Ein Jahr nach dem Tod der Wirtin Heidi Berger
Trauriges Ende für Zürcher Kult-Restaurant Pöstli nach 140 Jahren

Trauriges Ende für das 140-jährige Pöstli in Agasul: Nach dem unerwarteten Tod der Wirtin Heidi Berger im letzten Jahr schliesst das Kult-Lokal. Eine letzte «Ustrinkete» am Freitag beendet die Ära.
Publiziert: 11.12.2024 um 19:45 Uhr
Stammgäste, Wanderer, Töfffahrer: Das Pöstli im Zürcher Agasul war beliebt.
Foto: Google Maps Screenshot

Auf einen Blick

  • Traditionsreiche Beiz in Agasul schliesst nach 140 Jahren ihre Türen
  • Wirtin starb überraschend, Familie führt letzte Öffnung durch
  • Pöstli öffnet am Freitag um 19 Uhr für eine «Ustrinkete»
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

«Stosst mit uns an auf ein schönes Stück Agasuler Geschichte und läutet mit uns diese Ära aus», heisst es auf dem Flyer des Pöstlis. Die Beiz in der Aussenwacht von Illnau-Effretikon im Kanton Zürich gehen die Türen nach 140 Jahren definitiv zu. Hinter der Schliessung steckt eine traurige Geschichte.

Das Pöstli ist ein Restaurant, wie man es von früher kannte. Dunkles Täfer, ein Buffet noch aus den 60er-Jahren. 18.50 Franken für ein Halbeli Fendant, 16.40 Franken für das Kotelett mit Salat. Die Zeit scheint in Agasul stehengeblieben zu sein, wie der «Landbote» schreibt.

Überraschender Tod der Wirtin

In einer gewissen Hinsicht ist sie das auch. Ende Oktober 2023 starb nämlich die langjährige Wirtin Heidi Berger im Alter von 69 Jahren. «Ein Herzinfarkt aus heiterem Himmel, wie schon bei meinem Grosi», erzählt Tochter Jasmin gegenüber der Zeitung. Ihre Mutter habe immer gesagt, dass sie mit 70 aufhören und das Haus verkaufen will. «Nun machen wir das leider ohne sie.»

Welche Identifikation hinter dem Restaurant steckt, wird bei einer Anekdote von Jasmin Berger klar. Nach dem Todestag ihrer Mutter – einem Donnerstag – entschieden sich die vier Kinder, am kommenden Montag nochmals selbst zu öffnen. «Wir wollten die Stammgäste nicht mit einem Zettel an der Tür abspeisen», erklärt die Tochter. «Das war extrem emotional, für uns wie auch für die Gäste.» Seither blieb das Lokal zu.

Zuletzt von den Stammgästen gelebt

Das Wirten des Pöstlis ist bei Bergers Familiensache. Jasmin Berger selbst dachte auch schon über einen Einstieg nach. Für ihre Mutter sei aber immer klar gewesen, dass ihre Kinder nicht wirten müssen, wie sie dem «Landboten» erklärt. «Als ich mal vor zwei, drei Jahren angetönt habe, mit einsteigen zu wollen, hat Mami gesagt: ‹Tu dir das bloss nicht an.›» Ausdiskutieren konnten die beiden es nicht mehr. Die Geschichte nimmt ein trauriges Ende.

Die 1885 erbaute Beiz lebte bis zuletzt vor allem von seinen Stammgästen. Regelmässig traf man sich zum Znüni oder auf ein Feierabendbier. Jetzt öffnet das Pöstli diesen Freitag um 19 Uhr ein letztes Mal. Eine «Ustrinkete» soll es geben, ganz im Sinne ihrer Mutter, erklärt Berger. «Wir leeren den Pöstli-Keller in Gedenken an sie.»

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