Der Bund arbeitet an einem Corona-Notfallplan
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Kommt er zu spät?Der Bund arbeitet an einem Corona-Notfallplan

Übergang zur Endemie
Die Schweiz befindet sich offenbar bereits mitten in der Durchseuchung

Die hochinfektiöse Covid-Variante scheint die Schweiz bereits auf den Weg der Durchseuchung gebracht zu haben. Offiziell vermeidet der Bund das Wort. Zusätzliche Massnahmen werden vorderhand keine erlassen. Omikron nimmt seinen Lauf.
Publiziert: 09.01.2022 um 00:31 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2022 um 19:51 Uhr
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Volle Ränge beim Skiweltcup in Adelboden.
Foto: Keystone
Daniel Kestenholz

Eine offizielle Politik ist es nicht. Der Weg der Durchseuchung ist auch keine kommunizierte Strategie der Behörden. Doch Omikron stellt die Pandemiepolitik des Bundes auf den Kopf. Omikron verbreitet sich flugs. Massnahmen scheinen die Variante nicht bremsen zu können. In der Schweiz nimmt die Durchseuchung ihren Lauf – und damit eine erhoffte Immunisierungswelle.

Offiziell wünscht die Schweiz die Durchseuchung nicht. Patrick Mathys, Leiter der Sektion Krisenbewältigung im BAG, sagte noch am 29. Dezember vor Medien, er verwende den Begriff wirklich ungern. Theoretisch wäre Durchseuchung schon möglich, so Mathys. In der Praxis funktioniere dies nicht.

Eine optimale Versorgung von Patienten wäre nicht mehr zu gewährleisten. Mathys wies deutlich auf eine mögliche Überlastung insbesondere der Spitäler hin: «Wir können Omikron nicht einfach laufen lassen.» Inzwischen scheint es so, dass Omikron laufen gelassen wird, wie auch die neueste BAG-Grafik zur Entwicklung der Covid-Fallzahlen zeigt. Die dunkelblaue Linie zeigt den 7-Tage-Schnitt, der hellblaue Bereich die gemeldeten Fälle.

Omikron ändert alles

Omikron ändert alles, in kürzester Zeit. Das erste Mal hat der Blick den Begriff «Omikron» am 4. November erwähnt. Auf die Variante aufmerksam wurde die Welt Ende November. Jetzt, rund zwei Monate nach der Entdeckung des neuen Virusstamms im südlichen Afrika, hat Omikron die Schweiz bereits fest im Griff. Infektionszahlen steigen und steigen. Trotz alledem erlässt der Bundesrat keine verschärften Massnahmen. Am Mittwoch wird der Bundesrat die bestehenden Massnahmen verlängern – nicht mehr und nicht weniger.

Unter Omikron haben mehr Menschen Covid, aber weniger müssen ins Spital. Inzwischen scheinen sich viele schon damit abzufinden, auch geimpft einer Ansteckung nicht entgehen zu können. Verläufe sind nachweislich milder, die Dreifach-Impfung bietet Studien und Experten zufolge hohen Schutz.

In Büros, Geschäften und Betrieben wird gemunkelt, man müsse jetzt einfach schauen, dass es nicht alle gleichzeitig haben – weil haben werden es jetzt sowieso alle früher oder später. Das ist Durchseuchung. Und Bund und Kantone scheinen machtlos oder nicht gewillt, den Lauf des Virus mit drastischen Massnahmen aufzuhalten zu versuchen. Durchseuchung sei jetzt «einfach die Realität, dass wir nun alle eine Immunisierung aufbauen werden», sagt auch die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli. «Sei es durch den Booster oder durch Ansteckung.» Rickli fordert diesbezüglich vom Bund, der «Bevölkerung reinen Wein einzuschenken».

«Schweizer gehen da ein bisschen einen anderen Weg»

Fallbeispiel Ski-Party Adelboden BE mit 12'000 Fans: Ein solcher Menschenauflauf wäre kaum möglich, wenn Behörden versuchen würden, Ansteckungen möglichst zu verhindern. Dem Zweitplatzierten, Ösi Manuel Feller, blieb das grosse Staunen: «Die Schweizer gehen da ein bisschen einen anderen Weg.», sagte Feller dem ORF. «Die versuchen, an einem Wochenende gleich alle zu durchseuchen.» Schon, auch am Berg in Adelboden herrschte offiziell 3G. Maskenpflicht gibt es nicht, Masken werden lediglich empfohlen. Schutzabstand, das war einmal.

Omikron verändert den Verlauf der Pandemie, macht die Pandemie zur Seuche. Die unaufhaltbare Omikron-Flutwelle führt zur De-facto-Durchseuchung der Schweiz. Omikron vermehrt sich dabei nicht mehr so sehr in der Lunge, sondern grippeartiger im Nasen- und Rachenraum. Es gibt weniger Hospitalisierte, und die Hospitalisierten benötigen heute weniger häufig als in früheren Wellen Intensivbetreuung und Sauerstoff, wie jüngste Daten belegen.

«Omikron läutet den Übergang zur Endemie ein», sagte der deutsche Epidemiologe Klaus Stöhr (62) im Gespräch mit Blick. Der frühere WHO- und Novartis-Wissenschaftler mit Schweizer Wohnsitz hat eine klare Einschätzung zu Omikron – und fordert eine radikale Neuausrichtung der Pandemiepolitik. Stöhr fordert auch die Aufhebung der Quarantänepflicht für Kontaktpersonen, die geimpft sind. Der Immunschutz in der Bevölkerung wachse, so Stöhr. Von Schliessungen und Lockdown spricht kaum jemand mehr.

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