Aufatmen in der Bündner Hotellerie. Mit der Reduktion der Quarantäne- und Isolationsdauer auf fünf Tage verschafft der Bundesrat den Betrieben nun wieder etwas mehr Luft.
Der Präsident von Hotelleriesuisse Graubünden, Ernst «Aschi» Wyrsch (60), ist erleichtert und «happy», wie er sagt. «Die Experten haben bestätigt, dass dieser Schritt vertretbar ist.» Zudem sei er wirtschaftlich dringend nötig: «Es geht hier um die Rettung der Wintersaison. Bei den erwarteten Fallzahlen würde es sonst einen Kollaps geben. So dürften wir aber mit einem blauen Auge davonkommen.»
Hoteliers und Beizer leiden seit Wochen unter einem massiven Personalmangel. Die Omikron-Welle walzte durchs Land und liess reihenweise Personal ausfallen, das bislang für zehn Tage in Isolation oder Quarantäne steckte.
Betriebe mussten ihre Zimmerzahl reduzieren, die Menü-Karten zusammenstreichen, dem übriggebliebenen Personal Extraschichten aufbürden oder gar vorübergehend dichtmachen.
Auch Gastrosuisse begrüsst die Lockerungen. «Das hilft unserer Branche, denn viele Mitarbeitenden, auch ohne Symptome, fehlen im Moment in den Betrieben», sagt Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (59). Der Verband bedauert jedoch, dass die bestehenden Massnahmen bis Ende März verlängert werden sollen.
Die Restaurants leiden nach wie vor stark unter den behördlichen Massnahmen. Die Homeoffice-Pflicht lässt das Mittagsgeschäft vieler Restaurants zusammenbrechen. Seit der Einführung von 2G+-Regelung herrscht in den Diskotheken und Tanzlokalen Flaute.
Ausgelaugtes Personal
Hotelleriesuisse hat in den letzten Wochen stark für eine Aufweichung der Quarantänepflicht gekämpft, wie Präsident Andreas Züllig (63) gegenüber Blick betont. Aus seiner Sicht geht der jetzige Lockerungsschritt aber noch zu wenig weit. «Das wird nicht ausreichen. Der Personalmangel wird weiterhin akut bleiben.»
Auch die fehlende Erholung für das Personal ist ein Problem. Viele Tourismusbetriebe gingen personell bereits vor der Omikron-Welle auf dem Zahnfleisch. Ernst «Aschi» Wyrsch sagt: «Im Graubünden fehlten zu Beginn der Wintersaison zwischen fünf und acht Prozent des Personals.» Gleichzeitig haben die Hotels über die Festtage ein deutliches Gästeplus von über 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr verzeichnen können. «Das hat beim vorhandenen Personal zu einer permanenten Überlastung geführt. Geschwächt durch die normalen Wintererkrankungen und Coronafälle.»
Einige Hotels haben ihre Leistungen von Mitte bis Ende Januar auf einen Minimalbetrieb heruntergefahren, damit das Personal eine Verschnaufpause erhält.
Die drohende Monsterwelle könnte das Gastgewerbe und sein müdes Personal schon bald wieder an seine Grenzen bringen. Andreas Züllig fordert deswegen weitere Lockerungen: «Die Quarantänepflicht für Personen ohne Symptome muss ganz abgeschafft werden.»
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Forderung nach finanziellen Hilfen
Beim Walliser Hotelierspräsident Markus Schmid (65) löst der Lockerungsschritt wenig Begeisterung aus. «Steigen die Fallzahlen wie erwartet an, werden die personellen Ausfälle so oder so gravierend sein», ist er überzeugt.
Schmid hofft darauf, dass die hohen Fallzahlen im Januar zu einer raschen Durchseuchung beitragen. Eine Hoffnung, die er mit vielen Unternehmern teilt.
Viele Betriebe erleiden durch die Corona-Massnahmen nach wie vor unter grossen finanziellen Einbussen, so Schmid. «Es wäre fatal, wenn der Bund den Zugang zu Kurzarbeitsentschädigungen einschränkt und den Geldhahn bei den Härtefallgeldern zudrehen würde.»
Mit den Sportferien herrscht in den Tourismusdestinationen ab Anfang Februar wieder Hochbetrieb. Die Buchungsstände sehen gemäss den Hotelierpräsidenten bis anhin solide bis gut aus. Je nach Entwicklung der Pandemie könne sich das jedoch schnell ändern.