Ex-CEO des Spielwarenhändlers rechnet ab mit Drogeriekette Müller
«Die neuen Besitzer hatten nie vor, Franz Carl Weber weiterzuführen»

Roger Bühler wirft den neuen deutschen Eigentümern vor, sie hätten das Ende des Schweizer Traditionsunternehmens bewusst herbeigeführt.
Publiziert: 30.03.2024 um 19:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.03.2024 um 19:17 Uhr
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Hat Franz Carl Weber erst vergangenen Sommer übernommen: Die deutsche Drogeriekette Müller.
Foto: Pius Koller
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Das weisse Schaukelpferd auf rotem Hintergrund liess 140 Jahre lang Kinderherzen höherschlagen, dann ging es plötzlich sehr schnell: Im Sommer wurde Franz Carl Weber (FCW) von der deutschen Drogeriekette Müller übernommen, jetzt wandeln die neuen Besitzer die Spielzeugläden in eigene Filialen um, wie CH Media als Erste berichtete.

Roger Bühler (59), heute vor einem Jahr noch CEO von Franz Carl Weber, schmerzt diese Nachricht. Überrascht ist er nicht. «Müller hatte wohl gar nie die Absicht, FCW als eigenständiges Unternehmen weiterzuführen», sagt er gegenüber Blick.

Man war an Standort interessiert

Der Hauptsitz in Zürich sei bereits ab Sommer geräumt worden, kurz nach seinem Abgang als CEO und dem Verkauf an Müller. «Dann hat man den Onlineshop abgestellt und alles, was nicht auch in Müller-Läden verkauft wird, aus dem Sortiment genommen – teilweise mit 70 Prozent Rabatt», so Bühler.

Auf Ende 2023 sei zudem das Spielwarenlager geräumt sowie das FCW-Museum geschlossen worden. Dass daraufhin die Geschäftszahlen zu wünschen übrig liessen, sei nur logisch.

Als er das Unternehmen verliess, schrieb Franz Carl Weber schwarze Zahlen so der Ex-CEO. Er ist deshalb überzeugt, dass es möglich gewesen wäre, dem «Schweizer Kulturgut» wieder «Strahlkraft» einzuhauchen – insbesondere mit der weit stärkeren Einkaufsmacht von Müller. Die neuen Besitzer hätten dem vorliegenden Konzept aber gar nie eine Chance gegeben. Bühler: «Offensichtlich waren die Verantwortlichen vor allem an den Standorten interessiert, um schnell von 70 auf 93 zu kommen.» Die FCW-Filialen würden das bestehende Müller-Filialnetz optimal ergänzen, vor allem in der Westschweiz.

Dobler spricht von «groben Management-Fehlern»

Marcel Dobler (43) sieht das anders. «Die Mutmassung, dass es Müller nur um die Standorte ging, halte ich für falsch», sagt der Mann, der FCW im Sommer an die Deutschen verkauft hat. Die Filialen seien bezüglich Grösse und Lage sehr unterschiedlich. Bei einigen Standorten sei zudem in den Mietverträgen festgehalten, dass nur Spielzeug verkauft werden dürfe. «Teilweise dürfte das für Müller deshalb wenig attraktiv sein.»

Auch Dobler wirft Müller «grobe Management-Fehler» vor. Der FDP-Nationalrat glaubt aber nicht, dass die Drogeriekette von Anfang an vorhatte, FCW zu zerschlagen. «Als die schlechte Konsumentenstimmung auf die Umsätze schlug, gab es wohl kaum noch eine andere Möglichkeit als diesen radikalen Schnitt.»

Doblers Rolle beim Ende von FCW ist delikat, sass er doch auch nach dem Verkauf weiter im Verwaltungsrat des Unternehmens. Er selbst sagt dazu: «Ich stand Müller nach dem Verkauf als Verwaltungsrat zur Seite. Da aber keine VR-Sitzungen stattfanden und mein Rat offensichtlich gar nicht gefragt war, stieg ich Ende 2023 aus.»

Was passiert mit den 200 FCW-Mitarbeitern?

Dass er nun von einigen als «Totengräber» dargestellt wird, trifft den Unternehmer schwer. «Ich habe fünf Jahre lang alles versucht, um den Betrieb zu retten – nicht zuletzt während der Corona-Pandemie.» Dabei sei es ihm nie ums Geld gegangen, sondern um den Fortbestand eines Schweizer Traditionshauses.

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«Ich habe fünf Jahre lang alles versucht, um den Betrieb zu retten.»
Marcel Dobler
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Die Drogeriekette Müller, in Wirklichkeit ein Gemischtwarenladen, teilt auf Anfrage mit, man sei sich dieser Tradition bewusst. Wie einst «Franzki» wolle nun Müller die Augen der Kunden zum Strahlen bringen – mit einem «noch grösseren und noch vielfältigeren Sortiment».

Was das konkret bedeutet, nicht zuletzt für die 200 Mitarbeitenden an den 23 FCW-Standorten, behält das Unternehmen für sich. Auch die Frage, ob der Brand Franz Carl Weber komplett verschwinden wird, bleibt unbeantwortet.

Dobler macht diesbezüglich etwas Hoffnung. «Die Marke hat einen Wert von vier bis fünf Millionen Franken. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass Müller die Marke komplett aufgeben wird.» Der Ex-Besitzer hält etwa Shop-in-Shop-Konzepte für denkbar. 

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