Auf einen Blick
- Restaurant Strauss wirbt mit veralteten Gault-Millau-Punkten trotz fehlender aktueller Bewertung
- Geschäftsführerin bezeichnet Werbung mit falschen Punkten als unbeabsichtigten Fehler
- Lokal warb vier Jahre lang mit 13 Punkten von 2020
Das Restaurant Strauss ist eine der besten Adressen Winterthurs. Seit Jahren wird im Restaurant am Rande der Altstadt auf hohem Niveau gekocht. Das haben auch Gastrokritiker bemerkt und entsprechend gewürdigt. 2020 wurde der Strauss vom Gourmetmagazin Gault Millau mit 13 Punkten dekoriert, was das Restaurant stolz mit einer Tafel am Eingang verkündete. Nach zwei Chefkoch-Wechseln innert eines Jahres fiel es danach aus dem prestigeträchtigen Kulinarik-Ranking.
Das Nobel-Restaurant aber warb auf der Homepage gar mit 14 Gault-Millau-Punkten. Und zwar vier Jahre lang, wie der «Landbote» schreibt. Auf der Webseite hiess es: «Mit 14 ‹Gault Millau›-Punkten dürfen wir uns schmücken». Dabei hatte der Strauss gar nie 14 Punkte. Und: Am Eingang hängt heute noch das gelbe Schild mit den 13 von 20 möglichen Punkten und lockt Kundinnen und Kunden an. Obwohl das Lokal in den letzten fünf Ausgaben des Gault Millau gar nie mehr erwähnt wurde.
«Fehler wegen Hochbetrieb»
Geschäftsführerin Tuba Özdemir spricht gegenüber dem «Landboten», der einem anonymen Hinweis nachgegangen ist, von einem «Fehler». Wegen «Hochbetrieb im Restaurant» sei gar nie aufgefallen, dass auf der Strauss-Webseite von 14 statt von 13 Punkten die Rede war. Das habe man angepasst. Und tatsächlich, heute steht im Internet in der Rubrik «Auszeichnungen»: «Mit 13 Gault-Millau-Punkten dürfen wir uns schmücken, die wir uns durch ein durchgängig hohes Niveau erarbeitet haben. Unsere kreative, geschmackvolle Küche, ein ausgezeichneter Service, das stilvolle Ambiente und unsere sorgfältig zusammengestellte Weinkarte zeichnen uns aus.»
Doch darf ein Lokal auch Jahre später noch Werbung machen mit einer veralteten Auszeichnung im Gault Millau? Für Özdemir ist der Fall klar: Auf dem Schild stehe ja, dass die Punkte von 2020 sind. «Wir haben nie behauptet, dass die Punkte neu vergeben sind.» Sie will sich nun aber bei Gault Millau erkundigen, ob sie die Auszeichnung weiter verwenden darf. «Obwohl unser ehemaliger Küchenchef sie erkocht hat.» Sie betont: «Wir wollen vollkommen regeltreu und integer auftreten.»
«Lügen haben kurze Beine»
Laut Gault-Millau-Chefredaktor Urs Heller kommen solche Fälle «höchst selten» vor. Wenn man erfahre, dass jemand mit einer veralteten Auszeichnung Werbung mache, melde man sich kurz. Und bitte darum, die Tafel «gelegentlich» zu entfernen. «Ein Drama machen wir aber nicht daraus», sagt Heller. «Lügen haben auch in der Gastronomie kurze Beine.»