Das sagt der On-Mitgründer zum Olympia-Deal
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Ex-Triathlet Olivier Bernhard:Das sagt der On-Mitgründer zum Olympia-Deal

Jetzt erobert On den Olymp
So frech holten sie Federer an Bord

On ist noch keine zwölf Jahre alt und schon Olympia-Ausrüster. Die Schweizer Schuh- und Bekleidungsfirma stösst damit Nike vom Thron. Das On-Team fiebert der Eröffnungsfeier entgegen, allen voran der ehemalige Profi-Triathlet und Mitgründer Olivier Bernhard (53).
Publiziert: 27.06.2021 um 12:21 Uhr
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On-Mitgründer Olivier Bernhard spricht mit Blick über die Olympia-Kollektion: «Dieser Auftrag macht uns extrem stolz.»
Foto: Thomas Meier
Steffi Buchli

Die Kollektion liegt hübsch drapiert in einem hohen, lichtdurchfluteten Atelierraum in Zürich-West. Die Erdbeeren, die die Kommunikationschefin als Snack bereitgelegt hat, sind dem knalligen Schweizer-Flaggen-Rot am ähnlichsten. Die Kleidungsstücke, in denen die Schweizer Athletinnen in Tokio einlaufen werden, sind zurückhaltend in gedämpften Rottönen gehalten. Anders, bewusst anders. Olivier Bernhard: «Wir wollten die Schweiz so interpretieren, wie wir sie wahrnehmen. Vielschichtig und divers. Deshalb verwenden wir eine ganze Palette von Rottönen. Gfallt’s der?» Als ob er sich noch um Einzelmeinungen kümmern müsste, fragt Olivier Bernhard mit ehrlichem Interesse.

Tausende tragen seine Schuhe, die in der letzten Dekade die Schweiz und von hier aus die Welt erobert haben. Der Aufstieg des Schweizer Labels ist beeindruckend. Konkrete Zahlen zum Erfolg gibt es nur wenige, Absatzzahlen zum Beispiel werden keine kommuniziert. Mit Fremdfinanzierung wurde in den letzten Jahren das Wachstum gepusht. Klar ist, aus dem frechen Start-up im Zürcher Seefeld ist eine Grossfirma mit weltweit 900 Mitarbeiterinnen geworden. Gerade wird in Zürich-West der neue Firmensitz gebaut.

«Ich habe den goldenen Testfuss»

Olivier Bernhard ist für die Bereiche Innovation, Produktentwicklung und Athletenverpflichtung zuständig. Jedes Teil wird von ihm selber getestet, im Alpstein, im Appenzellerland, seiner Heimat. Er meint lachend: «Ich habe den goldenen Testfuss, sägeds.» Er spürt kleinste Unterschiede, seine Meinung ist für das Unternehmen ein Erfolgsfaktor. Ein anderer ist das geschickte Marketing. On ist cool und hat den Turnschuh salonfähig oder den Anzugträger sportlich gemacht, wie man’s nimmt. Bald also ist On nun das Symbol der Sport-Schweiz. Dieser Tage startet die Abgabe der Olympia-Kollektion an die Schweizer Sportlerinnen und Sportler.

Olympia als bisher grösster Laufsteg

Bernhard wird nicht nach Tokio reisen, er wird sich die Eröffnungsfeier am TV anschauen: «Wahrscheinlich werde ich ein paar Tränen verdrücken, ich bin sehr emotional. Ausserdem bin ich gespannt, wie die Farben und das Design im Pulk wirken. Wir haben es bis jetzt nur an einzelnen Athletinnen gesehen.» Olympia als bisher grösster Laufsteg für die Schweizer Bekleidungsmarke.

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On-Athletin Nicola Spirig zeigt die Olympia-Kollektion für Tokio.
Foto: On AG

Die Bedeutung von Olympischen Spielen habe er erst begriffen, als seine eigene Karriere längst vorbei war: «Für On war ich 2012 in London und habe im Hyde Park den Triathlon mitverfolgt. Als das Rennen vorbei war, sind alle Fans sitzen geblieben und haben sich an einem Bildschirm Fechten angeschaut. Erst da habe ich verstanden, dass Olympia viel mehr ist als einfach ein Wettkampf. Dass wir nun Teil dieser Bewegung sein dürfen, macht mich extrem stolz.»

Mitarbeiterinnen sollen denken und handeln wie Athleten

Ein dreiköpfiges Gründerteam steht am Anfang von On. In der Zwischenzeit sind viele neue Köpfe zu On gestossen. Das Team mischt den vermeintlich gesättigten Laufschuh-Markt gehörig auf und lehrt die Traditionsmarken das Fürchten. Alle drei Gründer sind weiter an Bord, dank guter Konfliktkultur und viel Respekt, so Bernhard: «Respekt steht über allem. Sonst kommst du nirgendwo hin. Auch wenn wir neue Leute ins Team holen, sind uns diese Grundwerte wichtig. Musch emol luege!» Bernhard zeigt auf seinem Laptop ein Bild vom letzten Onboarding-Call. «Das sind Leute aus 11 verschiedenen Zeitzonen, die neu für uns arbeiten. Wir möchten, dass alle bei uns diesen respektvollen Umgang pflegen und dass sie gleichzeitig denken und handeln wie Athleten. So können wir uns immer verbessern. Innovation steht nie still.»

Da spricht der Sportsmann. Bernhard hat denn auch Anekdoten parat, die darauf hindeuten, dass der kometenhafte Aufstieg von On wohl kein Zufall ist: «Als wir zum ersten Mal einem Produzenten aufgezeigt haben, wie unsere technische Sohle aussehen soll, hat man uns gesagt, das sei unmöglich, das habe noch nie jemand so gemacht. Wir haben entgegnet, dass es genau darum richtig sei, es zu tun.» Mehr wollen, besser sein, die Extrameile gehen. Das wollen sie bei On. Immer.

Die Zukunft aus dem 3D-Drucker?

Swissness hin oder her, produziert wird bei On vorwiegend in Vietnam und China, einige Produkte werden in Europa hergestellt. Warum steckt nicht mehr Schweiz in den Produkten? «Rund die Hälfte unserer Mitarbeiter sind in der Schweiz tätig. Innovation, Design, Entwicklung und das gesamte Testing finden zudem nach wie vor hier in der Schweiz statt. Im Moment wären wir nicht in der Lage, von hier aus hoch technische Sportschuhe zu produzieren. Wir würden einen Teil der Herstellung künftig sehr gern zurück in die Schweiz holen. Neue Technologien machen dies vielleicht irgendwann auch möglich.» Bernhard zeigt auf einen 3D-Drucker im Nebenraum. Im «On-Lab», wie das Atelier gut Neudeutsch genannt wird, wird an der Zukunft getüftelt. Hier entstehen die Modelle für 2024/25.

Übrigens hätten sie sich bei der Schuhentwicklung einmal ziemlich verzettelt, erzählt Bernhard. Und zwar ausgerechnet bei der Konzeption des ersten On-Wettkampf-Tennisschuhs für Investor Roger Federer: «Wir haben mitten in seiner Reha die ersten Tests gemacht. So haben wir zunächst einen Schuh für den halb-fitten Tennisspieler entwickelt. Ein unnötiger Umweg! Daraus haben wir gelernt.»

«Ich habe frech gesagt, Federer solle sich einfach melden»

Apropos: Wie ist das, wenn Federer anruft und fragt, ob man nicht mal zusammen etwas machen wolle? «Ich habe meinen Ohren nicht getraut. Federers Manager habe ich schon länger gekannt, er war immer ein Fan unserer Schuhe. Als ich munkeln hörte, dass Federer nicht hundert Prozent zufrieden war mit seinen Schuhen, habe ich dem Manager frech gesagt, Federer solle sich einfach melden, wenn wir für ihn was tun können. Ein paar Wochen später sassen wir zusammen beim Abendessen.»

On hat Momentum: Investor Federer, ein gerüchteweise anstehender Börsengang (der übrigens nicht kommentiert wird) und jetzt noch viel Ehre dank der Olympia-Kollektion. Das alles kurbelt die PR-Mühle weiter an. «Weisch, das ist mir alles nicht so wichtig», sagt Bernhard und beisst in eine Schweizer-Flaggen-rote Erdbeere. «Ich freue mich einfach immer noch über jeden, der gerne mit unseren Schuhen läuft. Dem einen oder anderen renne ich manchmal sogar nach, um zu fragen, ob er zufrieden sei mit seinen Schuhen.» Man glaubt es ihm und ahnt, dass wohl bei aller Bescheidenheit der nächste On-Coup schon um die Ecke wartet.

Schweizer Olympia-Athletinnen in On

Bis 2028 arbeitet Swiss Olympic mit On (Ausstatter) und Ochsner Sport (Premium Partner) zusammen. On löst als Hersteller der Olympia-Kollektion Nike ab. Die Schweizer Delegation der Olympischen Sommerspiele in Tokio besteht aus rund 110 Athletinnen und Athleten, welche erstmals von Kopf bis Fuss von Schweizer Firmen ausgestattet werden. Die Kollektion besteht aus 15 Artikeln. Das Unternehmen On wurde 2010 gegründet und stellte zunächst Schuhe her, 2016 folgte die erste Kleiderkollektion. On führt unterdessen Niederlassungen in den USA, Deutschland, Japan, China, Vietnam, Australien und Brasilien. Die Sohle der Laufschuhe ist weltweit patentiert. Zehn Jahre nach Markteintritt ist On bei ungefähr 7800 Händlern weltweit erhältlich. Seit Ende 2019 ist Roger Federer Mitbesitzer von On.

Bis 2028 arbeitet Swiss Olympic mit On (Ausstatter) und Ochsner Sport (Premium Partner) zusammen. On löst als Hersteller der Olympia-Kollektion Nike ab. Die Schweizer Delegation der Olympischen Sommerspiele in Tokio besteht aus rund 110 Athletinnen und Athleten, welche erstmals von Kopf bis Fuss von Schweizer Firmen ausgestattet werden. Die Kollektion besteht aus 15 Artikeln. Das Unternehmen On wurde 2010 gegründet und stellte zunächst Schuhe her, 2016 folgte die erste Kleiderkollektion. On führt unterdessen Niederlassungen in den USA, Deutschland, Japan, China, Vietnam, Australien und Brasilien. Die Sohle der Laufschuhe ist weltweit patentiert. Zehn Jahre nach Markteintritt ist On bei ungefähr 7800 Händlern weltweit erhältlich. Seit Ende 2019 ist Roger Federer Mitbesitzer von On.

Olivier Bernhard

Der 53-Jährige ist Teil des dreiköpfigen Gründungsteams der Firma On und Mitglied der Geschäftsleitung. Zuvor war er fünfzehn Jahre lang Profisportler und danach Coach. Er wird in der Bestenliste der Schweizer Triathleten auf der Ironman-Distanz auf Platz 8 geführt und ist dreifacher Duathlon-Weltmeister.

Der 53-Jährige ist Teil des dreiköpfigen Gründungsteams der Firma On und Mitglied der Geschäftsleitung. Zuvor war er fünfzehn Jahre lang Profisportler und danach Coach. Er wird in der Bestenliste der Schweizer Triathleten auf der Ironman-Distanz auf Platz 8 geführt und ist dreifacher Duathlon-Weltmeister.

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