«Mitten in der Nacht festgestellt, dass ich gefeuert wurde»
Schweizer Twitter-Manager wird Opfer von Musk-Hammer

Seit Elon Musk bei Twitter das Sagen hat, herrscht ein anderer Ton. Nachdem er in der Chefetage aufgeräumt hatte, folgte am Freitag eine weitere Massenentlassung. Betroffen ist auch der Schweizer Michaël Jarjour (38). Per E-Mail erhielt er die Kündigung.
Publiziert: 04.11.2022 um 18:49 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2022 um 11:15 Uhr
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Am Freitag kam es bei Twitter zu einer Massenentlassung. Betroffen davon war auch ein Schweizer Senior Partner Manager.
Foto: AFP

Seit Multimilliardär Elon Musk (51) den Kurznachrichtendienst Twitter übernommen hat, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Musk räumt auf – und zwar, was das Zeug hält. Nachdem der Tesla-Chef bereits einen grossen Teil der Chefetage rausgeschmissen hatte, folgte am Freitag der nächste Knall: Musk entliess Tausende seiner Mitarbeiter. Medienberichten zufolge soll Musk 3700 der rund 7500 Twitter-Angestellten auf die Strasse gestellt haben.

Von der Massenentlassung betroffen ist auch der Schweizer Journalist Michaël Jarjour (38) alias @derjarjour, wie die «Handelszeitung» berichtet. Seit knapp zwei Jahren war der Medien-Manager als Senior Partner Manager bei der Plattform tätig. Buchstäblich über Nacht erfuhr Jarjour, dass für ihn ausgezwitschert ist. «Ich bin mitten in der Nacht aufgewacht, bin aufgestanden, um mehr Wasser zu holen, habe auf mein Telefon geschaut und festgestellt, dass ich gefeuert wurde», twitterte Jarjour, der früher auch für die «NZZ» und das SRF tätig war.

Kündigungs-E-Mail landete bei einigen im Spam-Ordner

Dass die Kündigung für den Journalisten ein herber Schlag ist, zeigt sein sichtlich emotionaler Tweet. Er lese gerade die Abschiedsthreads des Tweets und sei «voller Liebe für diese Leute». «Was für eine tolle Truppe, ich habe buchstäblich Tränen in den Augen», so Jarjour, der inzwischen seinen Namen auf «Michaël is a Twit no more» (so viel wie: Michaël gehört nicht mehr zu Twitter) abgeändert hat.

«A Twit no more…»: Neues Profil von Michaël Jarjour.
Foto: Twitter/derjarjour

Wie die Zeitung weiter schreibt, habe Jarjour bereits am Vorabend nervös auf ein solches E-Mail gewartet – und schaute dafür gar im Spam-Ordner nach. «Zum Lachen: Ich habe auf der Suche nach dieser E-Mail sogar im Spam nachgesehen», twitterte er am Abend zuvor. Das Unternehmen habe ihren Mitarbeitenden gar geraten, dies zu tun.

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Trotz Kündigung aus heiterem Himmel bleibt der Schweizer seinem Ex-Arbeitgeber gegenüber aber loyal. Nachdem die amerikanische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez behauptet hatte, ihr Profil würde nicht mehr richtig funktionieren und sie Kritik an Musk geübt hatte, bot er ihr Paroli: «Sorry, aber Verschwörungstheorien zu verbreiten, ist dumm», twitterte Jarjour unter ihren Post. Dieser Fehler sei vielmehr das Ergebnis eines Teams, das im Büro schlafe und rund um die Uhr arbeite unter der Drohung, gefeuert zu werden.

Um Protesten vorzubeugen: Büros blieben am Freitag geschlossen

Um eventuelle Protestaktionen Entlassener auszuschliessen, blieben die Büros am Freitag geschlossen. Zudem wurden sämtliche Zugangskarten deaktiviert, wie in einem an Mitarbeiter verschickten E-Mail mitgeteilt wurde. «Wenn Sie in einem Büro oder auf dem Weg in ein Büro sind, kehren Sie bitte nach Hause zurück.» Die Massnahme solle die Sicherheit der Mitarbeiter sowie der Twitter-Systeme und der Nutzerdaten gewährleisten.

Damit wollte Twitter wohl verhindern, dass es zu einem Zwischenfall wie vor fünf Jahren kommen könnte. Im November 2017 deaktivierte ein Mitarbeiter an seinem letzten Arbeitstag den Twitter-Account des damaligen US-Präsidenten Donald Trump (76). Es dauerte rund zehn Minuten, bis der Account wieder online war.

Im Rundmail hiess es weiter, der Stellenabbau sei «unglücklicherweise notwendig, um den Erfolg des Unternehmens in der Zukunft sicherzustellen». Für die Twitter-Mitarbeitenden war das Rundmail die erste offizielle Kommunikation, seit Musk am Donnerstag vergangener Woche den 44-Milliarden-Dollar-Kauf abgeschlossen hatte, wie unter anderem die «Washington Post» berichtete.

Musk hat bereits Sammelklage am Hals

Ursprünglich sei für den Freitag darauf eine allgemeine Zusammenkunft mit Musk angekündigt gewesen. Diese sei abgesagt worden – genau wie ein späterer Termin dafür, hiess es unter Berufung auf Mitarbeiter.

Musks Massenentlassung bleibt für den SpaceX-Chef aber nicht ohne Konsequenzen. Am Donnerstag wurde bereits im Namen mehrerer Mitarbeiter eine Sammelklage in San Francisco eingereicht. Der Vorwurf: Twitter soll mit mangelhafter Kommunikation rund um die Entlassungen gegen das kalifornische Arbeitsrecht verstossen haben.

Wie es für den Schweizer Michaël Jarjour weitergeht, ist noch unklar. Eine Interviewanfrage der «Handelszeitung» lehnte Jarjour aufgrund der Abfindungsverhandlungen ab. (dzc/SDA)

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