Es gilt, Ruhe zu bewahren
Welche typischen Anlegerfehler du jetzt vermeiden solltest

Donald Trumps Zollankündigungen verunsichern viele Anleger. Doch es ist kein guter Moment, um auszusteigen. Wir erklären diesen und weitere Fehler, die du beim Investieren nicht tun solltest.
Publiziert: 11.04.2025 um 20:35 Uhr
|
Aktualisiert: 12.04.2025 um 20:22 Uhr
1/2
Die Aktienmärkte spielen verrückt – jetzt nur nicht hektisch werden.
Foto: Getty Images

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
conny_schmid.jpg
Conny Schmid
Beobachter

Wenn die Kurse fallen, schnell verkaufen – dies ist einer der häufigsten Fehler von Anlegerinnen und Anlegern. Das Problem: Sie sind der Zeit immer hinterher. Den richtigen Moment gibt es nicht. Viele steigen zu spät aus und warten zu lange ab, wenn die Kurse wieder steigen. Aktuell schwanken sie so extrem, dass – vielleicht vorübergehende – Verluste schon fast garantiert sind.

«Es ist falsch, jetzt in Panik zu verfallen», sagt Sandro Ambühl, Verhaltensökonom an der Uni Zürich. Trumps Zölle seien nicht in Stein gemeisselt. Es könne gut sein, dass sie bald wieder gesenkt würden, und dann würden die Kurse auch schnell wieder ansteigen. «Wenn man jetzt aus Aktien aussteigt, macht man diese Verluste definitiv und kann nicht mehr von einer Kurssteigerung profitieren.» In einer von Ambühls Vorlesungen an der Uni geht es um typische Fehler, die privaten Anlegerinnen und Anlegern unterlaufen. Sich von der Angst leiten zu lassen, gehört dazu – und eine ganze Reihe weiterer Fehler.

Artikel aus dem «Beobachter»

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

Das ist ein Beitrag aus dem «Beobachter». Das Magazin berichtet ohne Scheuklappen – und hilft Ihnen, Zeit, Geld und Nerven zu sparen.

Probieren Sie die Mobile-App aus!

Geld auf dem Sparkonto lassen

Der grösste Fehler ist es, Erspartes gar nicht anzulegen. Manche warten auf den richtigen Zeitpunkt zum Investieren – den es ohnehin nicht gibt. Andere scheuen den Aufwand, sich zu informieren. Studien zeigen: Besonders Frauen verpassen diese Chance. Dabei lohnen sich Geldanlagen langfristig. Das legt zumindest ein Blick in die Vergangenheit nahe: Sparkonten warfen über die letzten 90 Jahre in der Schweiz im Schnitt gerade mal 0,07 Prozent Rendite ab. Schweizer Aktien haben seit 1929 dagegen eine Rendite von fast 6 Prozent erzielt.

Zu oft kaufen und verkaufen

Wer Wertpapiere kauft und verkauft, zahlt bei jedem Handel Kommissionen. Wer nun ständig auf den Kurs schaut und bei jeder Bewegung handelt, macht am Ende im Schnitt rückwärts. «Man konnte nachweisen, dass Anleger unabhängig vom Risikoprofil ihres Portfolios mehr verdienen, wenn sie untätig bleiben», sagt Ambühl. Zu häufiges Handeln ist mit Selbstüberschätzung verknüpft und unter Männern verbreiteter als unter Frauen.

Zu früh und zu spät handeln

Andere ändern bei sinkenden Kursen die Zusammensetzung ihres Portfolios. Sie verkaufen diejenigen Aktien, die im Vergleich zum Kaufpreis Gewinn erzielten, zu früh und halten die Verlustaktien zu lange. Ökonomen nennen das den Dispositionseffekt. Auch wenn es schwerfalle, historisch gesehen sei es für Kleinanleger sinnvoller, einfach abzuwarten, sagt Ambühl.

Herdentrieb und Selbstüberschätzung

Als Anfang 2000 die Dotcomblase platzte, rieben sich die Anleger die Augen. Sie hatten geglaubt, in eine zukunftsträchtige Industrie investiert zu haben – bis die Kurse abstürzten. Manche hatten wohl geahnt, dass sie überbewertete Aktien gekauft hatten. Doch sie wurden Opfer zweier typischer Verhaltensweisen: Sie folgten der Herde, aus Angst, etwas zu verpassen. Und glaubten, dass die Preise weiter steigen und sie zu den ersten und schlaueren Käufern gehören.

Herdentrieb und Selbstüberschätzung zugleich, das klingt widersprüchlich. Doch laut der «Greater Fool Theory» (Theorie des grösseren Dummkopfs) glauben Menschen, es gebe immer einen, der blöder ist als sie selbst. Konkret: «Man kauft wissend oder unwissend überbewertete Aktien und setzt darauf, dass jemand anderes noch mehr dafür bezahlen wird», sagt Sandro Ambühl.

Zu teure Produkte

Viele legen ihr Geld in aktiv gemanagten Fonds an, obwohl Fondsmanager fast nie mehr Rendite erzielen als die durchschnittliche Marktrendite. Die Gebühren von aktiv gemanagten Fonds sind rund zehnmal so hoch wie solche von passiven Fonds. «Gebühren von beispielsweise 2 Prozent scheinen auf den ersten Blick wenig zu sein. Auf 10 oder 20 Jahre gerechnet, kann es den Gewinn aber extrem schmälern», sagt Ambühl.

Grund ist der Zinseszins respektive die davon abgeleitete 72er-Regel. Sie besagt, dass sich Kapital bei einer Jahresrendite von 7 Prozent ungefähr alle 10 Jahre verdoppelt. Bei halbem Zinssatz braucht es doppelt so lange. «Nehmen wir der Einfachheit halber an, die Gebühren betragen 3,5 Prozent und Sie investieren 10'000 Franken über 20 Jahre. Dann reduziert sich der Gewinn um satte 20'000 Franken», rechnet Ambühl vor. Statt auf rund 40'000 Franken wächst das Kapital in 20 Jahren nur auf 20'000 Franken. «Viele unterschätzen diese Kosten.»

KI-Illustration / Blick
Informiere dich im Ticker über wichtige Börsen-News

Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.

KI-Illustration / Blick

Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.

Falsche Schlüsse ziehen

Wer eine Kurve sieht, die über die letzten 15 Jahre insgesamt nach oben zeigt, nimmt intuitiv an, dass es auch so weitergeht. «Menschen tendieren dazu, in zufälligen Mustern eine Struktur zu erkennen», sagt Ambühl. Verheerend kann das sein, wenn man andere Hinweise auf die mögliche künftige Entwicklung einer Aktie vernachlässigt oder blind dem Herdentrieb folgt.

Zu viel Heimatliebe

Anlegerinnen und Anleger bevorzugen Wertpapiere einheimischer Firmen, weil sie sich damit sicherer fühlen. Doch wenn der Heimatmarkt von einer Branche – etwa der Pharma – dominiert wird, hat man ein Klumpenrisiko. Das wird zum Problem, wenn es mit dieser Branche plötzlich bergab geht. «Die Forschung zeigt, dass man seine Wertpapiere möglichst breit über Branchen und Märkte streuen sollte», sagt Ambühl. Es sei ohnehin eine Illusion, zu glauben, man könne rechtzeitig reagieren. «Wenn Sie als Kleinanleger von Problemen oder besonderen Ereignissen hören, ist es schon zu spät, die Aktienmärkte reagieren viel früher.»

Fazit: Der Mensch ist kein rationales Wesen

Warum sind diese Verhaltensweisen so verbreitet? Die Antwort ist simpel: Der Mensch ist kein rationales Wesen. Wenn es kompliziert wird, verlässt er sich auf die Intuition. «Es ist sehr schwierig, dagegen anzugehen», sagt Ambühl. Manches wurde uns auch einfach in die Wiege gelegt, etwa der Herdentrieb.

Teilweise lassen sich Anlegerfehler aber auch auf geschicktes Marketing zurückführen. «Die Angaben zu den Gebühren für Investmentfonds müssen Sie oft im Kleingedruckten suchen», sagt Ambühl. Zudem erhalten Fondsmanager in der Regel Provisionen: Je höher die Gebühren, desto mehr verdienen sie. «Sie haben keine Anreize, einen günstigen Fonds zu verkaufen.»

In der Forschung bestehe der Konsens, dass Privatpersonen am besten fahren, wenn sie in breit gestreute Indexfonds investieren, die nicht aktiv gemanagt werden. Diese bilden die Anteile des jeweiligen Marktes ab, man erzielt also stets dessen aktuelle Durchschnittsrendite. Sie sind zudem sehr günstig, und das Risiko kann weltweit gestreut werden. «Am besten investiert man einmal in so einen Fonds und schaut sich möglichst selten an, wie er sich entwickelt. So kommt man gar nicht in Versuchung, ständig etwas zu ändern, wenn der Kurs rauf- oder runtergeht.»

Keine Empfehlung für Anleger

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals.

Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlustes des eingesetzten Kapitals.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.