Die Migros Aare macht Ernst mit den Forderungen von Mario Irminger (58). Der Migros-Boss setzt konsequent aufs Kerngeschäft. Im Gebiet der grössten Migros-Genossenschaft gehen in nächster Zeit mehrere Filialen der Elektronikartikel-Kette Melectronics zu. Total sechs Standorte müssen schliessen, wie Blick aus einem zugespielten Dokument weiss. Migros Aare bestätigt die Schliessungen. Als Grund nennt sie «unzureichende wirtschaftliche Aussichten».
Zuerst trifft es den Melectronics-Shop im Berner Einkaufstempel Westside, der per 13. April zugeht. Danach folgt Ende Monat das Aus der Filiale im Brügg Center in der Nähe von Biel. Der Standort in Oftringen AG schliesst am 11. Mai, jener im Einkaufszentrum Sälipark in Olten SO Ende Juni. Bereits seit Dezember 2023 ist bekannt, dass die Melectronics-Shops den Berner Ortschaften Worb (18. Mai) und in Münsingen (10. August) dicht machen.
Auch Do-it+Garden-Filialen schliessen
Ebenfalls gezählt sind die Tage des Do it + Garden Brügg. Per 13. April schliesst die Baumarkt-Filiale für immer. Besitzerin Migros bestätigt die Meldung eines Leserreporters.
Insgesamt zehn Mitarbeitende sowie je ein Lehrling und ein Praktikant verlieren durch die Schliessung ihren Job. Für diese habe die Migros eine «interne Anschlusslösung» innerhalb der Genossenschafts-Familie gefunden, teilt eine Sprecherin des Detailhandel-Riesen mit. Die Mehrheit wechsle in einen anderen Do it + Garden, der Rest finde Unterschlupf in einem Supermarkt.
Neue Fokusstrategie setzt Baumärkte unter Druck
Als Grund für die Schliessung der Brügger Baumarkt-Filiale führt die Migros die Nähe zu mehreren Alternativen ins Feld. So hat es keine 20 Fahrminuten entfernt in Schönbühl BE einen weiteren Do it + Garden sowie eine Filiale von Obi, dessen Schweizer Ableger ebenfalls zum Migros-Universum gehört. «Der Standort wurde überprüft und es wurde entschieden, die Filiale zu schliessen», so die Sprecherin. Die für den Brügger Do it + Garden zuständige Migros Aare wolle ihre Kräfte bündeln und sich auf das Kerngeschäft fokussieren.
Ein weiterer Leserreporter teilte Blick zudem mit, dass auch die Do-it+Garden-Filiale in Burgdorf BE per 1. Juni seine Türen zumacht. Auch diese Schliessung bestätigt Migros Aare. Zudem werde das Vertragsverhältnis mit den Standorten in Bremgarten AG und im Oltener Sälipark per 2025 nicht verlängert.
Mit all den Filialschliessungen setzt die Regionalgenossenschaft um, was die Migros-Gruppe gesamtschweizerisch verfolgt. «Fokus, Fokus, Fokus», ist die neue Devise von CEO Irminger. Er will die Detailhändlerin abspecken und frühere Fehlinvestitionen korrigieren. Denn die Gewinnzahlen sind massiv unter Druck geraten. Für 2023 verzeichnete die Migros ein bescheidenes Plus von 175 Millionen Franken. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 459 Millionen Franken.
Welche weiteren Filialen bedroht sind
Die Trendwende hat Irminger bereits im Februar eingeleitet.Damals verkündete er die Verkaufsabsicht mehrerer Fachmärkte sowie des Reiseunternehmens Hotelplan. Dazu zählt auch Melectronics. Die Filialschliessungen hätten keinen Zusammenhang zum laufenden Verkaufsprozess, so die Migros Aare. Klar ist aber: Ein Deal ist schon fortgeschritten. Bis Mitte Sommer sollen die neuen Eigentümer bekannt gegeben werden.
Für die restlichen Formate wie Obi und Do it + Garden gilt: Die Migros unterzieht alle einer eingehenden Überprüfung. Auch das lässt Raum für Spekulationen. Filialen mit einer gewissen Nähe zu Baumarkt-Alternativen aus dem Migros-Universum könnten unter Druck kommen. Zurzeit besteht das Netzwerk aus 10 Obi-Filialen und 50 Do-it+Garden-Standorten (inklusive jenem in Brügg). Es gibt mehrere Geschäfte, die nur zehn Minuten Autofahrt vom nächsten Fachmarkt entfernt sind. Konkret betrifft es die Obi- respektive Do-it+Garden-Filialen im Basler Gewerbegebiet Dreispitz, jene in St. Gallen und Winterthur und die bereits erwähnten in Schönbühl.
Im Sommer will die Migros das Ergebnis ihrer Analyse präsentieren.