Auf einen Blick
- Demeter-Betrieb erhielt 13 Tonnen Rüebli zurück
- 4,5 Tonnen Karotten doch noch verkauft, davon 3 Tonnen als Spende
- Hof-Betreiber erfreut, aber: «Solche Einbussen treffen uns.»
Die Empörung war gross: 18 Tonnen Rüebli produzierte der Demeter-Betrieb Gut Rheinau für den Detailhandel. Der Zürcher Hof erhielt aber 13 Tonnen wieder zurück. Der Grund: Die Karotten waren mangelhaft, entsprachen nicht den Vorgaben des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten. So sind krumme, verfärbte oder gebrochene Rüebli unerwünscht.
Die Blick-Community reagierte auf den Bericht über den Fall mit viel Unverständnis. In den Kommentaren fielen Bezeichnungen wie «echte Schande», «verwöhntes Volk» oder «Wohlstandsproblem».
4,5 Tonnen Rüebli doch noch verkauft
Zumindest gibt es ein kleines Happy End: Die Genossenschaft Grassrooted nahm sich der übriggebliebenen Rüebli an und verkaufte sie am Freitag und am Samstag an ihrem Standort Rampe 5 in Zürich. Die Bilanz: Insgesamt 4,5 Tonnen Karotten fanden Abnehmende, wie die Organisation auf Anfrage von Blick mitteilt. Demnach haben Kundinnen und -kunden 1,5 Tonnen Rüebli für den Eigenbedarf gekauft. 3 Tonnen gehen als Spende an den gemeinnützigen Verein «Essen für alle».
5 Kilogramm Rüebli gabs für 19 Franken. Die Spende für die gleiche Menge kostete 13.50 Franken. Vom Gesamterlös geht der grösste Teil ans Gut Rheinau. Pro 5-kg-Paket bekommt der Betrieb – unabhängig davon, ob die Rüebli für zu Hause oder als Spende gekauft wurden – 12.50 Franken. Damit bekommt der Hof doch noch 11'250 Franken für die Karotten.
«Solche Einbussen treffen uns»
Über den unerwarteten Zustupf ist man beim Demeter-Betrieb sehr erfreut. «Einerseits hilft dies auf wirtschaftlicher Ebene. Andererseits konnten die Rüebli doch noch ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden», sagt Moritz Ehrismann (40) vom Gut Rheinau gegenüber Blick. Die restlichen 8,5 Tonnen Rüebli verwende der Hof nun als Tierfutter für seine Milchkühe.
Den finanziellen Schaden aus den nicht verkauften Rüebli stuft Ehrismann für den Gesamtbetrieb als tragbar ein. Durch seine Vielseitigkeit sei das Risiko breit verteilt. «Trotzdem treffen uns solche Einbussen, da die für den Anbau nötigen finanziellen Aufwände bereits geleistet wurden.»
Grosse Empörung bei der Kundschaft
Bei Grassrooted ist man einigermassen zufrieden mit dem Absatz. Aber: «Mit mehr Zeit wäre sicher mehr möglich gewesen. Sehr schade, dass die Rüebli bereits gewaschen wurden und deshalb nur zwei Wochen haltbar sind», sagt Co-Präsidentin Annika Lutzke (22). Eigentlich liessen sich Karotten gut lagern.
An den zwei Verkaufstagen ist Lutzke die grosse Empörung bei der Kundschaft aufgefallen. «Viele sagten uns, dass das nicht passieren dürfe. Leider ist es kein Einzelfall, sondern kommt immer wieder vor.»