Hobby-Pilot Berset schürt Kritik an der Doppelmoral der SP
«Fliegen – für wenige statt für alle»

Während Bundesrat Alain Berset privat im Kleinflugzeug herumfliegt, will seine Partei aus ökologischen Gründen die Flugshow am Zürifest verbieten. Das nervt bürgerliche Politiker. Sie können sich freche Sprüche nicht verkneifen.
Publiziert: 13.07.2022 um 11:25 Uhr
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Aktualisiert: 14.07.2022 um 18:15 Uhr
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Bundesrat Alain Berset soll vergangene Woche in dieser Cessna im französischen Luftraum unterwegs gewesen sein – die hielt die dortige Luftwaffe auf Trab.
Foto: JEAN-GUY PYTHON
Sophie Reinhardt

Innenminister Alan Berset (50) flog am vergangenen Dienstag in privater Mission in einem Kleinflugzeug allein nach Frankreich. Laut Recherchen der NZZ drang er dabei in gesperrten Luftraum ein.

Die französische Luftwaffe schickte daraufhin zwei Rafale-Kampfjets los, um sich den Piloten aus der Schweiz genauer anzuschauen. Christian Favre, der stellvertretende Informationschef von Bersets Innendepartement (EDI), hat den Vorfall bestätigt. Es handle sich aber um eine Privatangelegenheit. Bundesrat Berset habe den Flug in seiner Freizeit absolviert.

Züri-Fäscht nein, Berset ja

Dass Berset in seiner Freizeit fliegt, war bis anhin nicht bekannt und sorgt nun für Gesprächsstoff. Der Zürcher FDP-Kantonsrat Marc Bourgeois (50) nervt sich auf Twitter insbesondere darüber, dass die Zürcher SP am «Züri-Fäscht» aus Klimaschutzgründen Flugshows und Feuerwerk verbieten wolle, während der SP-Bundesrat «mit Sportfliegern» rumdüse.

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Pikant ist Bersets Hobby umso mehr, als sich ausgerechnet seine Partei sonst gern öffentlich gegen das Fliegen zum Spass ausspricht. So forderte der heutige SP-Präsident Cédric Wermuth (36) 2019 ein Flugverbot für alle Destinationen, die innert zwölf Stunden mit dem Zug erreichbar sind. Betroffen wären unter anderem Berlin, Brüssel, Barcelona, Amsterdam, Prag, Rom oder Budapest. Gegenüber «Nau» sagte er damals: «Verbote sind das einzig demokratische Mittel im Kampf gegen den Klimawandel. Denn alle müssen sich daran halten.»

Argument für neue Kampfjets

Auch FDP-Nationalrat und Kampfjet-Befürworter Christian Wasserfallen (41) kann sich einen frechen Spruch an die Partei des Bundesrats nicht verkneifen. Auf Twitter stichelt er gegen die SP: «Warum wir eine Luftwaffe und Luftpolizeidienst mit neuen Kampfjets F35A brauchen? Darum!»

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Auch die Gruppe der Corona-Massnahmengegner «Mass-Voll» witzelt über den Vorfall. Sie vermutet hinter Bersets Flugabenteuer gar mehr als einen versehentlichen Zwischenfall: «War das ein gescheiterter Fluchtversuch?», fragen sie.

Das wohl eher nicht: Berset ist ja schliesslich zurückgekommen.

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