Wenn eine neue Aktie erstmals an der Wall Street gehandelt wird, läutet traditionellerweise die goldene Glocke an der New Yorker Börse. Wenn der Schweizer Schuh- und Sportartikelhersteller On an die Börse geht, könnte Roger Federer höchstpersönlich den Glockenschlag übernehmen. Er ist prominenter Miteigentümer der Firma.
Wann es tatsächlich so weit ist, steht noch nicht fest: On hat den Börsengang erst diese Woche offiziell bestätigt. Die Angaben aus dem Börsenprospekt lassen aber erste Schlüsse auf den Geldregen zu, der auf die Gründer zukommen wird. Und der auch auf Federer niederprasseln wird.
Laut Informationen der «Bilanz» strebt On eine Bewertung von sechs bis acht Milliarden Dollar an. Offizielle Zahlen dazu gibt es noch nicht. Aber die anderen Informationen, die das Magazin kolportiert hatte, waren zutreffend.
Hundertfache Millionäre
Basierend auf diesen Informationen lässt sich der Wert der Beteiligungen berechnen. Ein Bankanalyst hat dies für Blick übernommen.
Das Ergebnis: Die Beteiligung von David Allemann (52) und Caspar Coppetti (44), die laut Börsenprospekt je knapp 6 Prozent des Kapitals halten, dürfte je einen Wert von 477 Millionen Franken haben. Die Beteiligung von Olivier Bernhard (53), der knapp 7 Prozent des Kapitals hält, dürfte einen Gegenwert von 543 Millionen Franken haben.
Die Zahlen sind aber mit Vorsicht zu geniessen. Denn erstens: Aktie ist nicht gleich Aktie. Bei On gibt es A- und B-Aktien. Je nach Typ erhält der Eigentümer mehr oder weniger Mitspracherecht in der Firma. Die On-Gründer halten einen Grossteil der matchentscheidenden B-Aktien. Heisst im Klartext: Mit einer Minderheit des Kapitals kontrollieren sie die Firma. Sie bestimmen, wo es mit On langgeht. Entsprechend könnten sie ihre Aktien auch zu einem weitaus höheren Preis verkaufen, als wenn es «normale» A-Aktien wären.
«Extrem stolze» Bewertung
Und zweitens: Die Bewertung von bis zu acht Milliarden Dollar ist «extrem stolz», wie der Bankanalyst weiter sagt. Im Zuge des Börsengangs musste On nämlich erstmals Zahlen zu Umsatz und Gewinn offenlegen. Und diese zeigen: So sportlich wie angenommen ist die Marke gar nicht unterwegs. 2020 resultierte ein Verlust von fast 30 Millionen Franken.
Der Umsatz allerdings liegt hoch, er dürfte dieses Jahr erstmals die Marke von einer halben Milliarde Franken knacken. Daher schliesst der Analyst einen Marktwert von 8 Milliarden Franken beim Börsengang auch nicht komplett aus.
Wenn die Investoren dem Unternehmen einen grossen Wachstumsschub zutrauen, sei eine hohe Bewertung auch bei bisher tiefen Gewinnzahlen möglich, so seine Einschätzung. Und wachsen kann On: Die Schweizer Marke wurde erst 2010 gegründet, hat heute aber bereits fast 900 Angestellte und ist längst nicht mehr nur in der Schweiz tätig. Analysten sehen gerade in den USA noch von viel Luft nach oben.
Maestro der Moneten
Und wie viel verdient Federer? Wie viele On-Aktien ihm gehören, ist in den Börsenunterlagen nicht aufgeführt. Will heissen: Er erreicht die Schwelle von fünf Prozent nicht.
Die «Handelszeitung» spekulierte einmal, er habe bei seinem Einstieg 2019 rund 50 Millionen Franken investiert und sich etwa halb so viele Aktien gesichert wie jeder der Gründer. Das würde rund drei Prozent des Kapitals und einem Marktwert von einer Viertelmilliarde Franken entsprechen. Stimmen die Annahmen, so hätte Federer seine Investition innert zwei Jahren verfünffacht. Eine Traumrendite.
Das ist selbst für ein Kaliber wie Federer beträchtlich. Er verdient mit Preisgeldern und Werbedeals schätzungsweise 100 Millionen Dollar im Jahr. «Forbes» kürte ihn einst zum vierten Sport-Milliardär der Welt.
Federer behält Rechte am Namen
Federer hat sich beim Einstieg auch nicht lumpen lassen. Er kontrolliert voll und ganz, wie sein Name verwendet wird. In den Unterlagen, die On der US-Börsenaufsicht eingereicht hat, heisst es: «Wir besitzen die Marke ‹The Roger› nicht.» So heisst die Federer-Kollektion von On.
On ist auf eine Lizenz der Tenro AG angewiesen. Dahinter verbirgt sich der Maestro. Die Lizenz definiert genau, wie der Name, das Bild und das Konterfei von Federer verwendet wird. Und sollte dieser Lizenzvertrag beendet werden, so könnte dies «erhebliche negative Auswirkungen» auf Umsatz, Rentabilität und die finanzielle Lage haben, heisst es warnend im Börsenprospekt.