Unumstritten ist laut Studien und Fachleuten, dass alle Covid-19-Impfstoffe vor schwerem Krankheitsverlauf schützen. Die meisten Corona-Patienten auf Intensivstationen sind ungeimpft. Wer vollständig geimpft ist und trotzdem einen schweren Krankheitsverlauf erleidet, ist meist von schweren Vorerkrankungen betroffen.
Und doch gibt es bei den verschiedenen Impfmitteln Unterschiede. Diese waren noch vor Ausbruch der Delta-Variante entwickelt worden. Auch mRNA-Vollgeimpfte können sich mit Delta infizieren und es übertragen. US-Wissenschaftler haben in einer neuen Studie verglichen, wie gut die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna vor einer Ansteckung und Hospitalisierung schützen. Dabei haben sie insbesondere bei der Delta-Variante Unterschiede festgestellt.
Basis für die Analyse bilden Daten von 25'000 Menschen aus dem US-Bundesstaat Minnesota zwischen Januar und Juli 2021. Beide Impfstoffe senken das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken, demnach deutlich. Moderna schneidet gegen die Delta-Variante aber etwas besser ab, wie der «Spiegel» berichtet.
Mehr Delta, geringerer Infektionsschutz
Das Risiko, wegen Covid-19 im Spital behandelt werden zu müssen, sank im gesamten Studienzeitraum bei Moderna um 92 und bei Pfizer/Biontech um 85 Prozent. Das Risiko einer Infektion reduzierte der Impfstoff von Moderna um 86 Prozent, jener von Pfizer/Biontech um 76 Prozent. Im Juli erfolgte ein Knick beim Impfschutz, wobei das Pfizer/Biontech-Vakzin einen deutlicheren Abfall zeigte. Der Schutz vor einer Infektion ging bei Moderna auf 76 Prozent zurück, bei Pfizer/Biontech sogar auf 42 Prozent.
Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass der Rückgang der Wirksamkeit mit dem Vormarsch der Delta-Variante zu tun hat. Zwischen Mai und Juli ist der Anteil der Delta-Variante in Minnesota laut dem Fachteam von 0,7 Prozent auf 70 Prozent gestiegen. Andere Studien zeigen einen geringeren Rückgang der Wirksamkeit im Zeitverlauf an – womöglich aufgrund methodischer Unterschiede bei den Studien.
Dass die Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe gegen die Delta-Variante insgesamt geringer ausfällt als gegen frühere Viruslinien, dies zeigen aber auch andere Analysen. Dagegen zeigen alle Studien eindeutig: Das mit Abstand grösste Infektionsrisiko haben Ungeimpfte.
EU prüft mRNA-Nebenwirkungen
Die Aktienkurse von Biontech und Moderna haben am Mittwoch an der Börse vorübergehend Einbrüche erlitten nach Bekanntgabe, dass die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) neue etwaige Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe prüft. Laut der «Bild» geht es darum, ob gewisse seltene Symptome nach einer mRNA-Impfung gegen Corona als Nebenwirkungen eingestuft werden sollten.
Die Behörde will laut einem am Mittwoch veröffentlichten «Covid-19 Impfstoff Sicherheitsupdate» neue Krankheitsbilder nach Impfungen unter die Lupe nehmen, darunter eine Form von allergischer Hautreaktion sowie zwei Nierenleiden. Diese seien bei kleinen Personengruppen aufgetreten.
Inzwischen sind weltweit Hunderte Millionen von Pfizer/Biontech- und Moderna-Impfungen verabreicht worden. Mediziner stellen zwar heftigere Reaktionen bei Moderna fest, von unerprobten Wirkstoffen lässt sich dabei nicht mehr sprechen. Übliche Beschwerden nach einer Impfung sind grippeähnliche Symptome. (kes)
