Als Roger Federer vor 18 Jahren die Tennis-Welt eroberte, war Andy Roddick sein grösster Rivale. Viermal bezwang er den Texaner in einem Grand-Slam-Final und übernahm im Februar 2004 dessen Platz an der Spitze der Weltrangliste.
Während Federer noch immer aktiv ist, hat Roddick schon 2012 seine Karriere beendet und analysiert seither das Geschehen als Experte für den «Tennis Channel». Als solcher sagt er über Rogers jüngsten Knie-Schock: «Nach den beiden vorherigen Operationen weiss er genau, worauf er sich einlässt. Er hat sich nicht mehr so gut bewegt, hat den Aufschlag öfter abgegeben und war ein Schatten dessen, wie wir Roger kennen. Ich hoffe einfach, dass er die Art seines Rücktritts selbst bestimmen kann – ganz egal, wie gut er noch ist.» Sowieso sei es ein Wahnsinn, Federer mit 40 noch auf dem Platz zu sehen. «Und er hat in seiner Karriere kein einziges Spiel aufgegeben, das verdient Respekt.»
Vorbild abseits des Platzes
Seinem eigenen Nachwuchs wird Roddick aber nicht von Federer dem Tennis-Star, sondern von Federer dem Menschen erzählen. «Sollte mein Sohn in seinem Leben jemals einen Hundertstel von Rogers Erfolg haben, ist er hoffentlich genauso anständig wie er. Und zwar nicht nur gegenüber Schiedsrichtern und Spielern.» Federer habe sich hinter den Kulissen absolut vorbildlich verhalten. «Du siehst in Garderoben immer wieder Spieler, die das Griffband wegwerfen und davonlaufen. Roger war nie so. Er hat nie irgendwelche Ansprüche gestellt. Es gab immer ein Bitte und ein Danke.»
Roddick wird seinen langjährigen Rivalen deshalb nicht hauptsächlich als Sportler in Erinnerung behalten: «Vergessen wir das Tennis, es gab schon viele grosse Spieler und wird noch viele geben. Aber wie sich Roger benahm, wenn niemand hinsah, ist das, was für mich von ihm hängenbleibt.» (red)