Die Beschattungsaffäre bei der Grossbank Credit Suisse hat gemäss Ethos-Direktor Vincent Kaufmann (39) die Probleme in der Corporate Governance der Bank aufgezeigt. Für ihn habe Rohner zu viele Fragen offengelassen, um wieder Vertrauen wecken zu können.
BLICK: Stellen Sie die Erklärungen, die die Credit Suisse gestern zur Khan-Beschattung geliefert hat, zufrieden?
Vincent Kaufmann: Es überraschte uns, dass der operative Chef, Pierre-Olivier Bouée, CEO Tidjane Thiam nicht über die Beschattung informiert haben soll. Denn Bouée ist seit fast 20 Jahren einer seiner engsten Leutnants. Gleichzeitig hat der Untersuchungsbericht von Homburger ausgeführt, dass die Kanzlei nicht alle Privatkorrespondenz einsehen konnte und ein Teil davon gelöscht wurde.
Was sind aus Sicht Aktionär die wichtigsten Punkte, die unklar bleiben?
Kaufmann: Wir verstehen nach wie vor nicht, wieso Iqbal Khan bereits nach einer Wartefrist von nur drei Monaten zur UBS wechseln konnte. Zumal die Rücktrittsbestimmungen im letzten Vergütungsbericht eine Wartefrist von sechs Monaten festhalten. Anscheinend kriegte Khan eine Vorzugsbehandlung, und wir wissen nicht, wieso. Als Aktionär erwarten wir dafür eine klare Begründung des Verwaltungsrat. Denn dieser Abgangsdeal könnte der Bank schaden.
Wurden mit dem Abgang der zwei CS-Verantwortlichen die richtigen Konsequenzen gezogen, um den Geschäftserfolg sicherzustellen?
Kaufmann: Diese Affäre bestätigt unseren Eindruck von Problemen innerhalb der CS-Führung, welche wir bereits die letzten Jahre bemängelt haben. Es gibt ein Vertrauensproblem, das aus unserer Sicht nun einen schnellen Wechsel auf Ebene des Präsidiums des Verwaltungsrats erfordert. Es ist unabdingbar, das Vertrauen der Aktionäre wieder herzustellen. Dazu muss ein neuer Präsident mit einem frischen Blick als glaubwürdiges Gegengewicht zur Geschäftsleitung eingesetzt werden.