Ob Alleinerziehende, Senioren oder Geringverdiener: Immer mehr Personen in der Schweiz leiden unter der Teuerung. Die steigenden Krankenkassenprämien, hohen Treibstoffpreise und kletternden Lebensmittelpreise gehen bei vielen ans Eingemachte.
Umso mehr wundern sich Leute mit knappem Budget beim Blick auf die offiziellen Teuerungszahlen. Im August hat das Bundesamt für Statistik (BFS) für die Schweiz eine Inflation von 3,5 Prozent für einen vordefinierten Warenkorb berechnet. Viele Betroffene nehmen die Aufschläge jedoch als deutlich gravierender wahr.
Und das aus gutem Grund: Denn bei den Gütern des täglichen Bedarfs soll die Inflation bei 5,9 Prozent liegen, also deutlich höher, wie eine Analyse von Wellershoff & Partners ergeben hat. Das Wirtschaftsberatungsunternehmen hat sich hierfür bei einem Berechnungsmodell des österreichischen Statistikamts bedient für einen Wochenkonsum, in dem für direkt ausgabenrelevante Güter eine separate Teuerung ermittelt wird. Darin enthalten sind beispielsweise Nahrungsmittel, Treibstoffe oder Restaurantbesuche.
Höhepunkt noch nicht erreicht?
Die Preise für einen solchen Wochenkonsum sind in den letzten Monaten also stärker gestiegen, als es der herkömmliche Schweizer Warenkorb ausweist. Nochmals deutlich höher fällt die Inflationsrate in der Schweiz aus, wenn man die Güter im Warenkorb gleich gewichtet wie in Österreich – dann läge sie gar bei 8,6 Prozent.
Der grosse Unterschied: In der Berechnung des BFS haben die Ausgaben für Mieten, Strom oder Gas ein deutlich höheres Gewicht als im Nachbarland. Doch gerade diese Preise passen sich erst mit Verzögerung an.
Der Preishammer beim Strom wird bei vielen Haushalten erst im nächsten Jahr einschlagen – und dann die Inflation befeuern, wie Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff (61) zuletzt im Blick erklärte: «Bei der derzeitigen Strompreisentwicklung dürfte allein der Strom im nächsten Jahr einen Prozentpunkt der Inflation ausmachen.»
Aktuell sind in der Schweiz beispielsweise Benzin, Diesel, Kaffee, Zahnpflegemittel, Teigwaren oder Olivenöl grosse Inflationstreiber – und das mit Inflationsraten von um die 10 Prozent. Gemäss Wellershoff & Partners ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht: Der Höhepunkt der Inflation dürfte erst zu Beginn des nächsten Jahres erreicht sein. (smt)