Die Shopping-Könige aus Thailand kaufen Globus
Der Chirathivat-Clan – knallhart und erfolgreich

Wer ist die mächtige thailändische Chirathivat-Familie, die den Globus übernimmt? Der in Thailand lebende Börsenguru Marc Faber kennt die Familie. Er sagt: «Im Geschäft sind sie knallhart und sehr tüchtig.»
Publiziert: 07.04.2024 um 18:47 Uhr
|
Aktualisiert: 07.04.2024 um 18:59 Uhr
1/5
Die Globus-Warenhäuser werden bald zu 100 Prozent der thailändischen Central Group gehören, die vom chinesisch-stämmigen Chirathivat-Clan kontrolliert wird.
Foto: Sven Thomann
221216_STUDIOSESSION_TOBIAS-STAHEL_648-Bearbeitet Kopie (1).jpg
Beat SchmidFester Mitarbeiter Blick

Ins Schwärmen gerät Marc Faber (78) nicht, wenn er über die schwerreiche Familie Chirathivat spricht, die mit ihrer Central Group die Schweizer Warenhauskette Globus komplett übernehmen will. «Sind eine der reichsten Familien Thailands und betreiben sehr erfolgreich Einkaufszentren und Handelsketten. Viel erfolgreicher als alle anderen», sagt Faber. Sie werden respektiert und sind «sehr tüchtig», aber auch «knallhart». 

Blick erreicht den Kultinvestor per Whatsapp-Anruf in Chiang Mai, einer Stadt im Norden Thailands. Dort lebt und arbeitet der bekannte Investor in einer riesigen Dschungelvilla. Dr. Doom, wie man ihn auch nennt, sagt, er habe Mitglieder der Familie persönlich kennengelernt. Besonders angetan scheint er von den Bekanntschaften nicht zu sein: «Sie sind wie alle Chinesen, die sehr reich sind: im Auftreten auf der arroganten Seite.» Die Chirathivats hätten als Geschäftsleute einen «sehr guten Ruf, aber auf persönlicher Ebene ... ich weiss nicht».

Die Chirathivats stammen aus China, wie die meisten erfolgreichen Geschäftsleute in Thailand. «Sie haben sich etabliert und gehören zur High Society, weil sie Geld haben», sagt Faber. Sie heiraten in andere chinesische Familien ein, die ebenfalls hohe Positionen im Geschäftsleben einnehmen. «Im Business sind sie erfolgreich, weil man sich auf sie verlassen kann. Ein Handschlag gilt.» Faber schätzt, dass rund 80 Prozent der thailändischen Wirtschaft von Chinesen kontrolliert werden. Das sei auch in anderen Ländern Südostasiens so. 

26 Kinder von drei Frauen

Die Shopping-Dynastie geht auf Tiang Chirathivat zurück, der 1927 aus der chinesischen Provinz Hainan ins damalige Siam auswanderte und sich in Bangkok niederliess. 1947 gründete er ein Importgeschäft, aus dem später die Central Group hervorging. Laut Wikipedia soll er mit drei Ehefrauen 26 Kinder gezeugt haben. Der Familienclan ist inzwischen auf 224 Nachkommen angewachsen, wie der Nachrichtendienst Nikkei recherchiert hat. 51 sind im Unternehmen engagiert. Das relativiert auch das märchenhafte Vermögen der Familie, das auf 12,4 Milliarden Dollar geschätzt wird. 

An der Spitze des Clans steht Tos Chirathivat (59), der CEO der Central Group ist. Einen ersten Schritt nach Europa unternahm die Familie 2011 mit der Übernahme der italienischen Warenhausgruppe La Rinascente. Seit 2019 gehören ihnen je zur Hälfte die Globus-Kette in der Schweiz sowie weitere Warenhäuser in Deutschland (KaDeWe) und Grossbritannien, Irland und den Niederlanden (Selfridges, Arnotts, Brown Thomas, de Bijenkorf). Derzeit verhandeln Vertreter der Central Group über die Übernahme der restlichen 50 Prozent. Diese gehören der inzwischen insolventen Signa-Gruppe des gescheiterten Immobilien-Tycoons René Benko. 

Wie kommt es, dass die knallharten Händler aus Bangkok mit dem Finanzjongleur aus Österreich gemeinsame Geschäfte gemacht haben? Sind sie auf den Wunderwuzzi aus Innsbruck hereingefallen? Marc Faber sagt: «Ich habe Benko auch kennengelernt und bin von seiner Persönlichkeit ziemlich beeindruckt gewesen.» Er habe ihn bei einem Seminar in Kitzbühel (A) während des Hahnenkammrennens getroffen, wo er einen Vortrag hielt. «Benko wusste, dass ich in Thailand lebe. Ich vermute, er wollte mich einspannen, um mehr über die thailändische Familie zu erfahren. Aber zu einer Geschäftsbeziehung ist es nicht gekommen.» 

Nein, er glaube nicht, dass sich die Chirathivats von Benko haben über den Tisch ziehen lassen, sagt Faber. Der Börsenguru ist überzeugt, dass die Thailänder die Deals so gewollt haben. Es sind Profis, die «sehr tiefe Taschen» haben, wie Faber sagt. «Wenn Sie den Globus kaufen, dann können sie etwas draus machen.» Und sie können es sich auch leisten. Das Engagement sei für sie «minimal». 

Nach dem Gespräch erreicht uns ein E-Mail von Marc Faber. Darin schreibt er: «Einen Punkt, den ich klarstellen möchte: In den Schwellenländern werden Geschäfte anders abgewickelt als in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. In der Regel werden bei jedem Vertrag braune Umschläge mit Geld überreicht usw. Ich will damit nicht sagen, dass die Central Group korrupt ist, sondern dass das Geschäftsumfeld ganz anders ist als in westlichen Ländern.»

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.