Ex-SNB-Vize fordert
«Nur noch mit dem Zug in die Ferien»

2022 war ein gutes Reisejahr – trotz wirtschaftlich unsicherer Lage. Doch die Reiselaune geht zulasten der Umwelt. Ausgerechnet der Ex-Vizepräsident der Schweizer Nationalbank, Jean-Pierre Danthine, plädiert nun für radikalen Verzicht.
Publiziert: 01.01.2023 um 15:52 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2023 um 11:30 Uhr
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2022 war trotz Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine und wirtschaftlich unsicherer Lage ein gutes Reisejahr.
Foto: Keystone
Valentin Rubin

Das Krisenjahr ist vorbei, Neujahrsvorsätze sind gefasst. Und das Verlangen vieler wächst, sich nach unsicheren Monaten wieder etwas zu gönnen. Eine Reise in die Ferne zum Beispiel.

Die Schweiz ist wieder in Reiselaune. Bis vor Corona nahm das Passagieraufkommen jährlich zu, zwischen 2014 und 2019 war es ein Plus von 23 Prozent. Fürs vergangene Jahr spricht der Flughafen Zürich von 22 Millionen Passagieren – ursprünglich erwartet hatte man 20 Millionen. Auf Vorkrisenniveau ist man also noch nicht, darum lockt man in Kloten ZH neuerdings mit noch häufigeren Verbindungen, etwa nach Hongkong, Delhi oder Chicago, auf die Kanarischen Inseln, nach Saudi-Arabien oder Jordanien.

Was für die Reisebranche gute Nachrichten sind, bereitet Jean-Pierre Danthine (72) Sorgen. In einem Beitrag für die Initiative «Sustainable Switzerland» fordert der frühere Vizepräsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Umdenken. «Der Klimawandel ist längst Realität. In Bereichen, wo wir noch keine ausreichend nachhaltigen Alternativen haben, gibt es nur einen Weg: ernsthafter Verzicht. Vor allem beim Fliegen.»

Kompensation bringt keinen Klimanutzen

Ein klares Bekenntnis eines international renommierten Banker. Er sagt: «Nur noch mit dem Zug in die Badeferien.» Bloss, wie soll das im Winter gehen? Danthine macht sich da keine Illusionen. Aber er sagt: «Die Preise für Flugreisen sind viel zu tief.»

Er spricht von einer ernsthaften CO2-Kompensation zur Schadensbegrenzung. «100 Franken pro Tonne CO2 wären das absolute Minimum. Ohne ein solches freiwilliges Bekenntnis handeln wir nicht verantwortungsvoll.» Für einen Hin- und Rückflug von Zürich nach New York (USA) müsste man so gemäss Berechnungen der Stiftung Myclimate 200 Franken mehr zahlen. Bei einem Ticketpreis von 600 Franken.

Seitens der Swiss heisst es: «Pauschale Kompensationsforderungen bringen beim internationalen Luftverkehr keinen Klimanutzen.» Der Schlüssel liege vielmehr in nachhaltigem Flugzeugtreibstoff. Das Problem: «Aktuell ist dieser noch nicht in erforderlichen Mengen und zu marktfähigen Preisen verfügbar.»


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