Ende März ist fertig – «wir haben unser Bestes gegeben»
Aargauer Babyfachgeschäft muss nach 101 Jahren schliessen

Thomas Obrist führt den Familienbetrieb Obrist's Baby-Rose in vierter Generation. Doch nun endet die Geschichte der 1924 gegründeten Firma schon bald. Der Inhaber setzt sich für seine zehn Mitarbeitenden ein – und sucht eine Lösung für sich selbst.
Publiziert: 04.01.2025 um 13:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.01.2025 um 11:02 Uhr
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Das Fachgeschäft Obrist's Baby-Rose in Dättwil AG geht bald zu.
Foto: Obrist's Baby-Rose

Auf einen Blick

  • Babyfachgeschäft Obrist's Baby-Rose schliesst Ende März nach 100 Jahren
  • Geburtenrückgang, starker Franken und Online-Handel führen zum Aus
  • Inhaber kämpft für Anschlusslösung für Mitarbeitende
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Gerade noch hat der Traditionsbetrieb sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Doch jetzt gehen beim Babyfachgeschäft Obrist's Baby-Rose bald die Lichter aus – für immer. Inhaber Thomas Obrist (53) schliesst das 1924 von seinem Urgrossvater Robert Stutz gegründete Familienunternehmen Ende März, wie er auf Linkedin mitteilt. 

Damit endet die Firmengeschichte, die in Windisch AG als mechanische Werkstätte für Velo-, Kinderwagen- und Nähmaschinen-Reparaturen ihren Anfang genommen hatte. Vor 30 Jahren zügelte Obrist's Baby-Rose ins Dorf Dättwil, das zur Stadt Baden AG gehört. Besitzer Obrist betrieb das Fachgeschäft für Babyartikel, das eines der 14 Läden der Genossenschaft Baby-Rose ist, in vierter Generation. «In den vielen Jahren haben wir stets unser Bestes gegeben. Letztendlich konnten wir jedoch mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nicht genug Kunden gewinnen, um die notwendige kritische Masse für eine solide Rentabilität zu erreichen», begründet er auf Linkedin das Unternehmensende.

Es gibt zu wenige Babys

Zum Aus haben verschiedene Faktoren geführt, wie Obrist gegenüber dem «Badener Tagblatt» sagt: «Den Geburtenrückgang spüren wir eins zu eins. 2021 kamen in der Schweiz 90'000 Kinder zur Welt, 2023 waren es nur noch knapp 80'000. Das ist eine Abnahme von über 10 Prozent innerhalb von zwei Jahren.»

Der Familienbetrieb hat auch unter zwei Herausforderungen gelitten, die viele Schweizer Geschäfte zu spüren bekommen: den Euro-Kurs und den Online-Handel. Der starke Franken im Vergleich zum Euro macht den Einkaufstourismus attraktiv. «Das deutsche Laufenburg ist nur 20 Minuten von uns entfernt. Viele fahren über die Grenze, um dort günstiger einzukaufen», so Obrist zur Zeitung. Zudem würden insbesondere seit der Pandemie mehr Menschen online auf Shopping-Tour gehen.

«Scheitern ist hart ...»

In seinem Linkedin-Post drückt der Inhaber seine grosse Betroffenheit über das Ende seiner Firma aus: «Scheitern ist hart, besonders, wenn man sein Herzblut in etwas investiert», schreibt er. Und weiter: «Diejenigen von uns, die keine Risiken eingehen, scheitern nicht. Doch jedes Scheitern steht für den Mut, Grenzen zu überschreiten, und darauf bin ich stolz.»

Wie es mit ihm ab April weitergeht, weiss Obrist noch nicht. Er betreibt noch die zwei Bernina-Nähcenter in Brugg AG und Frick AG, die von der Schliessung des Babyfachgeschäfts nicht betroffen sind. Doch sein Hauptfokus lag auf seinem Baby-Rose-Betrieb. Darum sucht er sich nun einen neuen Job – und setzt sich für seine zehn Mitarbeitenden ein. 

Für die Angestellten scheint sich eine Lösung anzubahnen. «Die Anzeichen, dass das Geschäft in neue, gute Hände übergeben werden kann, sehen sehr positiv aus», so Obrist auf Linkedin. Das Personal werde dann die Möglichkeit haben, am gleichen Standort weiterzuarbeiten – dann unter neuer Führung. 

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