Auf einen Blick
Gehts um das Kuschelwunder seiner Handtücher und Bademäntel, gibt sich Maximilian Gugelot (31) eher kratzig. «Das ist Betriebsgeheimnis!», sagt er freundlich, aber bestimmt auf die Frage, was Weseta-Tücher so flauschig macht. Seit Jahresbeginn ist er CEO der Weseta Textil AG.
Als einziger Frottierwäsche-Hersteller der Schweiz verarbeitet das Unternehmen jährlich 200 Tonnen Baumwolle aus Griechenland, den USA und Indien zu bis zu einer Million Handtüchern. Gugelot, ein Zürcher, führt das Glarner Familienerbe in der vierten Generation weiter – der Textilbetrieb blickt auf eine 160-jährige Geschichte.
Das Geheimnis ist die Webtechnik
Gegründet wird die Weberei Sernfthal 1864 in der Blütezeit der Textilindustrie vom erst 19-jährigen Leonhard Blumer. Zeitweise ist die Stoffweberei in Engi GL mit über 300 Arbeitsplätzen einer der grössten Arbeitgeber im kleinen Bergtal. Energiequelle für die Produktion ist der Mühlebach; die Wasserrechte gibts für Blumer von der Gemeinde geschenkt – als «Starthilfe».
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Auf Frottierstoffe spezialisiert ist die Firma seit den 1970er-Jahren. Als einer der ersten Webereien gelingt es Weseta, ein weiches wie auch saugfähiges Frottiertuch zu weben: Das Kuschelwunder Dreamflor galt als revolutionär, ist unterdessen ein Klassiker. «Bisher gelang es keinem, diese Flauschigkeit nachzuahmen», betont Gugelot.
Das Geheimnis liegt in der Webtechnik, die dem Frottier Weichheit und Leichtigkeit verleiht. In Niederurnen verweben zwölf Maschinen längs verlaufende Kettfäden mit quer eingetragenen Schussfäden. In jeder Webmaschine sind etwa 4000 Fäden eingespannt, mit einer Leistung von 520 bis 550 Schuss pro Minute entstehen so in vier Minuten drei Handtücher. Dass die Weberei 23 Kilometer talabwärts am Rand der Linthebene steht, ist der Baudynamik geschuldet. Der Maschinenpark würde das alte Fabrikgebäude in Engi erschüttern. Deshalb wird das Tuch in Räumen der ehemaligen Jenny Fabrics AG gewoben, in Engi befinden sich weiterhin das riesige Lager und der Versand.
In ihrer Geschichte erlebt Weseta gute wie schlechte Zeiten: Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren, ein weiterer Einbruch 40 Jahre später. «In den 70ern überschwemmte Portugal den Markt mit billigen Webstoffen», erinnert sich Conrad Peyer (63). Er übernahm 1995 die Firmenanteile seines Onkels und baute die Lohnweberei zur Eigenmarke um. Schon sein Grossvater habe zu den Weseta-Miteigentümern gezählt.
30 Mitarbeiter, 7 Millionen Umsatz
Vor zwei Jahren holte Peyer Maximilian Gugelot, den Sohn seiner Partnerin Anita Borschberg (61) an Bord. «Ich komme aus dem Gesundheitswesen, beschäftigte mich mit Prozessoptimierung.» Gugelot vertiefte sich in die Textilbranche.
Aktuell erwirtschaften 30 Mitarbeiterinnen – nur ein kleiner Teil der Belegschaft sind Männer – einen Jahresumsatz von sieben Millionen Franken. In der Schweiz gehören unter anderem Globus, Jelmoli, Pfister und Manor zu den Kunden. Seit der Pandemie steigt der Verkauf im Webshop, ebenso floriert der Frottierwäsche-Export in 20 Länder. «Da liegen wir bei 40 Prozent», so Anita Borschberg von der Geschäftsleitung. Sie verweist auf weitere Aktivitäten wie den Verkauf von Fixleintüchern, Plaids, Bett- und Tischwäsche von Partnerunternehmen oder die Kollektionsberatung von grossen Fachhändlern im Heimtextilbereich.
Künftig will der neue CEO Absatzmärkte in den USA, Japan und China erschliessen. Auch Spezialwünsche für Firmen- und Privatkunden wie superreiche Jachtbesitzer werden erfüllt. Sogar Microsoft-Gründer Bill Gates soll laut «Coopzeitung» seinen Plausch mit Weseta-Flausch haben.