So chaotisch waren Ferien noch nie!
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Wieder neue Quarantäne-Länder:So chaotisch waren Ferien noch nie!

Schon wieder neue Quarantäne-Länder
So chaotisch waren Ferien noch nie!

Ferien in Europa sind derzeit so unsicher wie nie. Reiseveranstalter wissen nicht mehr, was sie ihren Kunden sagen sollen. Vieles passt im Moment einfach nicht zusammen. Wer in der Schweiz gebucht hat, hat derzeit auch weniger Sorgen.
Publiziert: 25.09.2020 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2020 um 21:20 Uhr
  • Schon wieder neue Quarantäne-Länder
  • Dauernd ändern Reiseregeln
  • Airlines streichen ständig Flüge
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Derzeit nicht nur bei Briten hoch im Kurs: Schweizer Reiseveranstalter empfehlen Türkei-Ferien, zum Beispiel Mugla.
Foto: Anadolu Agency via Getty Images
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Ulrich RotzingerWirtschaftschef

Es sind Herbstferien, und das Wetter schlägt um. Doch nicht die Kaltfront bereitet den Leuten Sorgen, sondern dass ihre Badeferien in letzter Minute platzen. «Reisende erleben derzeit Chaos-Tage», bestätigt Tim Bachmann (51), Chef von Hotelplan Suisse. So eine Situation wie in diesem Herbst habe er vor Corona noch nie erlebt. «Reisen müssen kurzfristig annulliert oder umgebucht werden.» Und das schon seit Wochen.

Es wird immer verrückter. Bis vor wenigen Tagen zählte Zypern zu den Reisedestinationen, die Gästen sorgenfreie Ferien in der Wärme versprachen. Doch nun erklärt die zypriotische Regierung die Schweiz zum Hochrisikoland. Wer für einen Kurzurlaub von 7 bis 14 Tagen auf die Insel reisen will, wird gar nicht erst ins Land gelassen – auch nicht mit negativem Corona-Test, der wie eine Quarantäne nun bei der Einreise obligatorisch ist. Laufend kommen weitere Länder dazu, für die Touristen aus der Schweiz ein zu grosses Risiko darstellen.

Wir wollen von Ihnen wissen: Was haben Sie auf Reisen im Ausland in den letzten Tagen erlebt? Von Maskenpflicht über Quarantäne-Regeln bis hin zu der aktuellen Lage an Badeorten – erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen, gleich unten im Formular.

Kurztrips in Nachbarländer nicht unbedenklich

Damit nicht genug. Belgien und Deutschland beispielsweise: Sie nehmen lediglich gewisse Regionen oder Kantone der Schweiz in ihren Risiko-Index auf. Wer etwa aus Freiburg oder der Waadt kommt – auch wenn man dort derzeit nur zu Besuch war – und in den Europa-Park in Rust (D) weiterfährt, der kann am Eingang des Freizeitparks eine böse Überraschung erleben. Ohne negativen Test wird man nach Hause geschickt. Fertig lustig, bevor der Spass überhaupt losging.

Dann gibt es auch noch Ferienländer wie Italien, mit ganz speziellen Einschränkungen. Die Behörden dort erlauben Reisenden nur das Tragen von chirurgischen Masken oder FFP2/FFP3-Masken ohne Ventil. Stoffmasken sind überhaupt nicht erlaubt, warnt die Swiss Flugreisende auf ihrer Webseite.

Das mit den Stoffmasken habe ich nicht auf dem Schirm gehabt, sagt Reiseprofi Max E. Katz (65), als BLICK ihn gestern vor der Abreise nach Mailand (I) sprach. «Ein Irrsinn, es herrscht Chaos!», sagt auch er. Katz ist Präsident des Schweizer Reise-Verbands SRV. Er weiss: «So unsicher waren Ferien in Europa noch nie.»

«Da blickt doch keiner mehr durch»

Seine Branche steht vor dem Abgrund. «Ständig sich ändernde Einreiseregeln und Quarantäne-Länder, da blickt doch keiner mehr durch», schimpft Katz. «Die Reiseplanung ist extrem schwierig. Alle sind verunsichert. Die Nerven bei unseren Kundinnen und Kunden liegen blank», sagt Katz, der in ständigem Kontakt mit den Reisebüros steht.

Erschwerend kommt hinzu: Auch die Schweiz nimmt weitere Ferienländer auf ihre Risiko-Liste. Zur Unzeit. Zur Herbstferienzeit. In den Kantonen Aargau, Basel-Landschaft und -Stadt, Luzern oder St. Gallen fangen die Schulferien heute an. Gestern wurde bekannt: Ab Montag gilt nun neu auch für Risiko-Rückkehrer aus Portugal, der Region Ligurien in Italien und Bretagne in Frankreich sowie Marokko zehn Tage Quarantäne-Pflicht.

Türkei, Ägypten und sogar Cancun möglich

Guter Rat ist teuer. Bachmann von Hotelplan hat Verständnis dafür, dass der Quarantäne-Wirrwarr «Touristen auf die Palme bringt», wie er sagt. Aktuell seien Badeferien zum Beispiel noch auf den griechischen Inseln, in der Türkei, Ägypten oder sogar in Cancun (Mexiko) möglich. Aber: «Wir können nicht garantieren, dass eine gebuchte Reise auch tatsächlich durchgeführt werden kann.»

Reisebüros geraten ins Schwimmen, aber auch Fluggesellschaften müssen improvisieren. «Oftmals sind die Airlines heute in der ungemütlichen Lage, dass sie zwar unbedingt fliegen möchten, um Cash zu generieren, aber die Planungssicherheit wegen der aktuellen Situation nicht wirklich gewährleistet ist», sagt Philippe Strässle (52), Chef vom Fluggastrechte-Helfer Airhelp Schweiz.

Neue Masche der Airlines

Er beobachtet eine neue Masche, nicht nur bei den Billigfliegern, wie er sagt. Auch angestammte Carrier streichen nicht ausreichend besetzte Flüge, informieren die Kunden aber erst wenige Tage vor Abflug darüber. Laut Strässle zögern die Airlines so die Ticket-Rückerstattung hinaus und verhindern, dass Fluggäste Alternativ-Flüge bei einem Mitbewerber buchen. «Wir sehen uns im Moment des Öftern mit solchen Fällen konfrontiert», so der Fluggastrechte-Helfer.

Auf der sicheren Seite ist, wer über ein Reisebüro eine Pauschalreise gebucht hat. Denn dieses garantiert die Rückzahlung. «Wir strecken das Geld vor, um dem Kunden die Reise zu erstatten. Danach fordern wir das Geld von Hotels und Airlines ein», heisst es bei Hotelplan. Das sei mit viel Aufwand verbunden.

Ausser Spesen, nichts gewesen

Verbands-Präsident Katz bestätigt: Die Reisebüros seien derzeit mit Umbuchen und Stornieren beschäftigt, verkaufen seit Wochen praktisch keine neuen Reisen mehr. Er sieht momentan nur eine Lösung: rasch vom Quarantäne-Regime für Risiko-Rückkehrer wegkommen und auf Schnell-Tests umzuschwenken. «Das gibt den Reisebüros und Kunden wieder ein Stück Planungssicherheit zurück.»

Bei Auslandsreisen heisst es weiter improvisieren. Oder sich alternativ in Schweizer Feriendestinationen umsehen. Zumindest Bergregionen dürfen auf einen goldenen Herbst offen.

Jetzt muss nur noch das Wetter mitspielen.

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