Seit 20 Jahren steht die ehemalige Raststätte am Walensee leer: Der Betonbau, direkt am Fels errichtet, gilt als Schandfleck der Region. Ideen zur Nutzung gabs viele, realisiert werden konnte keine. Das Gebäude ist mittlerweile komplett demoliert. Einer der berühmtesten Lost Places der Schweiz lockt immer wieder Neugierige an. Sie posieren für spektakuläre Instagram-Fotos oder feiern spätabends wilde Partys.
Die vorläufig letzte Chance zerschlug sich diese Woche: Das Bundesamt für Strassen wollte die Liegenschaft mit direktem Seezugang kaufen. Das Angebot aus Bern hat der Eigentümer aber ausgeschlagen. Nun überlässt er den Betonklotz seinem Schicksal.
Lost Places wie die Raststätte am Walensee ziehen immer wieder viele Menschen an – in der Schweiz gibts weitere Beispiele. Blick stellt sie vor:
Bordellruine in Hauenstein-Ifenthal SO
Der Sexclub Bolero hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das ehemalige Motel Hauenstein wäre dieser Tage 61 Jahre alt. Doch seit dem 7. September 2012 ist es – nach unzähligen Besitzerwechseln – endgültig geschlossen. Negativer Höhepunkt des Bordells war ein Winterabend im November 2001: Um 6 Uhr morgens wurde ein 40-jähriger Angestellter bei minus 3 Grad nackt und erfroren auf dem Trottoir vor dem Bolero gefunden.
Nach dem Aus vor zwölf Jahren ist das Bolero zur Bordellruine geworden – und hat zahlreiche Schaulustige aus der ganzen Schweiz angezogen. Im Innern liegen Sexspielzeuge, Alkoholflaschen und High Heels auf dem Boden. Die Gemeinde will das Bolero seit Jahren abreissen – seit Sommer 2023 liegt auch eine entsprechende Bewilligung vor. Aber der aktuelle Eigentümer ist noch nicht zur Tat geschritten und hat offenbar andere Pläne, wie das «Oltner Tagblatt» berichtete. So sollen mehrere Einfamilienhäuser, eine Halle, ein Café-Restaurant und Wohnungen entstehen.
Ex-Lungenklinik am Lago Maggiore
Anfang der 30er-Jahre wurde das Sanatorium oberhalb der Gemeinde Cugnasco-Gerra TI gebaut. Ein massiver Bau. Funktional und mit Bauhausästhetik. Vier Stockwerke. Die 80 Betten standen schwindsüchtigen Kindern zur Verfügung. Alle Krankenzimmer mit Südlage und Seeblick führten auf die sonnigen Terrassen. Im Souterrain waren die technischen Räume, die Küche, das Bügelzimmer, standen die Dampfsterilisatoren für die medizinischen Instrumente, und von dort starteten zwei Lastenaufzüge. Alles ist heute zugemüllt, verwüstet, längst ausser Betrieb.
In den späten 1960er-Jahren kam ein zweites Gebäude hinzu. Nach Abklingen der Tuberkulose blieb der Komplex in Medoscio ein Pflegeheim für Kranke aller Art. 1991 wurde es ein Altersheim, bis es 1994 aus finanziellen Gründen endgültig die Tore schloss. Seitdem wechselte das Ex-Sanatorium mehrmals den Besitzer. Ob Wellnesscenter, Luxushotel oder Entzugsklinik – sämtliche Pläne platzten bislang.
Mit dem Zerfall zogen Vandalen ein. Nachbarn hörten Rufe in der Nacht und Glas zersplittern. Zwei Schülerinnen berichteten von einer Erscheinung. Sie hätten eine Frau über die Flure rennen sehen. Dann sei der Geist plötzlich verschwunden. Andere Kids wurden auf ihrer Gruseltour von einem fernen spitzen Kinderschrei aufgeschreckt. In Bild und Ton festgehalten mit Handys und auf Youtube gestellt. Es kursieren noch heute Gerüchte. Satanisten hätten ihr Unwesen getrieben, Junkies und Dealer dort Drogen verteilt. Ob es bei der Ex-Lugenklinik spukt oder nicht – klar ist: Sie ist heute verlassener denn je.
Sektenhotel in Seelisberg UR
In den 70er- und 80er-Jahren bildete der indische Gelehrte Maharishi Mahesh Yogi auf dem Urner Seelisberg seine «Weltregierung im Zeitalter der Erleuchtung». Nach seiner plötzlichen Abreise 1983 zerfiel der schöne Bau aus der Belle Époque. Das Sektenhotel stand jahrelang leer. Doch jetzt soll das denkmalgeschützte Hotel Sonnenberg wieder aufgefrischt werden. Auch das Hotel Kulm nebenan wird erneuert. Die Immobilienfirma Halter investiert 200 Millionen Franken – dabei entstehen insgesamt 130 Wohnungen.
Grand Hotel Locarno TI
Seit 145 Jahren thront das Grand Hotel über Locarno TI. Hier logierten 1925 Vertreter der Friedenskonferenz, später unzählige Weltstars des Filmfestivals. Doch nun zerfällt der historische Bau – und statt Touristen wagten sich in den letzten Jahren nur noch Grusel-Fans in die Ruine. Seit 2005 ist es verlassen. Doch auch hier gibts ein Happy End: Die Immobiliengruppe Artisa hat 2022 mit der Totalrenovation der historischen Herberge begonnen. Fürs Filmfestival 2026 soll es bereit sein.