Der Umsatz von Swiss Steel sank 2023 um fast ein Fünftel auf 3,2 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag bekannt gab. Im Vorjahr hatte der steile Anstieg der Stahlpreise den Umsatz noch um über ein Viertel in die Höhe getrieben.
Die Nachfrage nach den Produkten von Swiss Steel tauchte ab: Die Absatzmenge sank um 17,3 Prozent auf 1375 Kilotonnen. Der durchschnittliche Verkaufspreis fiel um 3,1 Prozent auf 2363 Euro pro Tonne. Im Vorjahr mussten die Kunden noch 2438 Euro pro Tonne bezahlen.
Operativ musste der Konzern einen bereinigten Verlust vor Abschreibungen und Amortisationen (Ebitda) von 40,9 Millionen hinnehmen. Im Vorjahr hatte Swiss Steel hier noch einen Gewinn von 217 Millionen Euro erzielt.
Unter dem Strich rutschte das Unternehmen in die roten Zahlen mit einem Verlust von 294,8 Millionen Euro nach einem kleinen Reingewinn von 9,4 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das Jahr 2023 sei enttäuschend gewesen, erklärte denn auch Konzernchef Frank Koch.
Kapitalerhöhung von 300 Mio Euro
Um den Konzern aus der Schieflage zu bringen, wird nun eine Kapitalerhöhung von mindestens 300 Millionen Euro (286,8 Mio Fr.) durchgeführt. Diese ist abgesichert durch Grossaktionär Martin Haefner mit seiner Gesellschaft Bigpoint, der laut letzten Angaben 32,73 Prozent an Swiss Steel hält. Haefner zeigte sich in einer Stellungnahme von der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells von Swiss Steel überzeugt.
Zudem seien die wesentlichen finanziellen Vereinbarungen mit den Kreditgebern bis September 2028 verlängert worden. Darunter seien auch die Aktionärsdarlehen der Bigpoint, heisst es.
Die Kapitalerhöhung soll an einer ausserordentlichen Generalversammlung am 4. April von den Aktionären bewilligt werden. Es müsse davon ausgegangen werden, dass eine Kapitalerhöhung nur mit einem weiteren Engagement eines oder aller Hauptaktionäre (d.h. Bigpoint, PCS Holding von Peter Spuhler und der Aktionärsgruppe von Viktor Vekselberg bestehend aus Liwet Holding AG und ComplexProm Joint Stock Company) gelingen werde, schrieb Swiss Steel in der Einladung zur ausserordentlichen GV.
Ausnahmeklausel für Haefner
Die Anteile der Hauptaktionäre dürften sich durch die Kapitalerhöhung erhöhen. Damit läuft Bigpoint Gefahr, die Schwelle von einem Drittel der Anteile zu überschreiten und laut Gesetz ein Übernahmeangebot für alle Aktionäre vorlegen zu müssen.
Dies will Haefner verhindern und hat deshalb eine Ausnahmeklausel (Opting-out) bei der Übernahmekommission (UEK) beantragt. Diese hat das nun bewilligt.
Damit muss Bigpoint kein Übernahmeangebot vorlegen, wenn es im Rahmen der Kapitalerhöhung zum Zweck der Sanierung die rechtliche Schwelle von einem Drittel der Anteile überschreitet. Aufgrund der Gespräche mit den drei Swiss-Steel-Hauptaktionären geht der Verwaltungsrat davon aus, dass Bigpoint Holding (und eventuell ein weiterer Hauptaktionär) im Zuge der Kapitalerhöhung den Grenzwert von einem Drittel der Stimmrechte überschreiten werde, hiess es.
Bigpoint will nach Abschluss der Kapitalerhöhung mit einem Mitglied in den Verwaltungsrat einziehen. Dies habe die Gesellschaft dem Swiss-Steel-Verwaltungsrat erklärt. Derzeit ist Bigpoint nicht im Aufsichtsgremium vertreten.
Restrukturierung vorantreiben
Gleichzeitig treibt Swiss Steel selber die Restrukturierung voran. So wurden sieben Vertriebsgesellschaften in Osteuropa veräussert, ebenso wie die Vertriebseinheit in Chile und die Beteiligung der Gruppe am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen Shanghai Xinzhen Precision Metalwork.
Die im vergangenen Dezember angekündigte Veräusserung von Teilen von Ascometal France ist noch nicht erfolgt, da die beteiligten Parteien noch Optionen erörtern und noch keine endgültige Einigung erzielt haben, wie Swiss Steel weiter schrieb.
Gleichzeitig prüft Ascometal France Holding weiterhin alle strategischen Optionen für die Zukunft aller ihrer Einheiten. «Unter den gegenwärtig sehr schwierigen Umständen kann dies eine gerichtliche Reorganisation aller oder eines Teils der Unternehmen von Ascometal France zur Folge haben.» Auch ein Verkauf von Finkl Steel werde geprüft, hiess es.
1000 Stellen weniger
Zudem wurde die grösste Produktionseinheit, Deutsche Edelstahlwerke (DEW), reorganisiert und in zwei rechtlich getrennte Produktionseinheiten aufgespaltet. 350 Stellen wurden gestrichen. Bis 2025 sollen über 130 Millionen Euro an Kosten gespart werden. Insgesamt hat der Stahlkonzern den Personalbestand um über 1000 Stellen auf 8812 Mitarbeiter gesenkt. Dazu haben auch die Firmenverkäufe in Osteuropa beigetragen.
2024 wird auch nicht einfach. «Wir haben seit Jahresbeginn mehr Angebotsanfragen erhalten. Allerdings haben sich die Märkte insgesamt noch nicht normalisiert», schrieb Swiss Steel weiter. «Wir erwarten eine allmähliche Verbesserung der Erträge im ersten Halbjahr 2024, gefolgt von einer stärkeren zweiten Jahreshälfte.» (SDA/kae)