Tennis-Ass Roger Federer (40) setzt gross auf den Schweizer Turnschuhhersteller On. Um die 50 Millionen Franken soll Federer in das Zürcher Start-up investiert und sich etwa halb so viele Aktien wie jeder der Gründer gesichert haben. Mitte September ging On an die New Yorker Börse und machte die Beteiligten zu hundertfachen Millionären.
Auf den Jubel folgt jetzt die Ernüchterung. On produziert fast ausschliesslich in Vietnam. Dort mussten viele Fabriken wegen Covid schliessen. Das Land fährt eine Zero Covid Strategie, reagiert daher besonders hart auf Virusausbrüche. Die wiederholten Fabrikschliessungen brachten verschiedene Kleider- und Sportartikelhersteller von Weltrang in Nöte, darunter Puma, Nike – und offenbar auch On.
Pandemie ist existenzbedrohend
In einem noch vor dem Börsengang veröffentlichten Prospekt verweist das Unternehmen auf mögliche «Unterbrüche in der Lieferkette», wie die «Sonntagszeitung» berichtet. Die Produktion werde «im Zusammenhang mit Covid-19 nachteilig von Betriebsstörungen beeinflusst».
Die Auswirkungen der Pandemie seien womöglich sowohl für On als auch für seine Geschäftspartner existenzbedrohend: «Jeder der genannten Gründe könnte zu ihrer oder unserer finanziellen Notlage oder zur Insolvenz führen.» Allerdings: Firmen sind verpflichtet, im Börsenprospekt sämtliche Risiken offenzulegen. Seien sie noch so unwahrscheinlich. Ein On-Konkurs steht also gemäss allgemeiner Auffassung nicht bevor, Lieferschwierigkeiten hin oder her.
Klumpenrisiko
Dennoch wirken sich die Lieferprobleme auf den Aktienkurs aus. Am Freitag schloss der Kurs bei 30,5 Dollar. Dies nach dem Hoch von knapp 39 Dollar am 17. September. Ein Einbruch von rund 25 Prozent. Dass das Weihnachtsgeschäft und zumindest ein guter Teil der Einnahmen des kommenden Jahres gefährdet sind, dürfte weiter auf dem Kurs lasten.
On versuchte vor kurzem noch, die Produktion nach Indonesien auszuweiten. Wegen Covid musste das Projekt aber aufgeschoben werden. Die Konkurrenten Adidas und Nike stehen dagegen mit geringerem Klumpenrisiko da. Nike produziert rund 50 Prozent seiner Turnschuhe in Vietnam, bei Adidas sind es 40 Prozent. Dennoch hat auch Nike sein Umsatzwachstum von einem zweistelligen auf den mittleren einstelligen Bereich korrigiert. Wiedereröffnung und Rückkehr zur vollen Produktionskapazität, heisst es von Nike, brauchen nach Covid-bedingten Fabrikschliessungen Zeit.
Vietnam lockert Massnahmen
Aus Vietnam kommen derweil positive Nachrichten: Die Regierung hat vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass sie von ihrer Zero Covid Strategie abrückt. Zu massiv waren die Auswirkungen auf die Wirtschaft. Will heissen: Sämtliche Fabriken im Land dürfen bald wieder ihre vollen Produktionskapazitäten ausschöpfen. Dann gehen also wieder mehr On-Turnschuhe vom Band.
On selber hat zu den Problemen in Vietnam derzeit zu schweigen. Nach US-Börsengesetz herrscht nach dem Börsengang eine Schweigezeit von 40 Tagen, in denen das Unternehmen keine Stellung beziehen darf. Bis Ende Oktober stochern On-Anleger also im Dunkeln. (kes/sfa)