossenschaften auf. Zürich, Aare, Ostschweiz, Luzern und auch kleinere, wie die Tessiner, treiben nun das Projekt gemeinsam voran. Wie zu hören ist, sind neun von zehn Genossenschaften an Bord. Offenbar tue sich Neuenburg-Freiburg noch schwer damit.
Präsidentin soll eingelenkt haben
Dem Vernehmen nach hat nun zumindest Migros-Präsidentin Ursula Nold (50) als oberste Konzernstrategin eingelenkt. Inzwischen habe Nold wohl gesehen, dass sich die Pläne kaum verhindern liessen, sagt ein Regionalchef, der anonym bleiben möchte. Aufgrund der schwierigen Geschäftsentwicklung sei allen klar, dass sich etwas ändern muss. «Nold könnte am Schluss sogar als jene Präsidentin dastehen, die den Konzern reformiert und den gordischen Knoten löst», sagt eine involvierte Person. Wie sich die Migros reformieren könnte, ist eine Frage, die seit Jahren auch die Medien stark beschäftigt.