Menschen aus den Nachbarländern konnten wegen der Grenzschliessungen nicht mehr einfach so in Baden-Württemberg shoppen gehen. Um die Grenze zu passieren, brauchte es einen triftigen Grund. Die Umsätze vieler Händler in Süddeutschland sanken dramatisch, weil zahlreiche Schweizer Einkaufstouristen fehlten. Erst ab kommenden Montag, wenn die Grenzen wieder völlig offen sind, darf mit der beliebten Klientel aus dem Alpenland gerechnet werden.
Im Lebensmitteleinzelhandel seien Umsatzrückgänge zwischen 30 und 60 Prozent festgestellt worden, sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein-Bodensee, Claudius Marx. «Viele Händler fürchten um ihre Existenz, sollten die Grenzen zur Schweiz nicht bald wieder vollständig geöffnet werden.» Das Gleiche gelte für Gastronomie, Hotellerie und zahlreiche Dienstleistungen, deren Geschäftsmodell den unmittelbaren Kontakt zum Kunden voraussetze.
Drastische Umsatzeinbrüche
Im vergangenen Jahr hätten Kunden aus der Schweiz in den Landkreisen Lörrach, Waldshut und Konstanz für rund 1,5 Milliarden Euro eingekauft, sagte Marx. «Wie hoch sich der Schaden am Ende der Coronavirus-Pandemie aufsummieren, und ob und wie viele Insolvenzen es auf dem Weg dahin geben wird, ist im Moment schwer absehbar.» Eine Umfrage des Handelsverbands Baden-Württemberg ergab kürzlich, dass knapp ein Viertel (23 %) aller Händler im Land einen Rückgang bis zu 80 Prozent verzeichnet, wie der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Utz Geiselhart sagte.
Mehr zum Einkaufstourismus
Die deutschen Detailhändler setzten nun auf eine hohe Nachfrage, wenn die Grenze vom 15. Juni an wieder geöffnet ist. Für die Mitarbeiter des Zolls waren die vergangenen Wochen dagegen eine Entlastung, denn viele Service-Schalter waren geschlossen. Dort werden die Formulare bearbeitet, mit denen sich Einkaufstouristen aus Nicht-EU-Ländern die Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen können. Die Zoll-Mitarbeiter hätten in der Zeit den gewerblichen Warenverkehr unterstützt, sagte ein Sprecher der Generalzolldirektion in Bonn. (SDA)