Experte der UBS zum Immo-Markt und Tiny Houses
Wo in der Schweiz Wohneigentum noch bezahlbar ist

Für den Immobilien-Ökonom der UBS, Maciej Skoczek, tun sich in einzelnen Teilen der Schweiz noch Kaufgelegenheiten für bezahlbaren Wohnraum auf. In einem Interview schätzt er ebenfalls ein, wo in der Schweiz allenfalls Wohnungsnot herrschen könnte.
Publiziert: 10.06.2022 um 11:13 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2022 um 08:47 Uhr
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Maciej Skoczek, Immobilienexperte der UBS: Es gibt noch bezahlbaren Wohnraum in der Schweiz.
Foto: Balz Marti
Ulrich Rotzinger

Von teuer bis unbezahlbar: Das Frustpotenzial ist immens, wenn man sich durch die Immobilien-Angebote grosser Schweizer Plattformen klickt. Denn: Die Preise der zum Verkauf stehenden Einfamilienhäuser und Wohnungen haben astronomische Höhen erreicht.

Laut den Zahlen des Immobilienberatungsunternehmens Iazi kostet ein Haus heute schweizweit knapp 30 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Je nach Region sind die Preisanstiege sogar noch deutlich höher, so die Beratungsfirma für Immobilien.

Selbst Wohnimmobilien an luxuriösen Standorten in der Schweiz verteuern sich immer mehr: Im letzten Jahr mit rund 10 Prozent doppelt so stark wie der Gesamtmarkt. «Die starken Anstiege der Vermögen – die Folge eines sehr guten Börsenjahrs – beflügeln die Nachfrage», sagt UBS-Immobilienexperte Maciej Skoczek im Interview mit der «Handelszeitung».

Wo Wohnraum noch bezahlbar ist

Luxus-Immobilien sind das eine, aber wo gibt es noch Regionen, die preiswertes Wohneigentum gerade für Familien bieten? Hier benennt Skoczek «aus reiner Kostenperspektive» Teile der Zentralschweiz sowie Regionen in den Kantonen Thurgau, Aargau und Wallis als am günstigsten. Der Grund: Hier liegen die Standortkosten am tiefsten. Dazu gehören Kosten für die Finanzierung der Immobilie, die Einkommenssteuern und Krankenkassenprämien. «Zudem gilt: Je höher die Einkommen, desto stärker fällt der Vorteil von Tiefsteuerkantonen aus», sagt der UBS-Experte weiter.

Zentraler für Familien seien bei der Standortwahl jedoch die Entfernung zum Arbeitsort, die Qualität der Schulbildung und die Lebensqualität.

Tiny-Houses-Trend hält an

Weniger für Familien, umso mehr für Einpersonen- und Paarhaushalte interessant sind Tiny Houses. Diese Wohnform in Mini-Häusern sei im Trend, der durch die steigenden Preise im Markt für Einfamilienhäuser gestützt würde, so Skoczek. «Dank kleiner Fläche kann man ein solches Objekt zum Teil für nur 100'000 Franken erwerben.» Allerdings sei das Marktsegment zu klein, zu ineffizient, da es für den kleinen Wohnraum recht viel Baulandfläche braucht.

Wer trotzdem mit einem günstigen Mini-Haus liebäugelt, sollte aber eines nicht vergessen: Einige dieser Tiny Houses sind mobil, brauchen kein Bauland, erfahren andererseits auch keine Wertsteigerung, wenn das Land teurer wird. Zudem vermindert sich der Wert laufend durch die Abschreibungen, so der UBS-Experte.

Mieter brauchen Wohnungsnot nicht fürchten

Ein Thema, dass auf dem Immo-Markt derzeit auch die Runde macht, ist eine Verknappung von Mietwohnungen. Laut UBS ist die Knappheit an Mietwohnungen aber grösstenteils ein Phänomen der Zentren. Von einer Wohnungsnot sei noch nicht zu sprechen. Mittelfristig werde aber auch die Zahl der verfügbaren Wohnungen auch in den Agglomerationen weiter abnehmen.

Jahrelang seien in der Schweiz mehr Wohnungen gebaut worden, als benötigt wurden, heisst es in einer Raiffeisen-Studie zum Immobilien-Markt. Das könnte sich schon bald ändern, prognostiziert die Genossenschaftsbank. Zum einen habe die Bau- und Immobilienwirtschaft wegen der hohen Leerstände beim Bau von Neuprojekten im letzten Jahr auf die Bremse gedrückt. Nun sei der Wohnungsbau gedrosselt und die Nachfrage ziehe kräftig an.

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