Auf einen Blick
- Bad Lostorf verlottert seit über 20 Jahren
- Mehrere Sanierungsversuche scheiterten, darunter ein märchenhaftes Badelandschaftsprojekt
- Grund ist unter anderem die unglückliche Aufteilung des Grundstücks
Überall auf der Welt wecken verlassene Gebäude und Orte die Neugierde der Menschen. Einer der grössten dieser sogenannten Lost Places in der Schweiz ist das Bad Lostorf in der gleichnamigen Solothurner Gemeinde.
Seit über 20 Jahren verlottert das ehemalige Thermalbad. 1974 als Kurort eröffnet, ging der Kurbetrieb bereits 14 Jahre später Pleite. Das Bad wurde mit staatlicher Unterstützung noch weitergeführt, bis es 2002 endgültig schloss, wie der Lokalsender Radio 32 berichtete.
Die Natur kommt langsam zurück
Seither wurde das Gebäude seinem Schicksal überlassen. Einzig die Zimmer des angeschlossenen ehemaligen Hotels wurden in Eigentumswohnungen umfunktioniert.
Ein Video eines Abenteuerlustigen auf Tiktok zeigt den Verfall deutlich: Die Zufahrtsstrasse ist aufgeplatzt, die verrammelten Türen zeigen Spuren von Einbruchsversuchen. Das Gelände ist überwuchert, und durch die Fenster sieht man ein Durcheinander von Stühlen, Schutt und Abfall.
Sanierung für 24 Millionen Franken scheiterte
Mehrere Versuche der Eigentümerin Aqua-Spa-Resorts AG zur Wiederbelebung scheiterten, unter anderem am Widerstand der Stockwerkeigentümer. So wollte die Firma 2011 eine Badelandschaft im Gebäude einrichten, inklusive Feen-, Elfen- und Wichtelbad. 24 Millionen Franken hätte das Projekt kosten sollen. Doch ein Drittel der 60 Wohneigentümer stellte sich quer, wie das «Oltner Tagblatt» schrieb.
Auch ein Verkauf des leerstehenden Bades kam bisher nicht zustande. 2021 war es für rund 2,7 Millionen Franken zum Verkauf ausgeschrieben. Doch obwohl damals offenbar Gespräche liefen, kam es bis heute zu keiner Lösung. «Leider können wir zum heutigen Zeitpunkt keine Auskünfte zum Thermalbad Lostorf geben», schreibt Thierry Geiger, CEO Aqua-Spa-Resorts AG auf Anfrage.
Unglückliche Aufteilung des Grundstücks
Der Gemeinde sind derweil die Hände gebunden. «Allfällige Interessenten verhandeln mit der Eigentümerschaft und nicht mit der Gemeinde», schreibt Gemeindepräsident Thomas Müller (59, Mitte).
«Das Gebäude kann nicht besichtigt werden», so Müller weiter. Dass sich nicht alle Neugierigen daran halten, zeigen Graffitis im Innern, die durch die Fenster sichtbar sind.
«Soweit die Gemeinde informiert wird, gibt es verschiedene Probleme, die in der Vergangenheit mehrfach zum Scheitern von Projekten geführt haben», sagt Müller. Problematisch sei die unglückliche Aufteilung des Grundstücks zwischen Stockwerkeigentümern und Bad. Ausserdem gehöre das Wasser der Mineralquelle Eptingen AG, die in Lostorf das Cristallo-Mineralwasser abfüllt.
Das Verschwinden der Madonna von Lostorf
Doch vielleicht liegt auch einfach ein Fluch auf dem Bad. Laut der Dorfzeitung «Dreirosenblatt» soll in der Kapelle in unmittelbarer Nähe einst eine Statue der heiligen Madonna gewesen sein. Diese gelangte auf verschlungenen Wegen in den Besitz des Historischen Museums Basel.
Ein Nachkomme der ehemaligen Badewirt-Familie im tiefkatholischen Solothurn zeigte sich jedenfalls überzeugt: «Solange die Madonna vom Bad Lostorf nicht wieder zurückgekehrt ist, liegt auf dem Bad kein Segen mehr.»