Die US Open sollten die letzte Gelegenheit für das SRF-Duo Heinz Günthardt/Stefan Bürer werden, einen Federer-Match live zu kommentieren. Nach Roger Federers erneuter Absage wegen einer dritten Knie-OP hat sich das nun erledigt.
Schade, aber für sich selbst nicht ultra tragisch, meint Günthardt. Einerseits lebten die vielen Bilder, die er schon seit Juniorenzeiten vom Maestro im Kopf habe, ewig weiter. «Wir hatten ein Riesen-Privileg, zur richtigen Zeit am richtigen Ort den richtigen Job gehabt zu haben. Dass ich beispielsweise nie ein Teil der Karriere von Rod Laver sein konnte, vermisse ich insofern fast mehr», so der 62-jährige Ex-Profi.
Andererseits erfreut sich Günthardt des Privilegs, als Mitglied des exklusiven «Last-8-Club» der Grand Slams in Paris, Wimbledon und New York, was er sich mit seinen Erfolgen im Doppel verdient hat, weiterhin live dabei sein zu können. «Meine Hoffnung ist somit gross, dass ich Roger noch einmal live spielen sehe. Und zwar als Tennis-Fan, im Stadion, ohne das Glas der TV-Kabine dazwischen!»
Günthardt sicher: Federer kehrt zurück
Im Gespräch wird schnell klar: Günthardt glaubt noch nicht an ein definitives Karriere-Ende. Da er nichts weiss über Schweregrad und Art der Knie-Verletzung, mag er nicht spekulieren, ob und wann Federer wieder zurück kommt. Sein Gefühl aber sagt: «Ich denke, er wird irgendwo nochmals auflaufen und Bälle schlagen – wenn nicht auf der ATP-Tour, dann bei einem Match for Africa oder beim Laver Cup.»
Das habe nichts mit «nicht-loslassen-können» zu tun. Er glaube Roger absolut, derzeit mit sich im Reinen zu sein. «Nur wenn man eine Wahl zu treffen hat, tut man sich schwer. Im Moment sieht er aber wegen seines Knie keine Alternative und akzeptiert das.» Eine Entscheidung werde erst in einigen Monaten fällig. «Am Tag X, wenn er wieder trainiert und sieht, ob und wie steinig der Weg zu einem hohen Niveau sein wird.»
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Das letzte Federer-Comeback stimmt den Tennis-Experten optimistisch. «Er kam zurück, lief auf den Platz und spielte quasi aus dem Stand wieder sehr gut, teilweise sogar absolut super.» Die letzten Wimbledon-Auftritte dürfe man wegen der Knie-Probleme womöglich nicht überbewerten. Aber der Start in Doha sei für jemanden, der so lange nicht gespielt habe, beeindruckend gewesen. Die grossartigen, unbeschwerten Auftritte bei den French Open erst recht. Günthardt: «Weil es ihm so gut lief, kann ich mir vorstellen, dass Roger durchaus beabsichtigt, das wiederholen zu wollen.»
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