Der Facebook-Konzern Meta entlässt beim ersten grossen Stellenabbau seiner Geschichte mehr als 11'000 Angestellte. Das sind etwa 13 Prozent der Belegschaft, wie Konzernchef Mark Zuckerberg am Mittwoch mitteilte.
Meta steckt in einer Zwickmühle: Während weniger Geld durch das Kerngeschäft mit Online-Werbung reinkommt, gibt der Konzern immer mehr Milliarden für Zuckerbergs Vision einer virtuellen Welt unter dem Schlagwort Metaverse aus.
Die Börse machte mit einem Kurssturz nach jüngsten Quartalszahlen deutlich, wie wenig Anleger von dem Kurs halten. Jetzt folgt auf bereits angekündigte Sparmassnahmen der Stellenabbau. Die Aktie legte im vorbörslichen Handel zeitweise um rund vier Prozent zu.
Zuckerberg verwies darauf, dass er den Online-Boom am Anfang der Pandemie überschätzt und daher die Investitionen hochgeschraubt habe. Nun sei das Internet-Geschäft zu früheren Trends zurückgekehrt.
Zudem lasteten die schwächelnde Konjunktur und verstärkte Konkurrenz auf den Erlösen. Er übernehme die Verantwortung für die Entscheidungen und ihre Folgen. «Es ist ein trauriger Moment», schrieb Zuckerberg.
Ob sich das Metaverse mit der Zeit als nächste Computer-Plattform nach dem Smartphone etabliert, ist offen. Doch die Kosten sind jetzt schon real.
Allein im vergangenen Quartal verbuchte die Sparte Reality Labs, in der am Metaverse gearbeitet wird, einen operativen Verlust von knapp 3,7 Milliarden Dollar. Seit Jahresbeginn sammelte sich ein Fehlbetrag von 9,4 Milliarden Dollar an - bei einem Umsatz von 1,4 Milliarden Dollar in dem Bereich.
Zugleich bleibt weniger Geld in der Kasse hängen. Die Meta-Apps wie Facebook und Instagram warfen in den vergangenen neun Monaten einen operativen Gewinn von 32 Milliarden Dollar ab - ein Jahr zuvor waren es 41 Milliarden.
Anders gerechnet: Damals verheizte der Konzern knapp 17 Prozent im Vergleich zum operativen Ergebnis für das Metaverse, in diesem Jahr waren es bisher fast 30 Prozent. Zuckerberg kündigte bei Vorlage der Zahlen an, dass die Verluste der Reality Labs im kommenden Jahr noch «erheblich wachsen» würden.
Jetzt betonte der Facebook-Gründer, dass er Stellenstreichungen als letzten Ausweg sehe. Zuvor seien anderswo Kosten gedrückt worden, etwa durch kleinere Büroflächen. Mitarbeitende, die grösstenteils ausserhalb der Büros arbeiteten, sollten sich nun Schreibtische teilen. Bis zum Ende des ersten Quartals 2023 gelte ein weitgehender Einstellungsstopp.
Der Job Abbau werde sowohl das lukrative App-Geschäft als auch die Reality Labs treffen, betonte Zuckerberg. Zahlen zu verschiedenen Bereichen gab es nicht.
Zugleich bekräftigte seinen Glauben daran, dass bei Meta die Zukunft entwickelt werde. «Ich glaube, dass wir heute als Unternehmen zutiefst unterschätzt werden.» Bei Meta werde «historisch wichtige Arbeit» geleistet.
Die Stellenstreichungen bei Meta folgen wenige Tage nach einem Kahlschlag bei Twitter, wo unter dem neuen Chef Elon Musk rund die Hälfte der etwa 7500 Beschäftigten gehen musste. Diese radikale Dimension mag an den Vorstellungen des Tech-Milliardärs für den Kurznachrichtendienst liegen. Doch anderswo in der Tech-Branche rächten sich zu optimistische Erwartungen nach der Corona-Krise.
Ein Beispiel ist der Fitnessgeräte-Anbieter Peloton, wo man nach Lieferengpässen auf dem Höhepunkt der Pandemie glaubte, dauerhaft Fitnessstudios ersetzen zu können. Doch der Trend hielt nicht, und Peloton musste den Bau einer zusätzlichen Fabrik teuer stoppen sowie mehrere Tausend Mitarbeitende entlassen. Zuletzt strich unter anderen der Chipkonzern Intel Stellen. (kae/SDA)