Nach dem Rücktritt von Fabrice Zumbrunnen (52)
Das sind die Kronfavoriten für den Migros-Chefposten

Überraschend hat Fabrice Zumbrunnen den Rücktritt als Migros-Chef bekannt gegeben. Eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht. Erste Kandidaten bringen sich aber in Position. Eine Frau ist bisher nicht im engeren Kreis der Favoriten.
Publiziert: 26.10.2022 um 20:26 Uhr
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Aktualisiert: 02.02.2023 um 11:53 Uhr
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Fabrice Zumbrunnen verlässt die Migros nach nur fünf Jahren als Chef.
Foto: Philippe Rossier
Patrik Berger, Christian Kolbe und Ulrich Rotzinger

Die Meldung hat am Dienstagabend eingeschlagen wie eine Bombe. Nach nur fünf Jahren im Amt hat Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen (52) seinen Rücktritt bekannt gegeben. Selbst für Migros-Kenner, aber auch -Kundinnen überraschend! Laut Migros ist die Nachfolgesuche nun angelaufen, Zumbrunnen stehe den Medien derzeit nicht zur Verfügung.

Heisst zwischen den Zeilen: Auch der Migros-Genossenschaftsbund wurde offenbar ohne grösseren Vorlauf von Zumbrunnen darüber in Kenntnis gesetzt, dass er, der gebürtige Jurassier – erster Romand an der Migros-Spitze, mit damals 48 Jahren jüngster Migros-Chef aller Zeiten –, das Handtuch wirft und den Chefposten per Ende April 2023 abgibt. Peng!

Warum nur fünf Jahre?

Vorgänger Herbert Bolliger (69), 13 Jahre Chef der Migros, und andere Chefs in der Detailhandelsbranche blieben deutlich länger im Amt als bloss fünf Jahre wie Zumbrunnen. Was steckt hinter dem plötzlichen Rücktritt? Die Schlappe bei der Alkoholabstimmung? Oder haben die mächtigen Regionalfürsten Zumbrunnens Vorhaben ausgebremst, wie der «Tages-Anzeiger» spekuliert? Demnach soll Zumbrunnen vor diesen kapituliert haben.

Der Chef des grössten Detailhändlers wollte, dass die zehn regionalen Genossenschaften besser zusammenarbeiten und Doppelspurigkeiten abbauen. Zumbrunnen, der in Gesprächen immer wieder durchblicken liess, dass das ständige Hin und Her mit den Regionalfürsten und der Migros-Verwaltung Nerven und Zeit koste, wollte sich offenbar nicht weiter aufreiben. «Er hatte immer seinen eigenen Kopf», sagt ein ehemaliger Kadermitarbeiter am Migros-Hauptsitz. Der Zeitpunkt, etwas Neues anzupacken, sei mit 52 Jahren ausgezeichnet.

Unruhe herrsche am Hauptsitz schon seit einigen Monaten, sagt ein anderer Migros-Insider. «Als Kommunikationschefin Sarah Kreienbühl im August ihren Rücktritt bekannt gab, war klar, dass das nicht der letzte sein wird.»

Im Sommer gingen die Wogen hoch

Die Gründe für den Rücktritt von Migros-Chef Zumbrunnen sind für Insider, die mit den Vorgängen an der Migros-Spitze bestens vertraut sind, weniger überraschend. Zumbrunnen stehe ungern auf der grossen Bühne, er habe sich lieber in sein Chefbüro zurückgezogen, als sich unter die Genossenschafter und Kunden zu mischen. In der Öffentlichkeit war der Migros-Boss keine präsente Figur, eher unbekannt. Ganz im Gegensatz zu seinen Vorgängern.

Zumbrunnen kam aus der kleinsten der zehn Genossenschaften an die Spitze der Generaldirektion, hat es aber offenbar nicht geschafft, sich den Respekt der Regionalfürsten zu verschaffen oder den mächtigen Industrie- und Marketingchefs auf Augenhöhe zu begegnen.

Das sind die Kronfavoriten

Mögliche Nachfolger werden bereits herumgereicht. So Jörg Blunschi (61): Er war vor fünf Jahren gegen Zumbrunnen unterlegen. Er gilt als unternehmerisch denkender Chef der Migros-Genossenschaft Zürich – mit guten Kontakten zur Basis. Vielleicht kommt im zweiten Anlauf seine grosse Stunde.

Oder Mario Irminger (56). Er leitet erfolgreich die Discount-Tochter Denner der Migros. Die Frage ist, wie sein Ansehen bei den regionalen Genossenschaftsleitern ist. Das Gleiche gilt für Matthias Wunderlin (48), der einst bei McKinsey gearbeitet hat und jetzt für das Marketing der Migros verantwortlich ist.

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