Omikron verbreitet sich rasant. Diese Coroona-Variante ist so verändert, dass sich Geimpfte und Genesene häufiger anstecken als bei der Delta-Variante. Zudem versagen bei Omikron bestimmte, aufwendig entwickelte Medikamente. Doch einige neuere Präparate machen durchaus Hoffnung.
Nach einer im Fachmagazin «Cell» veröffentlichten Studie, scheinen mehrere Präparate bei Omikron ihre Wirksamkeit einzubüssen. Dabei geht es um die meisten der zugelassenen und gegen frühere Varianten wirksamen Medikamente auf Antikörper-Basis.
Die grosse Übersicht
Antikörper bildet der menschliche Körper nach einer Impfung oder Infektion. Sie können an das Virus binden und es ausschalten. Antikörper können auch biotechnologisch hergestellt werden, um damit Infizierte zu behandeln. Weil das Omikron-Virus gegenüber früheren Varianten deutlich verändert ist, können Antikörper – körpereigene oder als Medikament hergestellte – die Infektion aber nicht mehr so gut bekämpfen.
Casirivimab und Imdevimab, Etesevimab und Bamlanivimab
Auf diesen Antikörper-Präparaten ruhte zunächst die grosse Hoffnung. Bei früher Gabe sollten sie schwere Verläufe verhindern. Bei Omikron gilt die Wirkung nun als reduziert.
Sotrovimab
Gemäss Studien hemmt das neue Antikörper-Präparat Omikron. Die Wirksamkeit scheint besonders in einem frühen Krankheitsstadium sehr hoch zu sein. Das vom Tessiner Humabs Biomed entdeckte Corona-Medikamentmwird von britischen Pharmakonzern GSK vertrieben. Dieses empfiehlt auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Bund hatte Mitte Juli 3000 Dosen Sotrovimab reserviert.
Dexamethason
Das entzündungshemmende Medikament gehört bei schwerem Verlauf zur Standard-Behandlung. Es hilft auch, wenn man es erst in einem späten Krankheitsstadium einsetzt. Weiter verabreicht werden auch Interleukin-6-Antagonisten wie Tocilizumab, die auch die Entzündungsreaktion blockieren und die ursprünglich für rheumatische Erkrankungen entwickelt wurden.
Baricitinib
Auch sogenannte Januskinase-Inhibitoren werden als wirksam betrachtet. Dieses Mittel wird schon länger auch bei Covid-19 angewendet und wird nun auch von der WHO empfohlen. Zudem werden weiter Blutverdünner verabreicht, um Thrombosen, Schlaganfällen und Infarkten vorzubeugen.
Paxlovid und Molnupiravir
Die ersten Pillen gegen Corona. Auf den neuen antiviralen Arzneimittelnruhen ruhen viele Hoffnungen. Paxlovid wird derzeit von Swissmedic überprüft. «Molnupiravir wird voraussichtlich spätestens bis im Januar 2022 zur Verfügung stehen», teilte das Bundesamt für Gesundheit im November 2021 mit.
Remdesivir
Ursprünglich wurde das Medikament gegen das Ebolavirus entwickelt. In der Schweiz ist es seit Ende 2020 befristet gegen Corona zugelassen und wird weiter eingesetzt. Es wirkt ebenso gegen Omikron und zeigte in Studien einen etwa 80-prozentigen Schutz vor schweren Verläufen. Anders als die orale Therapie mit Paxlovid und Molnupiravir muss Remdesivir weiter intravenös als Kurzinfusion gegeben werden. Das geht aber ambulant.
Evusheld
Vor allem vorbeugend soll das (in der Schweiz noch nicht zugelassene) Antikörper-Präparat eingesetzt werden – das laut Hersteller Astrazeneca auch gegen Omikron wirksam ist. Es muss nicht wie bisherige Antikörper im Spital über die Vene verabreicht werden, sondern kann einmalig in den Muskel gespritzt werden und soll sechs bis zwölf Monate wirken.
Das Medikament ist aber erheblich teurer als die Impfung, vor allem aber regt es den Körper nicht dazu an, eigene Antikörper zu bilden. Es sei nur geeignet für Menschen, die eine Impfung nicht vertragen oder keine Antikörper bilden können. Die Impfung bleibe das wirksamste Mittel, betonen Experten immer wieder.
Ronapreve
Das Antikörper-Medikament hat am 23. Dezember 2021 eine Zulassung von Swissmedic erhalten. Es ist gemäss Mitteilung Swiss National Covid-19 Science Task Force vom 6. Januar «das Antikörpermedikament der Wahl bei Infektionen mit der Omicron-Variante» bei ambulanten Patienten, die nicht oder schon vor längerem geimpft worden sind und einen milden Verlauf zeigen. Auch bei über 80-Jährige und Risikopatienten sei es zu empfehlen.
In Deutschland hat man dagegen eine reduzierte Wirkung von Ronapreve gegen Omikron festgestellt. «Dieser Antikörper ist ein Auslaufmodell, er wird bei Omikron nicht mehr verwendet werden können», sagt der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing, Clemens Wendtner, der 2020 die ersten Corona-Patienten in Deutschland behandelt hatte. (SDA/gif)