Wohnraum ist in der Schweiz zunehmend rar – und unbezahlbar. Das gilt sowohl für Mietwohnungen als auch für Eigenheime. Während die Hypothekarzinsen steigen, bleiben die Häuserpreise hoch. Zu hoch. Das macht sie für den grössten Teil der Schweizerinnen und Schweizer unbezahlbar.
Ein typisches, zehnjähriges Einfamilienhaus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche und zwei Bädern kostet laut der Immobilienberatungsfirma Iazi in Zürich aktuell 3,19 Millionen Franken. In Basel sind es 2,25 Millionen und in Bern 1,87 Millionen Franken. Wer kann das noch finanzieren?
Verdichten reicht nicht
«Die Mehrheit der Schweizer kann sich weder in den Städten noch in deren Einzugsgebieten ein Haus leisten», sagt Donato Scognamiglio (53), VR-Präsident von Iazi.
Der Mietermarkt ist ähnlich überhitzt: Die Mietpreise steigen bei den Angebotsmieten – also jenen Wohnungen, die neu ausgeschrieben werden – in den letzten fünf Jahren im Schweizer Schnitt um 4,4 Prozent an. Auch die Bestandesmieten kletterten zuletzt in die Höhe, weil der Bund den Referenzzinssatz anhob.
Der Grund für die steigenden Wohnkosten ist bei den Eigenheimen und den Mietwohnungen der Gleiche: Das Angebot ist knapp und die Nachfrage gross. «Verdichtung allein wird das Problem nicht lösen», sagt Scognamiglio. Um der angespannten Lage entgegenzuwirken, muss mehr gebaut werden, darin sind sich Experten einige.
Neubauten sind zu teuer
Das Problem: Neubauten sind oft teuer. So teuer, dass weder Käufer noch Mieter sie sich noch leisten können. In Zürich kommt es vor, dass mehrere Wohnungen in Neubauten bei Einzugstermin nicht vermietet sind. Gleichzeitig werden Ansässige, die sich den Wohnraum nicht mehr leisten können, verdrängt.
Schweizer Neubauten haben einen hohen Ausbaustandard. Das sieht Scognamiglio zunehmend kritisch. «Wir müssen billiger bauen», sagt der Immobilien-Experte. Es nütze nichts, wenn die Bauqualität für 100 Jahre reiche, wenn die Häuser bereits nach 50 Jahren abgerissen werden.
Beim Baustandard sparen
«Schweizer haben beim Bau enorm hohe Ansprüche», so Scognamigio. Baukosten sparen könne man beispielsweise bei der Lärmisolation, die auf dem Land weniger hohe Standards erfüllen müsse als in Städten.
Die Bauzonenreserve in der Schweiz ist knapp. Der Anteil unbebauter Bauzonen schrumpfte 2022 um 17,1 Prozent auf 12,5 Prozent. Der künftige Ausbaustandard wird entscheidend dafür sein, welchem Teil der Bevölkerungsschicht die letzte Bauzonenreserve noch zugutekommen wird.