Auf einen Blick
- Severin Hacker erhält Swiss Impact Award in New York
- Er ist der Co-Gründer von Duolingo, der grössten Sprachlern-App der Welt
- Mit künstlicher Intelligenz will der Zuger die App weiterentwickeln
Grosse Ehre für den reichsten Jungunternehmer der Schweiz: Severin Hacker (40) hat am gestrigen Montagabend in New York den Swiss Impact Award erhalten. Damit würdigt die offizielle Schweiz die Leistungen von Bürgern, die zur positiven Wirkung der Schweiz in den USA beitragen. Das ist dem gebürtigen Zuger mit Duolingo, der grössten Sprachlernapp der Welt, zweifelsfrei gelungen.
«Mit seiner Arbeit bei Duolingo hat Severin Hacker nicht nur Millionen von Menschen weltweit inspiriert, sondern auch das Ansehen der Schweiz in den USA gefestigt», sagte Generalkonsul Niculin Jäger in New York. «Diese Auszeichnung unterstreicht, wie Schweizer Innovation in den Vereinigten Staaten geschätzt wird.»
Hacker ist erst der zweite Preisträger und Nachfolger der vier Schweizer NHL-Stars aus New Jersey, die 2023 ausgezeichnet worden sind. «Das macht mich stolz. Es ist nicht einfach, als Schweizer in Amerika Erfolg zu haben – umso schöner ist die Anerkennung, wenn man es geschafft hat», sagt Hacker im Gespräch mit Blick.
Der rasante Aufstieg von Duolingo
Anfangs war Duolingo eigentlich nur ein Nebenprojekt von Hacker, der nach einem abgeschlossenen Informatik-Studium an der ETH Zürich nach Amerika ausgewandert ist. Dort studierte er an der Carnegie Mellon University in der US-Stadt Pittsburgh – und entwickelte Duolingo nebenbei mit seinem Kollegen Luis von Ahn (46) aus Guatemala.
2011 folgte die offizielle Gründung. Duolingo eroberte die App-Stores im Sturm. Plötzlich war es möglich, eine fremde Sprache bequem via Smartphone zu lernen – und das komplett kostenlos. Vor allem der spielerische Ansatz von Duolingo, die Belohnungen und Ranglisten, machten die App zu einem frühen Erfolg. «Der Algorithmus, der sich an jeden Lernenden anpasst, und die Gamification sind auch heute noch unser Schlüssel», sagt Hacker.
Mehr zu Duolingo
Aktuell zählt Duolingo 103,6 Millionen aktive Nutzerinnen und Nutzer, die bis zu 43 Sprachen lernen können. Neben den beliebtesten Fremdsprachen wie Englisch, Spanisch und Französisch stehen beispielsweise auch Walisisch oder Hindi zur Auswahl. «Dass wir unser Portfolio stetig verbessert und ausgeweitet haben, zahlt sich nun aus. Die Anzahl Nutzer steigt kontinuierlich an», sagt Hacker. Auch der Gang an die Börse im Jahr 2021 zahlte sich bislang aus – die Duolingo-Aktie ist von anfänglich 140 Dollar auf über 230 Dollar gestiegen. Aktueller Börsenwert: über 10 Milliarden Dollar!
Hacker macht ein Versprechen
«Andere Gründer machen nach drei oder vier Jahren einen Exit und verkaufen das Unternehmen – ich bin aber immer dabei geblieben und stolz darauf», sagt Hacker im Gespräch mit Blick. Seine Mission ist noch lange nicht vollendet, wie er klarmacht: «Aktuell konzentrieren wir uns auf KI und wollen damit den individuellen Lernerfolg erhöhen.» Sprachlernende erreichen derzeit maximal ein B1-Niveau mit Duolingo – in Zukunft soll dank der KI sogar B2 möglich werden. «Und wir wollen in anderen Fächern vorwärtsmachen – derzeit gibts Mathematik und Musik auf Duolingo», so Hacker.
Über allem stehe die Vision von 2011: «Wir wollen die beste Bildung anbieten und sie für alle zugänglich machen.» Zwar gibt es seit vielen Jahren eine Premium-Funktion, doch sollen die wichtigsten Funktionen der App weiterhin gratis bleiben. «Wir wollen und werden nie jemanden nur des Geldes wegen ausschliessen», verspricht Hacker gegenüber Blick.
«Mit Duolingo hätte ich in der Schweiz nie Erfolg gehabt»
Er selbst hat mehr als genug Geld, gilt seit diesem Jahr als reichster Jungunternehmer der Schweiz. Die Bilanz schätzt sein Vermögen auf 600 bis 700 Millionen Franken. «Ich habe Duolingo nicht wegen des Geldes gegründet», sagt Hacker dazu. «Aber natürlich ist das Bilanz-Ranking eine Art Messlatte für den Erfolg. In der Schweiz ruft das leider auch negative Reaktionen hervor. Meine Eltern wollen deshalb lieber nicht in der Zeitung lesen, wie reich ich bin.»
Mehr zu Schweizer Jungunternehmern
Der Zuger hat seine Verbindung zur Schweiz nie verloren, obwohl er seit bald 15 Jahren in den USA lebt. Mit seiner Familie besucht er regelmässig seine Heimat. «Die Nähe zu den Bergen vermisse ich sehr. Wenn ich für Ferien in die Schweiz komme, dann gehen wir wandern», verrät er.
Fürs Business sei Amerika aber unschlagbar – und schlägt die Heimat um Längen, ist Hacker überzeugt. «Mit Duolingo hätte ich in der Schweiz nie Erfolg gehabt.» In den USA seien sie «risikofreudiger». «Die Startup-Kultur ist hier einfach besser», sagt Hacker und erklärt: «Wenn du ein Startup gründest, brauchst du Geld. Die Schweiz hat seit 2009 sicher Schritte nach vorne gemacht – aber der Risikoappetit des Schweizers wird nie an denjenigen des Amerikaners herankommen.»