Wie lange steigen die Preise noch weiter?
Experten rechnen mit einer hartnäckigeren Inflation in der Schweiz

Die Credit Suisse und die Raiffeisen Bank korrigieren ihre Inflationsprognosen. Laut den Experten dauert es länger als angenommen, bis sich die Teuerung normalisiert.
Publiziert: 26.08.2022 um 19:02 Uhr
1/5
Die Inflation in der Schweiz ist so hoch wie seit 2008 nicht mehr.
Foto: keystone-sda.ch
Dominique Schlund

Die Credit Suisse korrigiert ihre Inflationsprognose fürs laufende Jahr nach oben. Sie geht zwar weiterhin davon aus, dass die Inflation übers Jahr unter die Marke von 3 Prozent fallen wird. Sie schraubt ihre Prognose aber von 2,3 auf 2,9 Prozent deutlich nach oben. Auch die Raiffeisen stimmt in den Tenor mit ein. «Die Inflation wird uns noch deutlich länger als erwartet beschäftigen», sagt Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff (61).

Die Inflation war im Juli mit 3,4 Prozent so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Die Energiekrise in Europa, der ausgetrocknete Rhein und Lieferkettenprobleme treiben die Energie- und Rohstoffpreise nach oben. Von den Mehrkosten ist praktisch die ganze Wirtschaft betroffen. Bei der Bevölkerung macht sich die Inflation an der Zapfsäule, bei den Nebenkosten und beim Einkaufen bemerkbar.

Saisonale Effekte und starker Franken

Die CS rechnet damit, dass die Inflation im Herbst durch saisonale Effekte abgeschwächt wird. Einerseits sollen die Transportkosten, vor allem für Luftfracht, nach dem Sommer wieder leicht sinken. Andererseits wird teures Obst und Gemüse aus dem Inland im Winter wieder vermehrt durch günstige Importprodukte ersetzt.

Die CS-Experten erwarten zudem eine gewisse Entspannung bei Lieferengpässen im Herbst und einen konstant starken Schweizer Franken. Dadurch soll die Teuerung im vierten Quartal zumindest leicht abnehmen.

Dass die CS die Inflationsprognose für das Gesamtjahr trotz der erwarteten Minderung im Herbst nach oben korrigiert, hängt mit dem hinter uns liegenden Sommer zusammen: Die Inflation hat sich über die Sommermonate stärker entwickelt, als die Experten es vorhergesehen hatten.

Unklare Prognosen für 2023

Beim Ausblick für das nächste Jahr gehen die Expertenmeinungen stark auseinander. Klar ist nur so viel: Los werden wir die Inflation so schnell noch nicht. Fragt sich nur, wie hoch sie bleibt. Die Credit Suisse geht davon aus, dass sich die Teuerung 2023 auf 1 Prozent normalisieren wird. Diese Prognose basiert allerdings auf der Annahme, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins von -0,25 auf +0,50 Prozent anheben wird.

Der Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff (61) hingegen sagt: «Ich rechne damit, dass wir bei der Inflation auch 2023 noch eine 3 vor dem Komma haben.» Er verweist dabei auf die hohen Energiepreise. «Bei der derzeitigen Strompreisentwicklung dürfte allein der Strom im nächsten Jahr einen Prozentpunkt der Inflation ausmachen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.