Auf einen Blick
- Geisterhotel Tenigerbad steht seit 50 Jahren leer. Investoren planen Wiederbelebung
- Jugendstilhotel von 1909 verfällt, Betonbauten aus 1970er-Jahren in besserem Zustand
- Der bislang letzte Betrieb dauerte nur von 1974 bis 1977, neue Besitzer planen Lodge
In einem Bündner Bergtal steht seit bald 50 Jahren ein riesiger Hotelkomplex leer. Das Geisterhotel Tenigerbad im Val Sumvitg GR ist eine moderne Ruine, ein sogenannter Lost Place. Am Hauptgebäude von 1909 ist der Verfall bereits von aussen sichtbar. Das Dach der grossen Terrasse ist verrostet, einige Holzbalkone hängen schief herunter.
Im Innern sind die Böden des Jugendstilbaus durchgefault, wie der «Tages-Anzeiger» in einer Reportage berichtete. Und nicht nur die Zeit, sondern auch Vandalen haben ihre Spuren hinterlassen.
Vom alten Luxus des Badebetriebs zeugen nur noch Holzliegestühle und die Überreste des Motors, der einst den Lift des Hotels antrieb, was Anfang des letzten Jahrhunderts eine grosse Neuheit war. Schon mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 endete die kurze Blütezeit des Hotels. 1951 schloss der alte Bau seine Tore für immer.
Investor plant Lodge und Ferienwohnungen
In einem viel besseren Zustand sind die Anbauten, die aus den 1970er-Jahren stammen. Die Betonbauten haben der Zeit besser getrotzt. Und hier setzt eine Investorengruppe um Rolf Diefenbacher aus Eglisau ZH an. Sie will das ehemalige Heilbad als Ferienort wiederbeleben. Geplant sind eine Lodge und Ferienwohnungen, unter anderem für Menschen mit Beeinträchtigung.
Auch das Restaurant soll wiedereröffnet werden. Witzige Anekdote: Als die Investoren das Land und das Gebäude 2023 aus dem Nachlass des 2015 verstorbenen Ernst-Ludwig Schultz (†88) übernahmen, lagen darin noch die Speisekarten aus den 1970er-Jahren. Das Menü: Piccata Milanese, mit Öpfelstrudel zum Dessert.
Schon der frühere Besitzer Schultz hegte grosse Pläne für das Tenigerbad. Der Geschäftsmann aus Frankfurt (D) hatte das bereits damals leerstehende Bad in den 70er-Jahren gekauft und massiv ausgebaut. Doch die Wiederbelebung dauerte nur von 1974 bis 1977, alle späteren Versuche, erneut Gäste ins Tenigerbad zu bringen, scheiterten.
Bisher erst kleine Unterhaltsarbeiten
Auf der Gemeindeverwaltung Sumvitg GR ist man froh, dass wieder Leben ins alte Bad zurückkehren soll. «Früher unter dem alten Besitzer brachen immer wieder Neugierige in den alten Bau ein. Das war für die Leute gefährlich, die in die Ruine eindrangen», sagt Gemeindeschreiber Fabian Collenberg (32).
Viel verändert hat sich seit der Übernahme durch die neuen Investoren nicht. «Ansonsten gab es bisher erst kleinere Unterhaltsarbeiten seit der Übernahme, aber keine grösseren Bauverfahren», erklärt der Gemeindeschreiber weiter. Wann der Betrieb wieder aufgenommen wird, ist unklar. Die Gemeinde äussert sich dazu nicht. Und Investor Diefenbacher hat Anfragen von Blick bisher nicht beantwortet.
Sicher ist aber schon jetzt: Das Jugendstilhotel spielt in den Plänen der neuen Besitzer vorerst keine Rolle. Zu weit fortgeschritten ist der Verfall, zu teuer wäre eine Sanierung. Stattdessen wolle man auf den Dächern Solarpanels installieren, sagte Diefenbacher gegenüber dem rätoromanischen Fernsehen RTR.