Da es die Touristen aus Übersee diese Saison nicht in die Schweiz schaffen, ruhen grosse Hoffnungen auf den Deutschen. Doch die Nachfrage aus dem Nachbarland sei zurzeit sehr verhalten, sagt Jörg Peter Krebs (54), Leiter Deutschland von Schweiz Tourismus. Ein Grund: Das Auswärtige Amt der Bundesrepublik warnt beispielsweise vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Kantone Genf und Waadt.
Für die Top-Regionen der deutschen Gäste – Graubünden, Tessin, Zentralschweiz, Berner Oberland und Wallis – gilt freie Bahn. Für die Herbstwochen lancierte Schweiz Tourismus eine Extra-Kampagne. Noch rechnet der Berner Jörg Peter Krebs, welcher in Frankfurt stationiert ist, mit einigen kurzfristigen Buchungen durch deutsche Gäste. «Dennoch gehen wir von einem Rückgang von gegen 30 bis 35 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2019 aus.»
Beliebter Ferienkanton Graubünden im Rückstand
Rund zehn Prozent aller Übernachtungen in der Schweiz stammten im Jahr 2019 von deutschen Gästen, das entspricht etwa 3,9 Millionen Übernachtungen in Hotels.
Im Pandemie-Jahr lockt es auch weniger deutsche Gäste nach Graubünden. Das ist der Kanton mit den meisten Gästen aus dem nördlichen Nachbarland.
Die deutsche Gästegruppe machte in früheren Jahren 16 Prozent der Logiernächte in Graubünden aus, wie Martin Vincenz (57), Chef von Graubünden Ferien sagt. Im Juli 2020 habe der Anteil der Deutschen nur acht Prozent betragen. Auch für den Herbst sei die Anzahl Anfragen und Buchungen deutscher Gäste bei den Hotels tendenziell immer noch tiefer als im Vorjahr.
Deutlich unter den Vorjahresmonaten
Immerhin: Dank der grossen Nachfrage von Schweizerinnen und Schweizern verbuchte Graubünden im Juli, dem letzten statistisch erfassten Monat, 13,2 Prozent mehr Logiernächte. Vincenz räumt aber ein: «In der Summe von Januar bis Juli 2020 fehlt uns im Kanton noch eine halbe Million Logiernächte im Vergleich zur Vorjahresperiode.»
Gesamtschweizerisch lag der Anteil der Logiernächte aus Deutschland diesen Juli und Juni mit rund zehn Prozent deutlich unter den Vorjahresmonaten mit etwas über 20 Prozent. Die entscheidenden Zahlen für den Ferienmonat August, als es auch keine Reiserestriktionen zwischen den Ländern gab, publiziert das Bundesamt für Statistik am kommenden Montag.