Die wichtigsten Antworten zum Rekordverlust der Nationalbank
Kann die SNB pleitegehen?

Das letzte Minus der Nationalbank liegt Jahre zurück – und war ein Klacks im Vergleich zum jetzigen Monsterverlust. Kann die SNB pleitegehen? Was bedeutet der Verlust für die Kantone und für jeden Einzelnen? Blick gibt die Antworten.
Publiziert: 09.01.2023 um 17:23 Uhr
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Aktualisiert: 09.01.2023 um 21:42 Uhr
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SNB-Präsident Thomas Jordan muss einen Rekordverlust hinnehmen.
Foto: AFP
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Das tiefrote Börsenjahr hat manche Anlegerinnen und Anleger um viel Geld gebracht – aber so viel Verlust wie die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat wohl keiner von ihnen eingefahren: 132 Milliarden Franken beträgt das Minus laut provisorischen Berechnungen der Nationalbank.

SNB-Präsident Thomas Jordan (59) muss damit einen historischen Verlust verzeichnen. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zum Riesenminus.

Wie kommt der milliardenschwere SNB-Verlust zustande?

Die SNB hält einen riesigen Berg an Fremdwährungen im Wert von zuletzt 800 Milliarden Franken. Wenn der Schweizer Franken gegenüber den Fremdwährungen zulegt, verliert dieser Devisenberg an Wert – und brockt der SNB einen Verlust ein. 2022 wurde der SNB vor allem der schwächelnde Euro zum Verhängnis.

Neben den Wechselkursen beeinflussen auch die Kapitalmärkte das SNB-Ergebnis. Weil die Aktienmärkte weltweit vergangenes Jahr in den Keller purzelten, ging es auch mit den SNB-Anlagen bergab.

Zu guter Letzt hat der Goldkurs einen entscheidenden Einfluss auf das SNB-Ergebnis. Immerhin lief es hier für die Nationalbank erfreulich: Ihr Goldbestand ist 0,4 Milliarden Franken mehr wert als vor Jahresfrist.

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Was bedeutet der Rekordverlust für Bund und Kantone?

Sie erhalten keine Ausschüttung. Die SNB schüttet jährlich bis zu sechs Milliarden Franken aus, ein Drittel davon an den Bund, zwei Drittel an die Kantone. Diese sechs Milliarden fehlen nun. Das hatte sich zwar abgezeichnet, dennoch hatten viele Kantone und auch der Bund zumindest mit einem Teil des Geldes budgetiert. Der Kanton Bern etwa hatte mit 320 Millionen Franken der SNB gerechnet. Dieses Geld fehlt und könnte dem Kanton ein tiefrotes Ergebnis statt einer schwarzen Null einbrocken.

Zuletzt mussten Bund und Kantone 2013 auf die SNB-Ausschüttung verzichten. Besonders bitter ist, dass Bund und Kantone ausgerechnet jetzt auf die SNB-Gelder verzichten müssen, wo die Wirtschaftsaussichten nicht mehr so rosig sind. Die Rezessionsangst geht um, es ist unwahrscheinlich, dass die Steuereinnahmen gerade jetzt ausserordentlich sprudeln und das SNB-Loch stopfen.

Was bedeutet der Verlust für mich persönlich?

Der Verlust hat keine direkten Auswirkungen. Indirekt kann sich das tiefrote Ergebnis aber durchaus bemerkbar machen. Im Kanton Bern etwa könnten für 2024 geplante Steuersenkungen für natürliche und juristische Personen durch das Ausbleiben der SNB-Millionen auf der Kippe stehen. Ausserdem hält die Kantonsregierung ihre Beamten an, Ausgaben im laufenden Jahr kritisch zu hinterfragen. Auch andere Kantone dürften ähnlich handeln, um durch die ausbleibenden SNB-Gelder nicht in die roten Zahlen abzurutschen.

Kann die SNB pleitegehen, wenn sie weiter Verluste schreibt?

Nein. «Der Verlust muss einem überhaupt keine Sorgen machen», betont Geldpolitik-Experte Fabio Canetg (34). Er hält es sogar für richtig, dass es die SNB gar nicht darauf anlegt, Gewinne zu schreiben: «Ihre Aufgabe ist es, die Inflation tief zu halten. Das hat sie geschafft.» Die Jahresteuerung 2022 lag in der Schweiz bei 2,8 Prozent – und damit deutlich tiefer als im Ausland.

Kommt hinzu, dass der SNB selbst nach ihrem Rekordverlust rund 65 Milliarden Franken Eigenkapital bleiben. «Sie könnte sogar über Jahre ein negatives Eigenkapital haben», erklärt Canetg. «Das würde ihre Handlungsfähigkeit nicht beeinträchtigen.»

Allerdings: Liegt das Eigenkapital einer Notenbank lange im roten Bereich, schadet das ihrem Ansehen an den Märkten. Das wird die SNB tunlichst zu vermeiden wissen.

Schreibt die SNB im neuen Jahr wieder Gewinne?

Prognosen sind schwierig, weil die Entwicklung der Aktienmärkte, des Goldpreises sowie der Frankenkurs einen grossen Einfluss haben. Unwahrscheinlich ist jedenfalls, dass Bund und Kantone bereits in einem Jahr wieder mit der Maximalausschüttung rechnen dürfen. Dafür müsste die SNB erst ihre Ausschüttungsreserve wieder auffüllen.


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