Digitalexpertin erklärt Abschwung im Silicon Valley
Darum bauen Facebook und Co. Zehntausende Stellen ab

In den USA setzen viele Firmen der Tech-Branche seit Jahresbeginn den Rotstift an: Über 50'000 Stellen sind gestrichen worden. Neben Twitter und Snap hat nun auch der Facebook-Konzern Meta 11'000 Angestellten gekündigt. Blick kennt die Gründe.
Publiziert: 10.11.2022 um 00:14 Uhr
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Aktualisiert: 10.11.2022 um 13:11 Uhr
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Neben dem Facebook-Konzern Meta haben viele weitere grosse Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley Jobs gestrichen.
Foto: AFP
Milena Kälin

Die Tech-Branche ist seit dem Ausbruch der Coronakrise von einem regelrechten Digitalisierungsboom beflügelt worden. Dieser Boom hat 2022 nun ein abruptes Ende gefunden. Seit Jahresbeginn sind im Technologie-Sektor in den USA, wo das für die Branche wichtige Silicon Valley zu Hause ist, über 50'000 Jobs gestrichen worden. Zu diesem Schluss kommt die US-Datenanalysefirma Crunchbase.

Gestern Mittwoch hat nun auch der Facebook-Konzern Meta, zu dem auch Whatsapp und Instagram gehören, 11'000 Mitarbeitende entlassen. Meta folgt damit auf Twitter: Zuvor hatte der neue Twitter-Chef Elon Musk (51) - kaum im Amt - rund die Hälfte der 7500 Angestellten entlassen. Auch im Unternehmen Tesla stellte Musk 200 Mitarbeitende vor die Tür.

Zuerst einstellen, dann entlassen

Die Anzahl Mitarbeitenden des Snapchat-Anbieters Snap ist während der Coronakrise regelrecht explodiert - von 3500 auf 6500. Nun folgt aber der Kahlschlag - Snap plant mittlerweile wieder 1200 Jobs zu streichen, also rund einen Fünftel aller Stellen. Auch Netflix musste im September 480 von 11'000 Mitarbeitenden entlassen. Und der Software-Riese Microsoft hat ebenfalls Stellenstreichungen angekündigt.

Ein weiterer Riese im Silicon Valley, die Google-Mutter Alphabet, hat bisher noch keine Kündigungen ausgesprochen. Alphabet-CEO Sundar Pichai (50) hat aber bereits angekündigt, dass Entlassungen nicht ausgeschlossen sein. Google Schweiz meinte auf Anfrage von Blick aber, dass keine Information dazu bekannt seien. Google beschäftigt zurzeit 5000 Mitarbeitende in Zürich.

Mit dem Zahlungsdienstleister Stripe, dem Fahrdienst Lyft, der Börsenplattform Robinhood sowie dem Fintech-Unternehmen Better - um nur ein paar zu nennen - haben im Silicon Valley viele weitere Firmen Jobs gestrichen.

Wirtschaftsabschwung kam schneller als erwartet

Aber warum ist es in der Tech-Branche zu derartigen Massenentlassungen gekommen? Passend wäre wohl das Sprichwort «Wer hoch steigt, fällt tief.» Während des Digitalisierungsbooms, der durch die Coronakrise angekurbelt wurde, kam der grosse Ansturm der Investoren. Die Kurse der Tech-Aktien schossen in die Höhe. «Diese ungewöhnlich hohe Nachfrage veranlasste die Branche, im Eiltempo sehr viele Mitarbeiter einzustellen und zu expandieren», sagt Sunnie Groeneveld (34), Digitalexpertin des Beratungsunternehmens Inspire 925.

Nun folgt aber der wirtschaftliche Abschwung. Und der ist mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ziemlich überraschend gekommen. Nachdem viele Firmen wegen des Booms grosszügig aufgestockt haben, sind sie jetzt gezwungen Kosten zu sparen. Dabei sind die Personalkosten ein wichtiger Hebel. «Die grossen Techunternehmen werden vorsichtiger und sprechen Entlassungen und Einstellungsstopps aus», sagt Groeneveld.

Investoren dampfen ab

Und auch die Investoren ziehen wieder ab. Denn sie befürchten sinkende Dividenden. In den letzten drei Monaten verlor der Index Nasdaq 100, der die 100 wichtigsten Tech-Aktien enthält, rund einen Fünftel seines Werts.

Facebook-Konzernchef Mark Zuckerberg (38) gab selbst zu, dass er den Online-Boom am Anfang der Pandemie überschätzt und daher die Investitionen hochgeschraubt habe. Nun sei das Internet-Geschäft zu früheren Trends zurückgekehrt.


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