Der Leiter der Internationalen Vermögensverwaltung der Credit Suisse, Iqbal Khan, tritt per sofort ab.

Neue Hintergründe zum CS-Skandal
«Gebt mir Asien – oder ich bin weg»

Der Streit zwischen den beiden Topbankern Khan und Thiam ist nicht nur eine Nachbarschaftsfehde. Es geht auch um Macht, Einfluss und die Superreichen Asiens.
Publiziert: 27.09.2019 um 23:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2019 um 10:37 Uhr
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Die Villen der beiden Topbanker in Herrliberg ZH: Streit gab es um Bäume oder Baulärm ...
Foto: Blick
Christian Kolbe und Sandro Inguscio

Beim Streit zwischen den Bankern Iqbal Khan (43) und Tidjane Thiam (57), die nebeneinander wohnen, geht es nicht nur um Baulärm oder Bäume in Herrliberg ZH. Es geht sogar um einen ganzen Kontinent: Asien! 

Singapur, Hongkong und China: Asien ist das neue Eldorado aller Privatbanker und Vermögensverwalter dieser Welt. In der Region gibt es jede Woche drei neue Milliardäre, zwei davon allein in China. Macht 160 zusätzliche Superreiche pro Jahr, die jede Bank sofort zu ihren Kunden zählen möchte. Darunter sind natürlich auch die beiden Schweizer Grossbanken Credit Suisse und UBS. 

Ringen um Asien

Genau in dieser Liga spielte Khan als Ex-Chef der Internationalen Vermögensverwaltung der CS. Nur: An die asiatischen Milliardäre kam der Starbanker nicht ran. Ausgerechnet das wachstumsstarke Asien-Geschäft ist bei der CS in einer eigenen Division zusammengefasst, mit eigenem Chef, der direkt an CS-Boss Thiam berichtet. 

«Gebt mir Asien – oder ich bin weg!», soll Khan seinem Chef Thiam gedroht haben. Wann genau, ist unklar, aber offenbar irgendwann zwischen dem Streit mit Thiam bei dessen Hausparty im Januar und Khans Abgang bei der CS im Juli. Das berichten der Grossbank nahestehende Kreise mit einem tiefen Einblick in die Credit Suisse dem BLICK. 

In Asien liegt das grosse Geld

Der aufstrebende Khan machte bei der CS zwar einen ausgezeichneten Job, allerdings in einem stagnierenden Markt. Von 2016 bis 2018 brachte Khans Truppe von der internationalen Vermögensverwaltung über 45 Milliarden Franken frisches Geld in die Bank. In der Summe war das allerdings etwas weniger, als die Superreichen aus Shanghai, Hongkong, Singapur oder Kuala Lumpur im selben Zeitraum der Asien-Division in die Tresore gelegt hatten. 

Tidjane Thiam war 2015 von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner (59) unter anderem wegen seiner ausgezeichneten Referenzen im Asien-Geschäft zur CS geholt worden. Thiam hatte dem britischen Versicherer Prudential in dieser Region zu neuen Höhenflügen verholfen. Mit Asien kennt sich der Ivorer ausgezeichnet aus. Dieser Kontinent gehört zu seinem Reich, Iqbal Khan blieb aussen vor.

Tränen beim Abschiedsessen

Khan dürfte es gedämmert haben, dass es ohne die Neureichen aus dem Reich der Mitte schwierig würde, in der CS ganz nach oben zu kommen. Zumal sein Boss Thiam fest im Sattel sass, er die Bank eben wieder in etwas ruhigere Fahrwasser geführt hatte. Gerüchte über eine mögliche Kandidatur bei den kommenden Präsidentschaftswahlen in der Elfenbeinküste dementierte Thiam letzten Herbst vehement. 

Khans Abgang bei der CS hinterlässt eine ganze Reihe Mitarbeiter, die ihm stark verbunden sind. An einem Abendessen zu seiner Verabschiedung sollen im Juli Tränen geflossen sein, ist aus den CS-nahen Kreisen zu vernehmen. Gerührt nahmen die rund 40 Teilnehmer zur Kenntnis, wie sich ihr Ex-Chef mit persönlichen Anekdoten und Fragen nach dem Wohlergehen von Kindern und Partnerinnen verabschiedete. 

Bei der UBS kann Khan ab dem 1. Oktober nun richtig Jagd auf die Milliardäre in Fernost machen. 

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