Deutsche hässig auf Schweizer Einkaufstouristen
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Die Einkaufstouris sind los
Erste Schnäppchenjäger kaufen bereits fleissig ein

Mit der Öffnung der Grenzen zu Österreich, Deutschland und Frankreich kehren auch die Einkaufstouristen zurück. Davon profitieren vorerst vor allem Lebensmittelläden, Apotheken und Drogerien.
Publiziert: 15.06.2020 um 18:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2020 um 00:34 Uhr
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In Jestetten (D) freut sich Max Egger (71), endlich wieder beim Italiener einzukehren.
Foto: Matthias Kempf

Die Zwangspause für Schweizer Schnäppchenjäger ist zu Ende. Ab heute sind die Einkaufstouristen wieder los. Die Grenzübergänge sind wieder offen. Die Autos rollen im Akkord durch den Zoll. In Konstanz (D), Weil am Rhein (D) und Dornbirn (Ö) hört man wieder Schweizerdeutsch.

Max Egger (71) freut sich. Seine Lieblingsdestination ennet der Grenze ist ein italienisches Restaurant in Jestetten (D). «In der Schweiz muss man ja beinahe eine Hypothek aufnehmen, um auswärts essen zu gehen», sagt der Rentner aus Zürich. Das findet auch eine Schweizerin, die sich in Weil am Rhein (D) eindeckt. «Die letzten Monate waren finanziell schwierig für uns», so die Dame. «Jetzt haben wir ein grosses Stück Freiheit wieder», erzählt eine Dritte. Sie war in den letzten Wochen dazu gezwungen, einen strikten Menüplan zusammenzustellen. Denn das Geld war knapp.

Die gleiche Erfahrung machte Omed Akahel (21) aus Zürich. Er sucht eine Lehrstelle – ein schwieriges Unterfangen in Corona-Zeiten. Die letzten Monate haben das Budget stark belastet. «Wir haben Parfüm und Lebensmittel gekauft», sagt Akahel in Jestetten (D). «Viel Fisch und Gemüse für die ganze Familie. Das Auto ist voll.»

Jetzt ist die Grenze in Chiasso wieder offen
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Einkaufstouristen freuen sich:Jetzt ist die Grenze in Chiasso wieder offen

«Der Einkauf in der Schweiz ist für uns Rentner zu teuer»

Auch die grenznahen Orte in Italien rüsteten sich für die Einkaufstouristen. Ali Sendil (54) aus Como, Wirt der Vecchia Tavernola am Comer See, freut sich auf die Schweizer Gäste. «Sie machen rund 60 Prozent meiner Kundschaft aus.» Wie gewohnt wird allerdings der Besuch kaum. «Erst werden die Hände desinfiziert, dann messe ich ihre Körpertemperatur. Wer Fieber hat, darf nicht ins Lokal», erklärt Ali Sendil. Und: Bestellen müssen die Gäste über eine App.

Piero (73) und Rita Spadero (72) aus Vacallo TI haben nach dreimonatiger Shopping-Pause ihren Einkaufswagen beim Supermarkt Bennet ordentlich gefüllt. «Wir sind überglücklich, dass sie die Grenzen wieder geöffnet haben», sagt Rita und ihr Ehemann fügt hinzu, «auch, weil der Einkauf in der Schweiz für uns Rentner zu teuer ist.»

Corona-Regeln in Deutschland

Erfreut über die neue Freiheit zeigen sich auch die Händler. Das berühmte Einkaufscenter Lago in Konstanz hat heute Montag einen Umsatzsprung gemacht. «Wir haben circa 20 Prozent mehr Besucheraufkommen als an einem durchschnittlichen Montag», sagt Center-Manager Peter Herrmann. «Davon profitiert hat zunächst vor allem der Kurzfristbedarf – Lebensmittel, Drogerie, Apotheke.»

Der ganz grosse Run auf den Euroraum blieb aber aus. Vorerst zumindest. «Wäre die Grenzöffnung auf einen Samstag gefallen, wäre ein Ansturm wahrscheinlicher gewesen», sagt Herrmann. Und: «Zum Wochenende hin erwarten wir, dass durch die Grenzöffnung die Umsätze auch bei den Bekleidungsgeschäften wieder steigen werden.»

Wer die Überquerung der Grenze wagt, muss mit strengen Hygienevorschriften rechnen. Im öffentlichen Verkehr und in Supermärkten oder Einkaufszentren gilt in Deutschland nach wie vor eine strikte Maskenpflicht. Auch in der Gastronomie müssen sich Schweizer auf eine strengere Gangart als hierzulande gefasst machen. Ohne Angabe von Kontaktdaten gibt es in deutschen Restaurants kein Weizen. Lockerer ist in Deutschland einzig der Mindestabstand. Dieser beträgt nur 1,5 Meter.

Schweizer als Umsatzgarant

Bei der Rückkehr in die Schweiz müssen Einkaufstouristen eine Änderung beachten. Ausfuhrzettel zur Rückerstattung der Mehrwertsteuer müssen neuerdings bereits ausgefüllt dem deutschen Zoll zum Abstempeln gebracht werden. Kugelschreiber und Plätze zum Ausfüllen werden nicht mehr zur Verfügung gestellt.

Und die Leidtragenden der Situation? Das ist der Schweizer Detailhandel. Während des Lockdowns florierte das Gewerbe in Kreuzlingen, weil die nahe Konkurrenz ausgeschaltet war.

Wie wichtig die Schweizer Einkaufstouristen sind, zeigt auch die Aussage von Claudius Marx. Er ist Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Hochrhein-Bodensee. Gemäss Marx bangten viele Händler in Süddeutschland um ihre Existenz, weil die kaufkräftigen Eidgenossen nicht mehr kommen durften. In Baden-Württemberg beklagte ein Viertel der Geschäfte einen Umsatzrückgang von bis zu 80 Prozent. (ste/ise)

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