Thomas Jordan (59) hat am Donnerstag ein weiteres Stück Wirtschaftsgeschichte geschrieben. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhöht den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf plus 0,5 Prozent. Damit endet die Ära der Negativzinsen. Jordan zieht ein positives Fazit: Insgesamt habe sich der Negativzins bewährt. Sein geldpolitischer Nutzen habe die Kosten seiner Nebenwirkungen klar übertroffen.
Die US-Notenbank Fed erhöhte gestern Abend den Leitzins zum dritten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte. Damit liegt er nun in der Spanne von 3,0 bis 3,25 Prozent und erreicht den höchsten Stand seit 14 Jahren. Die Fed-Leitzinserhöhung hat den Euro unter Druck gesetzt. Er fiel kurz auf ein Allzeitteif 0,9486 Franken. Nach dem heutigen SNB-Entscheid gewinnt der Euro wieder an Stärke, der Wechselkurs steigt auf 0,9660 Franken.
Was heisst der Entscheid fürs Ersparte?
Diverse Banken kündigten nach dem Leitzinsentscheid das Ende der Negativzinsen an. Mehr noch: Erste Finanzinstitute versprechen Sparerinnen und Sparen wieder etwas Zins fürs Ersparte auf dem Konto. Dazu gehören die Bank WIR und Valiant. Die grossen Banken fehlen noch mit Sparzinsversprechen. Eine höhere Verzinsung der Spargelder sieht die Zürcher Kantonalbank offenbar noch nicht vor: Dies setze voraus, dass sich auch die Zinsen am kurzen Ende der Kurve wieder nachhaltig weiter in den positiven Bereich bewegten. Hier gelte es, weitere Zinsschritte der SNB abzuwarten. «Der nächste steht aller Voraussicht nach bereits im Dezember an», heisst es bei der ZKB.
Wenn auch die ersten Banken mit Zinsversprechen vorpreschen, darf man eines nicht vergessen: Die hohe Inflation in der Schweiz frisst den kleinen Zinsbatzen sofort wieder auf.
Was heisst der Entscheid für den Häusermarkt?
Die SNB geht davon aus, dass die heutige Zinserhöhung Folgen auf den Hypothekar- und Immobilienmarkt haben wird. «Ausblickend dürfte die Straffung der Geldpolitik auch zu einer Entspannung der Risikosituation beitragen», sagt SNB-Vizepräsident Martin Schlegel.
Er räumte ein, dass dies bislang nicht der Fall gewesen sei. «Die Zinsentwicklung hatte bisher wenig Auswirkungen auf das Wachstum am Hypothekar- und Immobilienmarkt», so Schlegel. So seien die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen weiter gestiegen. Auch das Hypothekarvolumen habe weiter zugenommen.
Comparis schreibt: «Auf jeden Fall werden auch die Hypothekarkredite weiter steigen. Da in den letzten Jahren verschiedene Materialien für das Bauen wegen Lieferknappheit teurer geworden sind, wird die Finanzierung von Wohneigentum künftig noch anspruchsvoller.» (uro/SDA)