Die Schweiz verfügt über eine Reihe an Traditionsunternehmen. Eine der ältesten Branchen der Welt ist die Gastronomie. Bereits vor 1230 wurde auch in der Schweiz der Gasthof Sternen in Wettingen AG eröffnet.
Betrachtet man jedoch nur die Produktionsbetriebe und Werkstätten, so finden sich einige interessante Schweizer Unternehmen, die ihr Handwerk teilweise seit über 500 Jahren ausüben. Blick zeigt in absteigender Reihenfolge, welche das sind.
Goldene Apotheke Basel (1638)
Die ersten anerkannten Apotheker sind erstmals in Basel und Genf im Jahr 1268 nachgewiesen. Basel hat eine lange Tradition von Heilkunde und Medizin. Die goldene Apotheke Basel soll auf eine bereits im 14. Jahrhundert eröffnete Apotheke zurückgehen. Offizielle Quellen datieren die Gründung der «Gaba» aber auf das Jahr 1638 in Therwil BL.
Ab 1921 ist die Gaba-Gruppe international aktiv, mit Tochtergesellschaften in Deutschland, Italien und Frankreich. Das erste eigens hergestellte Produkt waren die «Wybertli-Pastillen» vom Basler Arzt Emanuel Wyber (†1884).
Seit 1944 spezialisiert sich die Gaba-Gruppe auf Zahn- und Mundpflegeprodukte. Die bekanntesten Marken der Gruppe sind Elmex, Meridol und Aronal. Im Jahr 2004 wechselte die Goldene Apotheke Basel zur Colgate-Palmolive-Gruppe.
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Stämpfli Verlag (1599)
425 Jahre nach ihrer Gründung ist die Stämpfli AG noch immer in den Händen der gleichnamigen Familie. Die Brüder Rudolf und Peter Stämpfli führen den 1599 gegründeten Verlag in der sechsten Generation.
Ihr Ur-Ur-Ur-Ur-Grossvater Gottlieb Stämpfli (†1807) war Konzessionär der obrigkeitlichen Druckerei. Seine Aufgabe war es, den ersten Druckbetrieb in der Stadt Bern zu gründen. Nach seinem Tod musste seine Frau Marie Albertine Stämpfli (†1836) zeitweise den Betrieb führen. Noch heute wird der von ihr erstmals verlegte «Hinkende Bot» von Stämpfli redigiert, gedruckt und herausgegeben.
Orell Füssli (1519)
Im 16. Jahrhundert gründete Christoph Froschauer (†1564) eine Druckerei in Zürich. Die Froschauer Staatsdruckerei verlegte auch die Werke des Zürcher Reformatoren Ulrich Zwingli (†1531). Die Leitung des Unternehmens übernahm eine Zürcher Familie nach der anderen – bis sie 1735 bei Conrad Orell (†1785) und Hans Rudolf Füssli (†1793) landete, die noch heute den Namen prägen.
Orell Füssli ist aber nicht nur bekannt für seine Präsenz im Buchhandel. Für die Schweizer Nationalbank (SNB) druckte das Zürcher Verlagshaus 1909 probeweise auch die ersten Banknoten nach Schweizer Design. Die 1911 lancierte Vierzig-Franken-Note der zweiten Serie entwarf laut SNB-Website ein Orell-Füssli-Mitarbeiter mit dem Nachnamen Balzer.
Schwabe Verlag (1488)
Auch in der Welt der Bücher zu Hause ist der Fachbuchverlag Schwabe. Das Familienunternehmen geht auf eine vom Buchdrucker Johannes Petri (†1511) im Jahr 1488 gegründete Druckwerkstatt zurück. Das Unternehmen steht in Basel.
Damals war es bekannt als eine Offizin. Das Wort kommt aus dem Lateinischen und beschrieb im späten Mittelalter eine Werkstatt, die hochwertige Waren herstellte und einen angegliederten Verkaufsraum hat.
Uhrenfirma Gallet & Co. (1466)
Vor über 550 Jahren gründete Humbertus Gallet (†1492) die erste Schweizer Uhrenwerkstatt in Genf. Gallet & Company ist gleichzeitig auch die älteste Uhrenwerkstatt der Welt. Branchengrössen wie Rolex, Audemars Piguet und Patek Philippe gibt es erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1826 verlagerte sein Ur-Enkel Julien Gallet (†1849) die Produktion nach La Chaux-de-Fonds NE.
Gallet & Co. ist auch heute noch eine eigenständige Schweizer Uhrenmarke, die über eine eigene Produktionsanlage verfügt. In der Werkstatt werden neben Taschen- und Armbanduhren auch Komponente für andere Luxusuhrenanbieter hergestellt.
Glockengiesserei H. Rüetschi (1367)
Das älteste Unternehmen der Schweiz ist die Glockengiesserei H. Rüetschi in Aarau AG. Am Anfang ihrer 650-jährigen Unternehmensgeschichte wurde die Giesserei von einer Familie Reber betrieben. Unterdessen verfügt sie über ein eigenes Ingenieurbüro und ist vor allem in den Bereichen Kirchentechnik, Kunstguss und Geläutesanierungen tätig.
Das rund 70 Jahre nach dem (historisch nicht bewiesenen) Rütlischwur und knapp 50 Jahre nach der Schlacht am Morgarten gegründete Unternehmen goss unter anderem die Glocken der Stadtkirche Aarau, der Pauluskirche und der Johanneskirche in Basel und die der Friedenskirche in Olten SO. Eine Glocke der schweizerischen Landesaustellung Expo 64 ist heute im Andachtsraum im Flughafen Zürich ausgestellt.