Gute Nachrichten für Risikopatienten. Novartis und sein Biotech-Partner, Molecular Partners aus Schlieren ZH, haben in ihrer Phase-II-Studie mit dem Corona-Kandidaten Ensovibep die gesteckten Ziele erreicht. Das Schweizer Medikament habe die Virenlast klar reduziert, teilten die beiden Unternehmen am Montag mit.
Die Studie zeigt auf, dass die Hospitalisierungen signifikant zurückgingen, um rund 80 Prozent. Auch ist kein Patient, der Ensovibep verabreicht bekam, gestorben. «Ein unglaubliches Gefühl», sagt Patrick Amstutz (45), CEO von Molecular Partners. «Wir arbeiten seit 20 Jahren an dieser Technologie, diese Resultate sind eine Genugtuung für uns und zeigen, dass unsere und die Investitionen unserer Partner nicht umsonst waren.»
Ensovibep basiert auf kleinen Proteinen, sogenannten DARPins. Sie docken am Spike-Protein des Virus an und blockieren es. Es kann so nicht mehr in die menschlichen Zellen eindringen und wird neutralisiert. Dadurch wird man schneller wieder gesund. Ensovibep ist das erste Medikament weltweit, das auf dem Darpin-Ansatz basiert und das Spike-Protein des Virus an verschiedenen Stellen gleichzeitig angreift und neutralisiert.
Aktie zündet Kursfeuerwerk
Die guten Nachrichten widerspiegeln sich auch an der Börse. Der Handel mit der Molecular-Aktie startete wie eine Rakete – mit einem Feuerwerk. Kurz nach 10 Uhr lag das Kursplus bei fast 30 Prozent auf 19,74 Franken. Damit hat sich der Kurs seit dem Forschungsrückschlag im November nahezu verdoppelt.
Auch die Novartis-Aktien gehören mit einem Plus von 0,8 Prozent zu den gefragtesten Blue Chips zu Wochenbeginn. Der Gesamtmarkt (SPI) fällt zeitgleich am Montag um 0,5 Prozent zurück.
Novartis strebt nun eine Notfallzulassungsverfahren der U.S. Food and Drug Administratioen (FDA) an. Mit diesem Schritt übernimmt der Pharmariese laut Mitteilung die Verantwortung für die Entwicklung, die Herstellung, den Vertrieb und die Kommerzialisierung von Ensovibep. Sobald die Zulassung da ist, kann das Medikament eingesetzt werden
Molecular Partners bekommt von Novartis eine Zahlung von 150 Millionen Franken von und hat Anspruch auf eine Lizenzgebühr von 22 Prozent auf den Umsatz von Ensovibep in kommerziellen Gebieten.
Braucht es mit diesem Medikament die Impfung noch?
Mit so einem Medikament liegt die Frage natürlich nahe, ob man sich denn überhaupt noch impfen muss. «Unbedingt. Impfen würden wir immer als erste Massnahme voranstellen», sagt Amstutz. Es sei die kostengünstigste und am breitesten anwendbare Methode, das Virus einigermassen in Schach zu halten.
Bei Riskopatienten aber, die sich trotz Massnahmen wie Maske oder Distanz halten anstecken, oder bei Patienten, die sich nicht impfen lassen könnten, ist das Medikament die nächstbeste Möglichkeit.
Für alle anderen, die sich mit Covid infizieren, sei die Einnahme nicht notwendig, weil sie das Virus auch ohne Medikament überstehen. Künftige Studien würden aber noch mehr Resultate liefern, sagt Amstutz, zum Beispiel über die Infektiosität. Es wird sich zeigen, ob Ensovibep vielleicht auch bei infizierten Personen dafür sorgen kann, dass sie weniger oder keine Leute mehr anstecken, oder wie weit das Medikament Long Covid vorbeugen kann.
Bund hat schon 200'000 Dosen bestellt
Der Bund investierte ebenfalls rund zehn Millionen in die Entwicklung des Schweizer Medikament und sicherte sich so den Zugang zum Medikament. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat sich bereits im Sommer 2020 200'000 Dosen des Mittels gesichert und ein Recht auf Lieferung von bis zu drei Millionen weiteren Dosen. (SDA/cny)